kapinos_polizei_wissen_0001.jpeg
Foto: Mediaserver Hamburg/Timo Sommer/Lee Maas
Alleinherrschaft von Spezialwissen war gestern – digitales Wissensmanagement für alle ist heute: Das ist das Motto des Hamburger Landeskriminalamtes.

Interviews

Landeskriminalamt Hamburg:

Digitales Wissensmanagement

Digitales Wissensmanagement für alle - das ist das Motto des Hamburger Landeskriminalamtes, das eine digitale Wissensdatenbank aufbaut.

Das Landeskriminalamt Hamburg fördert digitales Wissensmanagement und beschreitet damit neue Wege.

Die weithin bekannte Webplattform Secupedia mit ihrem Stichwortverzeichnis setzt mit neuer Redaktion zum Jahresbeginn die Arbeit fort. Somit bleibt das gesamte Wissen zum Thema Sicherheit und IT-Sicherheit von zehn Jahren noch erhalten. Die Polizei Hamburg berichtete in ihrem „Hamburger Polizeijournal“ (Ausgabe 5/2020) unter dem Motto „Immer auf Ballhöhe – einen Schritt voraus!“ vom einzigartigen Aufbau einer modernen digitalen Wissensdatenbank im Landeskriminalamt. Der Pressesprecher der ASW Norddeutschland, Klaus Kapinos, sprach mit dem Kriminaldirektor Jan Hieber, Leiter LKA 1, über die Hintergründe dieser kollektiven Intelligenz.

Landeskriminalamt mit modernem Wissensmanagement

Was waren Ihre Beweggründe, dass Sie die Datenbank „Betrugswiki“ entwickelt haben?

Jan Hieber: Das Betrugswiki bzw. LKA 1 Wiki (ersteres ist seit dem 08.10.2020 in einem Wiki aufgegangen, das die gesamte Abteilung 1 umfasst) ist eine Plattform für moderneres Wissensmanagement. Effiziente Polizeiarbeit lebt insbesondere vom optimalen internen Informationsaustausch, gleichzeitig haben jedoch die Informationsmenge und die Personalfluktuation zugenommen. So entstand die ursprüngliche Idee einer digitalen Musterakte, die unseren Kolleginnen und Kollegen eine gute Möglichkeit bietet, mit wenig Zeitaufwand an die für sie relevanten Informationen zu gelangen. Diese Musterakte (in der keine personenbezogenen Daten gespeichert werden) entwickelte sich nach ihrer Entstehung weiter zum Betrugswiki und nun LKA 1 Wiki. Gesammeltes Fachwissen für alle Mitarbeiter, in einer intuitiv zu bedienenden und ansprechenden Benutzeroberfläche zu jeder Tageszeit und ortsunabhängig zur Verfügung zu stellen, ist eine wichtige Möglichkeit, die kriminalpolizeiliche Sachbearbeitung zu optimieren.

Wurden Sie vom Competence Center Wissensmanagement am Fraunhofer Institut unterstützt oder arbeiten Sie mit anderen Instituten oder Hochschulen zusammen?

Nein. Hierbei handelt es sich um ein internes Projekt der Polizei Hamburg, welches in Arbeitsgruppen von Sachbearbeitern in kürzester Zeit entwickelt wurde.

In verschiedenen Dienststellen des LKA Hamburg werden ähnliche Datenbanken aufgebaut. Diese binden mehr Personal als Wikimentoren. Täte es nicht eine Gesamtdatenbank für das Amt?

Die Wiki des LKA 1 ist derzeit in ihrer Form, Aktualität und Umsetzung einzigartig in der Polizei Hamburg. Gerade der geringe personelle Aufwand zur Pflege macht ein Wiki so attraktiv. Aktuell sind wir mit dem Pilotprojekt im LKA 1 sehr zufrieden. Dies beweisen auch die ersten Reaktionen und Rückmeldungen der Kolleginnen und Kollegen, die sich schnell mit der Wiki angefreundet haben und in kürzester Zeit den Nutzen und die Arbeitserleichterung zu schätzen wussten. Um eine frühestmögliche Einheitlichkeit zu gewährleisten, wurden bestehende Wikis verschiedener Dienststellen in einem gemeinsamen LKA 1 Wiki zusammengeführt und adressatengerecht für das gesamte LKA 1 aufbereitet.

Eine Ausweitung des Wikis für die gesamte Polizei ist durchaus denkbar und wünschenswert. Wir halten jedoch die Entwicklung solcher Projekte in kleinen Schritten für den richtigen Weg, um einerseits notwendige Erfahrungen zu sammeln und andererseits nicht in eine „Komplexitätsfalle“ zu laufen.

Das Feedback der Kolleginnen und Kollegen bestätigt diese Annahme. So können sie beispielsweise Sachverhalte bearbeiten, in die sie thematisch im Vorfeld nicht eingearbeitet wurden. Gerade in Zeiten der Coronapandemie, in der immer mehr Kolleginnen und Kollegen im Home-Office arbeiten und eben nicht das Büro für Nachfragen wechseln können, bietet die Wiki enormes Potential zur Selbsthilfe.

Haben Ihrer Kenntnis nach auch andere Polizeibehörden der Bundesländer bzw. dem BKA/Bundespolizei gleiche Projekte in Arbeit?

Darüber ist hier nichts bekannt.

Deliktfelder abbilden

Neben einem Glossar werden auch Themen in die Datenbank aufgenommen. Wie strukturiert die Datenbank sich?

Wir unterscheiden im Groben zwischen Ermittlungshilfen und einem Nachschlagewerk. Bei den Ermittlungshilfen werden verschiedene Work-Flows von Deliktfeldern abgebildet, aber auch konkrete Hilfestellungen für Ermittlungsansätze angeboten. Das Nachschlagewerk bildet die Basis, um tiefergehende Informationen zur Verfügung zu stellen.

Die Kosten des Projekts trägt wohl die Polizei Hamburg. Können Sie zur Höhe eine Aussage machen?

Es entstanden neben dem Personalaufwand keine zusätzlichen Kosten für das Wiki. Die Software MS One Note war bereits auf allen Dienstrechnern der Kolleginnen und Kollegen vorhanden. Eine Einarbeitung oder Beschulung von Mitarbeitern ist damit nicht notwendig.

Das Wissen Ihrer Generation wird in die Datenbank aufgenommen. Sie sagen dass dieses Wissen digital der nächsten Generation erhalten bleibt. Polizeiliche Arbeit ist aber aus meiner Erfahrung ständig dem Wandel unterzogen. Wie sollte bzw. könnte sich dieser Wandel in der Datenbank abbilden?

Der Wandel ist vor allem dadurch zu erkennen, dass die Informationen immer detaillierter werden. Die stetig wachsende Informationsmenge einerseits und die zunehmende Komplexität der kriminalpolizeilichen Ermittlungen andererseits erfordern eine ständige Anpassung.

Wissen das heute noch Bestand hat, kann morgen schon veraltet sein. Das Wiki des LKA1 hat eine extrem flache Hierarchie, was den Zufluss von neuen Informationen vereinfacht. Neues Wissen kann so schnell zur Verfügung gestellt und stetig aktualisiert werden. Die Wiki wächst im Wandel der Zeit mit und kann sich so neuen Herausforderungen anpassen.

Das Wissen von Mitarbeitern wird in dem Wiki mit allen Kolleginnen und Kollegen geteilt, sodass das Wissen in den Dienststellen nicht mehr in Abhängigkeit zu einzelnen Mitarbeitern besteht. Sollten die Kolleginnen und Kollegen bei der Bearbeitung eines Sachverhaltes feststellen, dass man an einem bestimmten Punkt bei der Vorgangsbearbeitung nicht mehr weiterkommt, weil sich beispielsweise eine E-Mail-Adresse, Abläufe bei externen Unternehmen oder Dienstvorschriften geändert haben, so kann dieser den neuen Lösungsweg mit uns teilen und eine Korrektur in der Vorgangsbearbeitung durch die Wiki-Administratoren stattfinden.

Foto: Bernd Kasper/Pixelio

Polizei

Warnung vor Betrugsmasche „CEO-Fraud“

Die Landeskriminalämter und das Bundeskriminalamt warnen vor einer neuen Betrugsmasche: Beim CEO-Fraud geben sich Täter beispielsweise als Geschäftsführer (CEO) des Unternehmens aus und veranlassen einen Unternehmensmitarbeiter zum Transfer eines größeren Geldbetrages ins Ausland.

Foto: BDSW

BDSW

Erfahrungsaustausch in Sachsen

Rund 40 Führungskräfte sächsischer Sicherheitsdienstleister und der Polizei trafen sich zum Informations- und Erfahrungsaustausch im Landeskriminalamt.

LKA NRW

Polizeiliche Kriminalprävention in Haus und Netz

Das Landeskriminalamt Nordrhein-Westfalen (LKA NRW) stellt auf der Security 2012 federführend für die Kommission Polizeiliche Kriminalprävention der Länder und des Bundes die neuesten Medien aus dem Programm Polizeiliche Kriminalprävention vor.

Foto: Rike/Pixelio

Bayerisches Landeskriminalamt

Sicherheitstechnik macht sich bezahlt

Das Bayerische Landeskriminalamt legte vor wenigen Tagen die jährliche Auswertung der im Jahr 2012 aufgrund von Sicherungstechnik verhinderten Einbrüche in Bayern vor. Erstmals 1.600 „Erfolge“ durch Sicherungstechnik belegen, dass sich die Investition in Sicherungstechnik lohnt.