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W&S Kolumne 9. November 2011

Haben Sie Vertrauen?

„Vater Staat“ ist ein sehr deutscher Begriff. Fürsorglich, bisweilen auch streng, aber immer gerecht – so stellen wir uns die Obrigkeit gerne vor, und so ordnen wir uns ihr bereitwillig unter. Das heißt aber nicht, dass wir uns – wie es sich für anständigen rebellischen Nachwuchs gehört – nicht dann und wann gegen ihn auflehnen.
Wieland Mundt.
Wieland Mundt.

Besonders dann, wenn aus unserem Vater Staat vermeintlich ein „Big Brother“ wird. Nehmen wir zum Beispiel den „Bundestrojaner“, vor dem kürzlich nach einer ungeprüften Lehrstunde durch den „Chaos Computer Club“ Viele mal so richtig Angst hatten. Es gehört zum schwer widerlegbaren Bauchgefühl der veröffentlichten Meinung in Deutschland, dass der „Überwachungsstaat“ Tag für Tag nichts besseres zu tun hat als darüber zu sinnieren, welche Daten er denn von seinen Bürgern noch so sammeln könnte. Damit einher geht die seltsame Erwartung, dass eben dieser Staat uns vor allem Übel schützen soll, obwohl wir ihm die zeitgemäßen Instrumente dafür regelmäßig verweigern.

Und so lief auch in der Debatte um die Nutzung des „Bundestrojaners“ einiges verkehrt. Mit den Fakten mochte sich kaum jemand belasten: richterliche Kontrolle, geringe Fallzahl, erwiesener Nutzen. Stattdessen schossen die politischen Schnellaufklärer erst mal los, ohne überhaupt zu wissen, ob sie das richtige Ziel vor dem Bug hatten.

Warum haben wir so viel Misstrauen? Tatsache bleibt: Eine reine Misstrauenskultur erstarrt und scheitert irgendwann. Sicherheit entsteht zwar auch durch Regeln, aber vor allem durch Vertrauen in das Verhalten von Menschen, die sie anwenden. Und das gilt längst nicht nur gegenüber „Vater Staat“, sondern auch in der Wirtschaft. Oder warum geben wir dem Unternehmen immer mehr Compliance-Pflichten auf, ohne die zur Erfüllung notwendigen Rechte und Instrumente des Datenschutzes sinnvoll anzupassen? Vertraut Euch!

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