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Mobilisierte Währung

Ein Kernanliegen des Einzelhandels ist die Kundenzufriedenheit – diese erstreckt sich vom attraktiven Warenangebot über die freundlichen Mitarbeiter bis hin zur effizienten Zahlungsabwicklung. Gerade bei letzterem Punkt zeichnet sich eine einschneidende Entwicklung ab: Neben Bargeld und Kartenzahlung wird künftig das praktische „Mobile Payment“ an Bedeutung gewinnen.

Für den Einzelhandel bietet NFC als Bezahllösung viele Vorteile, unter anderem die Schnelligkeit, welche den Bezahlvorgang abkürzen und die Wartezeit für Kunden reduzieren kann.
Für den Einzelhandel bietet NFC als Bezahllösung viele Vorteile, unter anderem die Schnelligkeit, welche den Bezahlvorgang abkürzen und die Wartezeit für Kunden reduzieren kann.

Nach wie vor ist Bargeld das weltweit meistgenutzte Zahlungsmittel. Daran dürfte sich so bald kaum etwas ändern, denn trotz elektronischer Bezahlmöglichkeiten wächst die Bargeldmenge jährlich um etwa vier Prozent. Dies bedeutet für den Einzelhandel und insbesondere Banken einen beachtenswerten Aufwand beim Handling der Bareinnahmen. Im Hintergrund laufen zahlreiche Prozesse zur Prüfung, zum Transport und zur Verarbeitung von Banknoten – diese Geldbearbeitung kostet natürlich Geld. Da an vielen Stellen auch gezählt, geprüft, sortiert und verpackt werden muss, ist ein großer Teil des Bargeldes in Werttransportern zwischen Banken und dem Handel unterwegs und wird in Cash-Centern verarbeitet.

Logistik der kurzen Wege

„Man kann einem solch hohen Aufwand nur durch clevere Systeme beikommen, die die Effizienz erhöhen“, erklärt Ralf Wintergerst, Group Senior Vice President Banknote Processing bei Giesecke & Devrient (G&D), gegenüber PROTECTOR. Vor allem für Banken sieht er große Vorteile: „Hier besteht ein großes Potential zum Kostensenken durch standardisierte Prozesse und Komponenten im Geldkreislauf. Gemeinsam mit Wincor Nixdorf haben wir einen wichtigen Schritt dafür getan. Mit einer Lösung wie der intelligenten Cineo-Kassette von Wincor Nixdorf ist die Handhabung jetzt auch automatisch möglich. Das ist sicherer, weniger fehleranfällig und erheblich günstiger.“ Zudem sei es revisionssicher, weil Ein- und Auszahlungen lückenlos dokumentiert würden.

In einem weiteren Schritt könnten die revisionssicheren Kassetten dann auch im Geldkreislauf verbleiben, ohne dass sie zum Zählen und Befüllen geöffnet werden müssen, sobald die rechtlichen Rahmenbedingungen vollständig umgesetzt wurden. Davon könnte auch der Einzelhandel profitieren. Eine Brücke zwischen Handel und Banken lässt sich zum Beispiel herstellen, indem man Module und Sensoren bereitstellt, die die Echtheit und Umlauffähigkeit von Banknoten direkt am POS prüfen können.

Elektronische Alternativen

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Angesichts der anhaltenden Beliebtheit der Bargeldzahlung ist eine effiziente Abwicklung für den Einzelhandel im eigenen Interesse. Im Interesse des Kunden liegt zudem die Auswahlmöglichkeit beim Bezahlen. So hat sich die Kartenzahlung mittels EC- oder Kreditkarten fast überall im Handel etabliert und nimmt in Deutschland heute bereits 40 Prozent der Transaktionen ein. Einen Schritt weiter in Sachen Komfort geht nun das Bezahlen per Mobiltelefon.

Möglich machen wird dies die Technologie der Near Field Communication (NFC), welche in Smartphones oder Handys integriert ist. Nach erfolgreichen Pilotprojekten im öffentlichen Nahverkehr und Tests mit ersten kompatiblen Mobiltelefonen nimmt diese Technik nun richtig Fahrt auf. In diesem Jahr kommen NFC-fähige Smartphones von fast allen Herstellern auf den Markt – und auch die Palette an potenziellen Anwendungen wächst täglich.

Das Interesse an den Möglichkeiten der NFC-Technologie ist auf Seiten der Anwender dementsprechend hoch. Dennoch gibt es bei den Nutzern auch Bedenken wegen der Sicherheit ihrer Daten. „Die Befürchtungen sind unbegründet“, verdeutlicht Willem Bulthuis, Group Senior Vice President Mobile Security bei Giesecke & Devrient, im Gespräch mit PROTECTOR. „Das Bezahlen per NFC garantiert dieselbe Sicherheit wie traditionelle Zahlungsverfahren. Grundlage zur Absicherung aller NFC-basierten Anwendungen sind sichere Chip-Module, wie sie beispielsweise in SIM-Karten sowie in Kredit- und Bankkarten zum Einsatz kommen und von G&D entwickelt und vertrieben werden.“ Auf technischer Ebene erfolgt dabei eine isolierte, gesicherte Verarbeitung von sicherheitskritischen persönlichen Daten in der SIM-Karte des Smartphones.

Schnell und smart

Für den Einzelhandel bieten sich beim Einsatz von NFC-Technik als Bezahllösung viele Vorteile. Ein wesentlicher Aspekt ist die Schnelligkeit der Technik, welche den Bezahlvorgang abkürzen und die Wartezeit für Kunden reduzieren kann. Für den Nutzer bietet NFC vor allem dann einen Mehrwert, wenn er mehrere Anwendungen in nur einem System kombinieren kann. Neben den typischen Bezahlfunktionen im Einzelhandel und im Personennahverkehr können das digitale Bonusprogramme und Loyalty-Aktionen sowie lokalisierte Kampagnen sein.

„Der Einzelhandel ist gut beraten, frühzeitig auf diese Technik zu setzen, denn die Zahl an Handys mit NFC wächst stetig, wir gehen von 200 Millionen Geräten bis 2015 aus. Auch das Interesse der Kunden steigt, so dass in Zukunft sogar potentielle Umsatzeinbußen drohen können, wenn man mobiles Bezahlen nicht anbietet“, skizziert Bulthuis. Zwar wird das Handy-Payment kurzfristig wohl weder die Kartenzahlung verdrängen, noch das Bargeld aus den Geldbörsen vertreiben, aber es dürfte angesichts der zunehmenden Automatisierung der Gesellschaft eine immer größere Rolle spielen. Der Einzelhandel sollte darauf reagieren, wenn er seinem Motto „Der Kunde ist König“ treu bleiben will.

Hagen Zumpe
Michael Gückel

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