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Hotspot der Branche

Als Hotspot der Brandschutzbranche bezeichnet der BHE seinen 5. Fachkongress Brandschutz, der am 24. und 25. März 2015 wieder in Fulda stattfand. Und mit rund 450 Teilnehmern war die Veranstaltung auch in diesem Jahr früh ausgebucht.

Ausgebuchte Veranstaltung: Das Interesse am BHE-Fachkongress Brandschutz war auch 2015 wieder groß.
Ausgebuchte Veranstaltung: Das Interesse am BHE-Fachkongress Brandschutz war auch 2015 wieder groß.

In Zusammenarbeit mit der Vereinigung zur Förderung des Deutschen Brandschutzes e.V. (vfdb) bot der BHE Bundesverband Sicherheitstechnik e.V. den Teilnehmern, die noch einen Platz ergattern konnten, neben einem umfangreichen zweigleisigen Vortragsprogramm auch wieder eine Fachausstellung mit 36 Anbietern von Brandschutzlösungen.

Die Besucher des 5. BHE-Fachkongresses Brandschutz nutzen die Möglichkeit, sich in 18 praxisnahen und zumeist neutralen Vorträgen aus verschiedenen Themenbereichen des Brandschutzes auf den neuesten Stand zu bringen. Auf der Agenda standen fachkundige Referenten, die ihr Expertenwissen rund um bewährte Lösungen, aber auch zu aktuellen Trends und neuesten Techniken aus den Bereichen Brandmeldetechnik, Sprachalarmierung, Rauch- und Wärmeabzug sowie Flucht- und Rettungswege teilten.

Simulationen für Entrauchung

So stellte Axel Riedner (TSM Ratingen) die Vernetzung unterschiedlicher Brandmeldezentralen mit gemeinsamer Feuerwehrperipherie vor. Am Beispiel des Business-Centers in Düsseldorf zeigte er dabei die Probleme bei der normengerechten Bewältigung baulicher Herausforderungen auf, und erläuterte, wie die Wünsche des Architekten mit der im Volksmund „Feuerwehrnorm“ genannten DIN 14675 zum fachgerechten Aufbau und Betrieb einer Brandmeldeanlage vereinbar wurden.

Der Ingenieur und Sachverständige Jürgen Siewert widmete seinen Vortrag der neuen Muster-Industriebaurichtlinie 2014. Sie bezieht sich auf die Mindestanforderungen für den baulichen Brandschutz im Industriebau, die rechnerisch erforderliche Feuerwiderstandsdauer und die Entrauchung. So müssen Produktions- und Lagerstätten mit mehr als 200 Quadratmetern Grundfläche zur Unterstützung der Brandbekämpfung entraucht werden. Dabei ist unter anderem ein automatisches Auslösen zum Beispiel durch Temperatur-Sensoren für natürliche Rauchabzugsgeräte vorgegeben. „Hier wird die Arbeit mit Simulationen schon bald an Bedeutung gewinnen“, ist sich Siewert sicher.

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Kritisch betrachtete er hingegen, dass es für Taster immer noch keine einheitliche Farbregelung gibt: „RWA-Taster haben orange immer noch nicht als Farbe vorgeschrieben.“ Dabei sei eine eindeutige Farbvergabe doch naheliegend: rot für Feuermeldung, gelb für Gas, blau für den Hausalarm und grün für Fluchtwege – und eben orange für die Rauch- und Wärmeabzugsanlagen.

Installationsanleitungen bringen Glück

Nur noch Stehplätze gab es, als Sascha Puppel vom gleichnamigen Sachverständigen- und Planungsbüro seinen Vortrag über typische Planungs- und Installationsfehler bei Brandmeldeanlagen begann. Aus den gezeigten Gerichtsfällen leitete er auch ganz konkrete Praxistipps für die anwesenden Errichter und Techniker ab. „Sichern Sie den Ereignisspeicher bei außergewöhnlichen Vorfällen wie einem Einbruch, Brand oder Überfall. Durch diese Dokumentation sind Errichter vor Gericht schon aus der Schusslinie gekommen“, war sein Fazit zu einem Fall, der sich anhand des Protokolls des Alarmsystems als mutwillige Zerstörung durch den Büro-Eigentümer beweisen ließ. Dass bei Umbauten darauf geachtet werden muss, dass die Brandmeldetechnik an die tatsächlichen örtlichen Gegebenheiten angepasst werden, zeigte sein Beispiel von einer Büro-Teilung mit einer Trennwand, bei der vergessen wurde, die Zwei-Melder-Abhängigkeit aufzuheben.

Puppel schilderte einen weiteren Fall, Stichwort „Tropfsteinhöhle“, bei dem der Haftpflicht-Versicherer grobe Fahrlässigkeit feststellte, und Planer und Errichter jeweils einen Teilschaden in Höhe von 36.000 Euro tragen mussten. Deshalb mahnte Puppel eindringlich: „Dokumentation ist wichtig. Unter Verträgen, Arbeitsberichten und Abnahmeprotokollen sollte deshalb auch nicht nur ein Feld für die Unterschrift stehen, sondern auch der Name der zuständigen Person – in lesbaren Druckbuchstaben!“ Ein weiterer Praxistipp zielte gegen die Arbeitsroutine, die zu Fehlern und dem Übersehen von neuen Besonderheiten führen kann. „Auch bei erfahrenen Errichtern bringt das Lesen von Installationsanleitungen kein Unglück!“

Hochsicherheitsnetz statt ISDN

Unglücklich dürfte hingegen so mancher Teilnehmer der BHE-Veranstaltung über die Abkündigung von ISDN (Integrated Services Digital Network, ein Standard für ein digitales Telekommunikationsnetz) sein, den die Telekom bis 2018 plant. Die All-IP-Migration des Festnetzes der Deutschen Telekom hat unweigerlich Auswirkungen auf die Übertragungstechnik aus Brandmeldeanlagen (BMA), die auf IP-basierte Netzinfrastrukturen umgestellt werden muss. Peter Breuer nutzte seinen Vortrag als Aufruf an die Errichter, sich mit dem Thema auch rund um Alarmanlagen zu befassen: In drei Jahren gebe es nur noch das schnelle IP-Netz und IP-Anschlüsse, und dem Kunden werde eine Vorlaufzeit von vier Monaten zur Umstellung eingeräumt. Martin Klimmasch von der Tochter-Firma Itenos zeigte auf, wie trotz nur einer Infrastruktur für alle Dienste für Sicherheit bei der Datenübertragung gesorgt werden kann: „Es wird mit Protect Service ein eigenes Internet nur für unsere Kunden geben, ein Hochsicherheitsnetz ohne Zugang zum Public Internet.“

Die breite Öffentlichkeit suchte hingegen Stefan Haug (Bosch Sicherheitssysteme), der mit der videobasierten Branderkennung sozusagen sein professionelles Steckenpferd vorstellte. Dabei präsentierte er nicht nur, wie in einer Turbinenhalle acht Kameras 30 Flammenmelder ersetzen oder in einem Schrägrollenlager Videokameras Wasserschäden vorbeugen können, sondern er ermöglichte auch einen Blick auf die technische Vorgehensweise. So kann die Flammen- und Raucherkennung fernab von Temperatur und Gasdetektion entweder über eine Videodatenbank und den Abgleich mit dem Echtbild erfolgen, oder aber über ein selbstlernendes System mit Algorithmen, die physikalische Kenngrößen für Flammen oder Rauch aufgreifen. Dabei zeigte Haug auch die Herausforderungen der Branderkennung über Videokameras auf: „Bei Wasserdampf, Rauch vor weißem Hintergrund oder starken Lichteffekten stößt die videobasierte Branderkennung derzeit noch an ihre Grenzen.“

Dynamische Fluchtweglenkung

An ihre Grenzen stößt auch die Fluchtweglenkung, wenn ein statisches Schild Personen beispielsweise direkt in ein verrauchtes Treppenhaus hineinführt. Ulrich Höfer von der Inotec Sicherheitstechnik GmbH stellte deshalb vor, wie eine dynamische Fluchtweglenkung für eine sichere Evakuierung im Brandfall sorgen kann. „Dabei ist die dynamische Fluchtweglenkung eine Ergänzung zur klassischen Sicherheitsbeleuchtung, sie kann diese nicht ersetzen“, betonte Höfer. Am Beispiel des Rathauses in Mülheim an der Ruhr zeigte er, wie die dynamischen Rettungszeichen mit Richtungsanzeige nicht nur den kürzesten Fluchtweg anzeigen, sondern dass bei Nicht-Fluchttüren auch ein blinkendes rotes X vor dem Zutritt warnt. Eine permanente Anpassung an die aktuelle Situation könne dadurch erreicht werden, wenn alle Rauchmelder auf die Fluchtweglenkung einwirkten. Auch die räumliche Platzierung von Notfallbeleuchtung und Leitsystemen sollte gut geplant werden: „Heißer Rauch macht die Deckenbeleuchtung unwirksam, es bleibt zum Atmen und zur Orientierung nur eine raucharme Zone von zirka 40 Zentimetern über dem Boden“, gab Höfer zu bedenken.

Neben der Evakuierung deckten weitere Vorträge unter anderem die Themen Sprachalarmierung, aktuelle Normen und Vorschriften, Alarmierungskonzepte, Gebäudeentrauchung, Melderlokalisierung, optische Signalisierung (DIN EN 54-23) Feuerschutzabschlüsse, Denkmalschutz und smarte Lösungen für Brandmeldetechnik ab. Eine Podiumsdiskussion zum Thema „Fernzugriff/Fernservice von Brandmeldeanlagen“ bildete den Abschluss des diesjährigen BHE-Fachkongresses Brandschutz.

Britta Kalscheuer

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