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Videomanagement-Systeme

Kosten im Fokus

1.000 Kameras und mehr in einer Videoüberwachung - die Anzahl dieser Projekte ist rasant gestiegen. Das Management dieser Anlagen stellt Hersteller und Betreiber jedoch bei Errichtung und Wartung vor Aufgaben, die entweder personal- und kostenintensiv oder aber durch die Automatisierung wesentlicher Managementfunktionen zu lösen sind.

Videomanagement als Bestandteil der Infrastruktur.
Videomanagement als Bestandteil der Infrastruktur.

Großsysteme zeichnen sich zumeist durch einen erhöhten personellen und zeitlichen Aufwand in der Errichtung und Wartung aus. Die Bezeichnung Großsystem muss jedoch nicht allein aus der Anzahl der Kameras erfolgen. Merkmale, wie die Anzahl der zu integrierenden Gewerke oder die Menge der Nutzer und Arbeitsplätze können erheblichen Einfluss auf den Projektverlauf nehmen. Selbst eine Filialüberwachung mit wenigen Kameras, die jedoch räumlich weit voneinander entfernt sind, kann einen großen Aufwand in der Errichtung und Wartung auslösen.

Großsysteme haben jedoch einen gemeinsamen Nenner: Optimierungsmaßnahmen, die sich insbesondere durch wiederholte Aufgaben ergeben, sind anzustreben. Unter Verwendung der heutigen Technologien ergeben sich vielfältige Möglichkeiten, in Videomanagementsystemen optimierende Prozesse einzuführen, die schließlich alle zu einem störungsarmen und kostensparenden Betrieb der Anlagen führen.

Während die Errichtung Maßnahmen erfordert, um etwa große Mengen von Videoquellen oder Arbeitsplätze in Betrieb zu setzen oder Lagepläne und Meldungsreaktionen zu generieren, liegt der Schwerpunkt während des Betriebes in der Überwachung der Infrastruktur und Komponenten sowie in der Anpassungen und Erweiterung der Anlage.

Das Netzwerk

In Großsystemen ist das Netzwerk zumeist im Bestand des Kunden und in Verantwortung der jeweiligen IT-Abteilungen. Digitale Videosysteme sind dieser Zielgruppe oftmals nicht bekannt, und so führt der erstmalige Kontakt mit der immensen Menge von Videoströmen mit dem Netzwerk zu Übertragungsproblemen. Neben der Auslastung ist dabei auch zu beachten, dass Videoquellen technologisch Servern gleichzusetzen sind. Wo vorher wenige Server mit vielen Arbeitsplätzen kommunizierten, erfolgt bei IP-Video ein ständiges Senden vieler Server an wenige Clients. Hieraus ergibt sich in der heute verwendeten Ethernet-Technologie der Umstand, dass bei einer schon geringen Auslastung die Anzahl der Transport-Kollisionen stark erhöht wird. So sollten grundsätzlich nur Werte von weniger als 30 Prozent angestrebt werden, um hier eine Reserve vorzusehen.

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Ein weiteres Problem kann der von einigen Videosystemen verwendete Multicast-Transport sein, auch wenn dieser aus Datenschutzgründen für die Videoüberwachung nicht anzustreben ist. Multicast hat auch einen erhöhten Konfigurations- und Managementaufwand in der Infrastruktur zur Folge.

Digitale Videosysteme sind ohne Netzwerk nicht lebensfähig. Daher besteht eine absolute Notwendigkeit in der Prüfung der Verfügbarkeit. Entweder sind seitens des Kunden hier bereits 24/7-Bereitschaften vorgesehen, oder das Videomanagementsystem muss die Überwachung des Netzwerkes zumindest rudimentär übernehmen. Hier bietet sich das SNMP-Protokoll an, welches als Standard seit vielen Jahren in nahezu allen Netzwerkkomponenten bereitgestellt wird. Umgekehrt könnte das Management auch Statusinformationen aus dem Videosystem an die Netzwerktechnik via SNMP melden, wie etwa die Zustände von IP-Kameras oder Storagesystemen. Überdies bietet sich das Protokoll auch dazu an, ein Bandbreitenmanagement durchzuführen, wenn beispielsweise Beschränkungen in der Netzwerkauslastung bestehen und Kameraaufschaltungen an eine maximale Übertragungsrate anzupassen sind.

Die Subsysteme

Videomanagementsysteme sind keine Insellösungen. Die Vielfalt der Probleme aller technischen Einrichtungen eines Gebäudes in Verbindung mit dem Kameraauge vor Ort bietet eine Vielzahl von Synergien, wie etwa die Ruftaste der Sprechanlage eine Aufschaltung erzwingt oder die Brandmeldetechnik eine Videoaufzeichnung. Alle Systeme, die Meldungen liefern oder empfangen, sind mit dem Videosystem technisch in Einklang zu bringen. Die Meldungsverarbeitung moderner Videomanagementsysteme kann selbst Störungen und Auslösungen dieser Anlagen verarbeiten und somit die bisherigen Sicherheitsmanagementsysteme nahtlos ersetzen.

Als Schnittstellen bieten sich Standards wie etwa OPC oder BACnet an. Diese erlauben eine direkte und effektive Kommunikation auch großer Datenmengen zwischen dem Videosystem und den anzubindenden Einrichtungen. Standards bedeuten Investitionsschutz und eine ausgereifte Technologie sowie die Vermeidung von Kommunikationsproblemen, die unter anderem auf unterschiedlichen Auslegungen von Schnittstellenbeschreibungen beruhen könnten. Darüber hinaus sind – im Gegensatz zu einer proprietären Kopplung – Standard-Schnittstellen auch parallel durch Fremdsysteme nutzbar.

Die Videoquellen

Die Errichtung der Videoquellen bedeutet zumeist eine sich wiederholende Tätigkeit zum Parametrieren der kundenspezifischen Anforderungen. Zudem sind IP-Adressen, Benutzerkonten und Sonderfunktionen für jede Quelle einzurichten. Im analogen Zeitalter waren diese Prozesse kaum notwendig und konnten innerhalb kürzester Zeiträume durchgeführt werden. Heutige IP-Quellen erfordern jedoch umfangreiche Konfigurationsmaßnahmen, die im Wesentlichen durch einen direkten Zugriff über einen WEB-Browser und mit jeder Quelle einzeln durchzuführen sind. Hier ist der Schnittstellenstandard Onvif eine Möglichkeit, den Aufwand wieder auf das Niveau der Analogtechnik zu bringen. Onvif bietet herstellerübergreifend eine vollständige Implementierung aller Parameter und darüber hinaus die Möglichkeit, automatisierte Vorgänge beim ersten Kontakt der Quelle mit dem Netzwerk vorzunehmen.

Weiterhin sollte die Auswahl der IP-Video Komponenten auf allgemein anerkannte Standards beschränkt werden. Die Kompressionsformate MJPEG, MPEG-4 oder das modernere H.264 sind Garanten für einen Investitionsschutz und eine Integrationsfähigkeit in nahezu jedes Videosystem. Auch sollte darauf geachtet werden, dass die Quellen zentral gewartet, das heisst von einem Punkt aus mit neuer Firmware versehen und die Konfiguration gelesen beziehungsweise geschrieben werden kann. Gerade das Sichern und Wiederherstellen der Parametrierung ermöglicht einen effektiven Betrieb von Großanlagen, da ausgefallenen Komponenten schnell ersetzt werden können.

Während nahezu alle technischen Anlagen eine Selbstüberwachung vornehmen, wird dies in der Videotechnik viel zu oft vernachlässigt. Es geht dabei nicht nur um die Prüfung des Ausfalls, sondern ebenfalls um die Qualität des zu übertragenden Bildes. Eine abgedeckte oder verdrehte Kamera ist mit einem Totalausfall der Quelle gleichzusetzen. Daher sind – insbesondere bei Installationen mit hoher Kamerazahl – grundsätzlich Prüfungen hinsichtlich der wesentlichen Bildparameter vorzunehmen, wie etwa der Bildhelligkeit (Abdeckung/Blendung), Verdrehung, Unschärfe, aber auch der Rauschpegel, da dieser einen direkten Einfluss auf einen übermäßigen Anstieg der Bitrate hat und auf einen zu geringe Ausleuchtung hinweist. Gerade bei großen Installationen sollten diese Tests automatisiert vorgenommen werden, da die Zyklen bei einer manuellen Prüfung zu lang für eine rechtzeitige Erkennung sein könnten.

Die Arbeitsplätze

Bei Installationen mit einer hohen Anzahl von Arbeitsplätzen ergeben sich identische Probleme wie bei der Einrichtung der digitalen Videoquellen. Hier sollten im Vorfeld aufgabenorientierte „Standardsysteme“ definiert werden, die mit identischen Konfigurationen aus einer Installationsquelle heraus einzurichten sind. Bei den Betriebssystemen besteht in der Regel die Notwendigkeit, zyklische Updates vorzunehmen und einen ständig zu aktualisierenden Virenschutz einzurichten. Neben den Unsicherheiten beim Betrieb der Videosoftware mit den neuen Updates sind auch die Kosten nicht zu vernachlässigen, die sich durch die Lizenzen der Virenschutz-Hersteller ergeben. Als Lösung bietet sich hierzu die Verwendung eines festgebrannten Betriebssystems auf den Rechnern an, das in Form von Windows 7 Embedded sowohl für 32- als auch für 64-Bit Software verfügbar ist. Durch den bei der Einrichtung festzulegenden Funktionsumfang und die Resistenz gegen Veränderungen der Systemdateien wird aus dem IT-System Videoarbeitsplatz nur noch eine Komponente des Sicherheitssystems und verliert sich somit aus dem Fokus der IT-Abteilungen.

Während des Betriebes sollte das VMS die Bestandteile und die Funktion der Arbeitsplätze im Hintergrund prüfen, um gegebenenfalls rechtzeitig auf Ausfälle reagieren zu können. Auch hier bietet sich unter anderem das SNMP-Protokoll an, das beispielsweise auch den Zustand der Lüfter und Festplatten melden kann. Für eine Wiederinbetriebnahme eines ausgefallenen Arbeitsplatzrechners können die identischen Installationsverzeichnisse der Errichtung verwendet werden, und – sofern vom Videomanagement unterstützt – auch die zuletzt gesicherten Konfigurations- und Anwenderdaten wiederherzustellen sind.

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