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Immer smarter

Es ist ein Grundbedürfnis der Menschheit, ihre Umwelt und ihren Besitz ausreichend zu schützen. Neue Technologien für Videoüber-wachung bieten hier eine ganze Reihe von Möglichkeiten: Intelligente Alarmeinstellungen, die den Wachdienst automatisch per Smartphone über einen Alarm informieren und gleichzeitig die passenden Bilder liefern, sind dafür vielleicht das naheliegendste Beispiel.

Martin Gren: „Während vor einiger Zeit noch der Pixelwert das A und O war, ist inzwischen die Bildnutzbarkeit ein weiterer wichtiger Punkt geworden.“
Martin Gren: „Während vor einiger Zeit noch der Pixelwert das A und O war, ist inzwischen die Bildnutzbarkeit ein weiterer wichtiger Punkt geworden.“

Doch hinter intelligenten Videoüberwachungs-systemen steckt noch viel mehr. Ein wichtiger Faktor beim Thema Videoüberwachung ist Bildqualität. Dass Netzwerkkameras hier gegenüber analogen Videokameras eine deutlich höhere Auflösung bieten, ist in der Branche inzwischen bereits bekannt. Während vor einiger Zeit noch der Pixelwert das A und O war, ist die Bildnutzbarkeit ein weiterer wichtiger Punkt geworden. Dank neuer Technologien können Netzwerkkameras auch unter erschwerten Bedingungen detailliertere Bilder liefern, beispielsweise bei geringer Beleuchtung oder schwieriger Umgebung. Die Voraussetzungen dafür sind eine höhere Prozessorleistung und ausgeklügelte Kamera-Software. Neue Netzwerkkameras bieten zum Beispiel per WDR (Wide Dynamic Range) einen erheblich größeren Dynamikbereich oder über die Lightfinder-Technologie eine extrem hohe Lichtempfindlichkeit mit Blendensteuerung.

Intelligentes Design für diskrete Überwachung

In manchen Bereichen ist eine diskrete, auf den ersten Blick nicht sichtbare Videoüberwachung hilfreich, beispielsweise im Bankbereich. Hier kamen bis vor kurzem nur analoge Kameras infrage, da die nötige Elektronik von digitalen Lösungen zu viel Platz in Anspruch nahm. Nun gibt es jedoch Alternativen aus dem digitalen Bereich. Hier wird die optische Einheit vom „Innenleben“ der Netzwerkkamera getrennt – beide sind lediglich über ein Kabel miteinander verbunden. Eine abgesetzte Montage ist mit bis zu acht Metern Entfernung möglich. Zum Einsatz kommen volldigitale Netzwerk-Pinhole-Kameras mit HDTV-Qualität etwa für Geldautomaten, in der abgehängten Decke eines Ladengeschäfts und überall sonst, wo diskrete Installationen gefragt sind.

Smarte Analysen schon für Basisfunktionen

Bei aller Begeisterung für umfangreiche Analysen der Videobilder sollten jedoch die Basisfunktionen der Netzwerkkameras nicht aus dem Blick geraten. Denn was nützt die beste Kamera, wenn vor der Linse ein Kaugummi klebt oder diese mit Lippenstift oder Sprühfarbe bemalt ist? Die moderne Zwei-Wege-Kommunikation bietet hier eine Alternative: Neue Netzwerkkameras senden automatisch Alarmmeldungen an das Wachpersonal, sobald die Geräte manipuliert werden oder andere Fehler auftreten. Auch die Videobewegungserkennung (VMD) hat gegenüber früheren Möglichkeiten deutlich aufgeholt: Heute kommt es nicht mehr zu Fehlalarmen, nur weil beispielsweise die Beleuchtung ein- oder ausgeschaltet wird.

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Weil Netzwerkkameras in zwei Richtungen kommunizieren können, lassen sie sich besonders gut mit anderen Geräten, wie Zugangskontrollen oder Verkaufsterminals, integrieren. Aufgrund der besseren Ausstattung und Prozessorleistung der Kameras laufen Personenzählung, Cross-Line-Detection und erweiterte Videobewegungserkennung als eingebettete Applikationen. Damit werden sogar anspruchsvolle Anwendungen möglich, die bis dato einen speziellen PC oder Server erforderten: Kennzeichen- und Gesichtserkennung oder volle VMS-Suites (Videomanagement-Software) können heute bereits innerhalb eines Kamerasystems realisiert werden. Es ist zu erwarten, dass in den nächsten Jahren noch zahlreiche weitere Anwendungen auf den Markt kommen werden, denn die offenen Anwendungsplattformen für Kameras bieten Software-Experten vielseitige Möglichkeiten für Entwicklungen.

Trends in der Datenspeicherung

Ein weiterer Faktor für die Weiterentwicklung von Netzwerkkameras sind die kontinuierlich wachsenden Speicherkapazitäten. So wird zum Beispiel die Edge-Storage-Funktion möglich, weil Speicher immer weniger Platz in Anspruch nimmt. In zehn Jahren könnte es theoretisch möglich sein, ein umfangreiches Videoarchiv in höchster Auflösung direkt in der Kamera abzulegen. Das VMS oder die Cloud werden dann nur noch als Backup für Aufnahmen in niedrigerer Auflösung dienen. Auch die Bedeutung des VMS wird sich verschieben: Zwar wird es für die Verwaltung von Installationen mit vielen Kameras nach wie vor eine wichtige Rolle spielen, doch bei kleineren Installationen werden Kamera-basierte Aufzeichnungen mit einer Cloud-Überwachungslösung schon bald die Norm sein.

Smartere Komprimierung?

Auch im Bereich Komprimierung gibt es neue Entwicklungen: In den Anfangszeiten der IP-basierten Überwachung wurden sämtliche Videos noch als einzelne JPEG-Dateien gespeichert. Dann folgte MPEG-4, allerdings mit geringem Erfolg, da der Aufwand deutlich den Nutzen übertraf. Als die deutlich leistungsfähigere H.264-Komprimierung auf den Markt kam und parallel dazu immer höhere Auflösungsraten gefordert wurden, war die Branche indes schnell bereit, umzusteigen.

Mittlerweile gibt es hervorragende Technologien, wie das H.264 Main Profile, die auch der Datenübertragungsrate zugute kommen. Doch bei vielen Anwendungen, etwa bei der Überwachung öffentlicher Räume, wünschen sich Anwender eine niedrigere Komprimierung, um mehr Details erkennen zu können. Bei Kameras mit höherer Auflösung steigt im allgemeinen auch das Bildrauschen, was die Komprimierung erschwert. Doch weil gleichzeitig auch die Speicherkosten fallen, entsteht bei vielen Anwendern der Wunsch nach niedrigerer Komprimierung.

Mittelfristig wird sich der erst kürzlich ratifizierte H.265-Standard wohl auch in der Videoüberwachung durchsetzen. Entscheidend dafür ist jedoch, dass die Datenübertragung dann tatsächlich weniger Bandbreite benötigt. Solange hier nur eine geringfügige Verbesserung möglich ist, bleibt die höhere Komprimierung für die Videoüberwachung uninteressant.

Mehr Intelligenz, mehr Sicherheit

Die genannten Technologie-Trends wirken sich direkt auf die Videoüberwachung und auf die tägliche Arbeit von Sicherheitsdiensten aus. Zahlreiche intelligente Anwendungen helfen, Bedrohungen rechtzeitig zu erkennen, neueste Kamera-Technik, Trends in der Hardware-Entwicklung und intelligente Software-Anwendungen spielen dabei intensiv zusammen.

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