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Maßgeschneidert

Die Sicherheit in Schulen ist seit jeher ein Balanceakt. Einerseits besteht der Wunsch nach einem gewissen Sicherheitsniveau. Gleichzeitig sollen Schulen ihren offenen Charakter nicht verlieren. Diese Aspekte spielten auch bei der Neuausrichtung des Sicherheitskonzeptes für die Schulen in Winnenden eine elementare Rolle, insbesondere nachdem der Amoklauf im März 2009 die Albertville-Realschule in den Fokus der Öffentlichkeit gerückt hatte.

Das Foyer der Albertville-Realschule in Winnenden: Die Türen sind mit elektronischen XS4 Original- Beschlägen ausgestattet.
Das Foyer der Albertville-Realschule in Winnenden: Die Türen sind mit elektronischen XS4 Original- Beschlägen ausgestattet.

Klaus Hägele, Leiter des Stadtbauamts Winnenden, erinnert sich: „Wir haben zusammen mit Polizei und Versicherung überlegt, wie die Sicherheits-maßnahmen für unsere weiterführenden Schulen ausgestaltet sein müssen, damit sie den Schulbetrieb nicht einschränken, einen Mehrwert für die täglichen Abläufe liefern und nicht zu offensichtlich sind.“ Aus diesen Überlegungen heraus entwickelten die Beteiligten ein Konzept mit drei Säulen:

Alarmierung: Bei Bränden und anderen Gefahrensituationen sollen alle Nutzer eines Gebäudes informiert werden. Dafür ist eine funktionierende Sprachdurchsage in Klartext und mit Handlungsanweisungen nötig. Zugleich sollen Alarme abhängig von der Situation an Feuerwehr und/oder Polizei geleitet werden.

Schließung: Es soll möglich sein, Räume oder Bereiche auch ohne die Anwesenheit von Berechtigten (typischerweise Lehrern) zu schließen – ohne Medium und schnell. Gemäß der Landesbauordnung (LBO) gehören Klassenraumtüren allerdings zum zweiten Rettungsweg. Das heißt, sie müssen von innen immer zu öffnen sein. Daher ist eine geteilte Nuss im Schloss eine unbedingte Voraussetzung für eine regelkonforme Lösung. Überdies muss gewährleistet sein, dass Lehrer immer in die Klassenräume gelangen, zum Beispiel auch bei Schülerstreichen.

Außensicherung: Um den Zugang zu einem Gebäude zu regeln, müssen die Außentüren eingebunden sein. Es soll grundsätzlich weniger Zugänge geben, und diese sollen mit einer Zutrittskontrolle und Alarmanlage gesichert sein.

Fachlehrerprinzip

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Nachdem die grundle gende Architektur des Konzeptes feststand, ging es an die Ausarbeitung der Details. Bei der Zutrittssteuerung wird an allen weiterführenden Schulen in Winnenden übergreifend das Fachlehrerprinzip angewandt: Demnach haben nur bestimmte Personen Zutritt zu bestimmten Räumen. Darüber hinaus sollten Lehrer nur ein Medium für die Zutrittskontrolle und die Amokalarmauslösung erhalten, um in Gefahrensituationen nicht aus Versehen das falsche Medium zu verwenden und damit unnötig Zeit zu verlieren.

„Nachdem wir das Konzept ausgearbeitet hatten, sind wir daran gegangen, die am Markt verfügbaren Systeme zu evaluieren. Die für uns zuständige Unfallkasse hat uns damals direkt die Salto-Lösung empfohlen, da sie unseren Anforderungen entsprach. Ausschlaggebend war die elektronische ‚Bitte nicht stören‘-Funktion, die eine Bedienung ermöglicht, wie wir sie uns vorgestellt haben“, so Stefan Heinzelmann, Geschäftsführer der Gräßle & Heinzelmann Planungsgesellschaft für Elektrotechnik, der maßgeblich an der Entwicklung des Sicherheitskonzepts beteiligt war. Die öffentliche, produktneutrale Ausschreibung ergab das gleiche Bild. „Mit der von uns gewünschten Funktionalität wurden damals keine anderen Produkte angeboten“, ergänzt Hägele. So entschieden sich die Verantwortlichen für die Salto-Lösung.

Das Zutrittssystem löst gleich mehrere Probleme, sagt Jürgen Feiling, Geschäftsführer der T.E.D.com GmbH und Errichter der Zutrittslösung: „Neben der Funktionalität im Gefahrenfall stellen Schlüsselverluste die Schulen nun vor keine Schwierigkeiten – und Kosten – mehr, da die elektronischen Anlagen im Vergleich zu mechanischen Anlagen viel einfacher zu handhaben sind. Zudem schützen sie gleichzeitig die Außenhaut der Gebäude, vor allem wenn kein Schulbetrieb herrscht, denn außerhalb der Schulzeiten werden die Türen automatisch geschlossen.“ Ein weiteres Thema haben die Schulen mit der elektronischen Zutrittslösung in den Griff bekommen, freut sich Hägele: „Mittlerweile findet viel weniger Vandalismus und Vermüllung in den großen Pausen statt, da wir die Klassenzimmer in dieser Zeit automatisch schließen.“

Wesentliche Unterstützung

Während der Medienausgabe gab es für die Mitarbeiter der Schulen eine Gesamteinweisung in das System und seine Bedienung. Das wurde laut Hägele positiv aufgenommen, und die Zutrittslösung wird dadurch im Kollegium sehr geschätzt. Außerdem resümiert er: „Mit dem Einsatz der Elektronik haben Schlüsselverluste für uns nun keine große Bedeutung mehr. Das ist ein echter Mehrwert im Alltag.“

Die Installation der Zutrittslösung erfolgt in mehreren Bauabschnitten und schließt alle weiterführenden Schulen in Winnenden ein. Insgesamt setzt die Stadt Winnenden derzeit rund 620 XS4 Original-Beschläge mit und ohne elektronischer „Bitte-nicht-stören“-Funktion ein. Durch das Drücken des Knopfs auf der Innenseite des Beschlags ist der Zutritt von außen nur noch mit berechtigtem Medium möglich. Davon gibt es in den Schulen jeweils nur ganz wenige Exemplare. Außerdem werden elektronische XS4 Geo-Zylinder für Stahltore, Verteilerkästen und Kellerräume eingesetzt und XS4 Original-Wandleser für die Aufzugssteuerungen. Sämtliche Klassenzimmer, Büros und die meisten Außentüren sind in das System ebenfalls eingebunden.

Datenschutz wird eingehalten

Technologisch basiert die Zutrittslösung auf dem Salto Virtual Network (SVN) mit patentierter Schreib-Lese-Funktionalität und verschlüsselter Datenübertragung. Im SVN werden die Informationen zu den Schließberechtigungen auf dem Identmedium gespeichert, wodurch eine Verkabelung der elektronischen Beschläge und Zylinder entfällt. Gleichzeitig werden Informationen über gesperrte Identmedien oder beispielsweise Batteriestände von den Beschlägen und Zylindern auf die Identmedien geschrieben und somit weitergegeben. Die Online-Wandleser übertragen die ausgelesenen Daten an den zentralen Server und übermitteln gleichzeitig die aktuellen Schließberechtigungen auf das Identmedium.

Die Berechtigungsverwaltung übernehmen die jeweiligen Hausmeister der Schulen. „Sie kommen mit der Software sehr gut zurecht. Wir hatten wegen der einfachen Bedienung nur einen geringen Schulungsaufwand“, freut sich Hägele.

Wie bei Zutrittssystemen üblich, spielt der Datenschutz eine besondere Rolle. Auch in Winnenden stießen einerseits das berechtigte Interesse des Schulträgers und der Ermittlungsbehörden nach einer Protokollierung der Zutrittsereignisse, um Tathergänge zum Beispiel bei Einbrüchen nachvollziehen zu können, auf den berechtigten Schutz der Privatsphäre der Medieninhaber. Die umgesetzte Lösung sieht vor, dass bei der Protokollierung Namen nicht im Klartext sichtbar sind, sondern anonymisiert werden. Eine Speicherung von Daten an den Innentüren findet aus Gründen des Datenschutzes weder am elektronischen Beschlag noch auf dem Medium statt. Die Verknüpfung von Zutrittsereignissen und Namen an den Außentüren außerhalb der freien Zutrittszeiten kann wieder hergestellt werden – jedoch ausschließlich durch die Schulleitung und die Ermittlungsbehörden, aber nur im Schadensfall. Die Hausmeister und der Schulträger sind dazu weder berechtigt noch in der Lage.

Abschließend erklären Heinzelmann und Hägele, dass es sich hier um eine Lösung handelt, die auf die speziellen Bedürfnisse von Winnenden zugeschnitten ist und keinen Anspruch erhebt, exakt gleich auf andere Schulen oder Bildungseinrichtungen übertragbar zu sein.

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