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Nachhaltig und wirtschaftlich

Nur die wenigsten Videoanlagen werden auf der sprichwörtlich „grünen Wiese“ errichtet. Viel häufiger werden bestehende Systeme mit Komponenten ergänzt und modernisiert. Was bei der Migration der Lösungen zu beachten ist, war Thema beim PROTECTOR & WIK-Forum Videosicherheit 2016.

Teilnehmer des ersten Tages des PROTECTOR & WIK-Forums Videosicherheit. Sitzend von links: Wilhelm Fischer, Andreas Winkler, Katharina Geutebrück, Dirk Ostermann. Stehend von links: Waldemar Gollan, Wilfried Joswig, Christian Wimmer, Arndt Badstieber, Vo
Teilnehmer des ersten Tages des PROTECTOR & WIK-Forums Videosicherheit. Sitzend von links: Wilhelm Fischer, Andreas Winkler, Katharina Geutebrück, Dirk Ostermann. Stehend von links: Waldemar Gollan, Wilfried Joswig, Christian Wimmer, Arndt Badstieber, Vo

Die Technik entwickelt sich stetig weiter – und auch die Anforderungen von Anwendern ändern sich mit der Zeit. So ist es nicht verwunderlich, dass ein Aufrüsten und Aktualisieren von Videoanlagen in den Unternehmen regelmäßig stattfinden muss. Für komplette Neuinstallationen ist selten ausreichend Budget eingeplant und zudem sind diese oft gar nicht notwendig, um sich auf dem neuesten Stand zu halten. Die Vorgehensweisen und Gründe der Migration sind jedoch durchaus unterschiedlich, wie der Moderator des Videoforums, Dirk Ostermann, eingangs vermutet. So fragt er die anwesende Runde aus Experten gleich zu Beginn: „Was sind die üblichen Beweggründe für ein Upgrade und wie setzt man es in der Praxis möglichst optimal um? Welche Möglichkeiten bieten sich an, wenn man eine Umstellung möglichst mit wenig Beeinträchtigungen für den Kunden behaftet sehen will?“

Gründe und Wege

Katharina Geutebrück von der Geutebrück GmbH sieht zunächst einmal Klärungsbedarf, was man unter Migration verstehen darf: „Wir müssen definieren, was wir unter Migration verstehen. Das ist ein dehnbarer Begriff, der den Austausch einzelner Komponenten oder aber die Erneuerung der kompletten Zentralentechnik und der Infrastruktur umfassen kann. Bei den Kunden, die wir in der Vergangenheit begleitet haben, wurden häufig Systeme migriert. Das waren beispielsweise die Umstellung von einer analogen Kreuzschiene auf eine digitale Kreuzschiene mit analogen Kameras, dann der Einsatz von Hybridrecordern, anschließend die Umrüstung der Kameras auf IP und vieles mehr. Heute finden wir in der Regel volldigitale Anlagen in Bezug auf die Zentralentechnik vor. Es werden in Zwischenschritten immer wieder Lösungen geschaffen, um vorhandene Technik, Infrastruktur und Komponenten weiter zu nutzen, aber dank Upgrade mehr Leistung zu erhalten als zuvor.“

Christian Wimmer, Business Development Manager Video DACH, Abus Security-Center GmbH & Co.KG
Michaela Höllering, Head of Sales, Video Surveillance & Physical Security, Allnet GmbH
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Waldemar Gollan, Regional Sales Manager, Arecont Vision

Heiko Suwalski von Canon sieht es ebenfalls vielschichtig: „Ich begreife Migration als lebenden Prozess innerhalb einer Gesamtlösung, die selbstverständlich aus ganz verschiedenen Komponenten besteht. Diese Teilbereiche werden sich immer weiter entwickeln, nur nicht zwangsläufig in der gleichen Geschwindigkeit. Dass muss also dazu führen, dass man neuere Bestandteile in ältere integrieren muss. Dafür braucht es eben passende Migrationskonzepte, wenn man nicht einen totalen Abriss und Neubau einer Anlage anstrebt.“

Das macht bereits deutlich, dass der Austausch und die Umrüstung durchaus heterogen sind und in Phasen verlaufen, die durch das Aufkommen neuer Technologien beeinflusst werden. Für Wilfried Joswig vom Verband für Sicherheitstechnik VfS ist das nur logisch: „Gerade im Bereich der Videotechnik setzen wir auf Komponenten, die einen gewissen Lebenszyklus besitzen. Das betrifft die Kameras, aber auch andere Teile, wie etwa Aufzeichnungsgeräte. Diese Lebensdauer erfordert es, dass irgendwann Equipment ausgetauscht werden muss. Hinzu kommt, dass der Anwender dies auch möchte, weil die Nachfolgegeneration wesentlich bessere Leistungsmerkmale und mehr Funktionen aufweist. Das macht die Entscheidung zur Migration auf eine neue Technik natürlich einfacher.“

Austausch lohnt

Weitere Gründe führt Arndt Badstieber von Hikvision an: „Was bei der Migration auch entscheidend sein kann, ist der Fakt, dass neue Technik oft günstiger ist. Darüber hinaus kann man im Rahmen eines Austauschs über ein umfassenderes Konzept nachdenken, das Komponenten auf neue Weise miteinander koppelt und etwa im Rahmen eines Videomanagementsystems neue Funktonen und Mehrwerte für den Anwender bietet.“

Einen solchen Mehrwert, der von Kunden im Zusammenhang mit einer Aufrüstung teilweise schon explizit eingefordert wird, nennt Markus Groben von Groben Ingenieure: „Etwas, das in Zukunft sicherlich noch mehr Beachtung finden wird, ist der Aspekt der Energieeffizienz bei der Errichtung oder Migration von Videoanlagen. Es gibt zum Beispiel verschiedene Konzepte, wie man durch Kopplung von moderner Kameratechnik und Beleuchtungssteuerung einiges an Energiekosten sparen kann. Das sind Themen die momentan noch wenig im Fokus stehen, die aber in Zukunft bei einer Migration ausschlaggebend sein können.“

Wilhelm Fischer vom Errichterbetrieb Netzwerkservice-Fischer gibt zu bedenken, dass Migration in der Praxis jedoch nicht nur von technischer Entwicklung und geänderten Anforderungen abhängt, sondern auch von Zwängen: „Kameras oder Speichersysteme lassen sich heute meist relativ einfach austauschen und auf den neuesten Stand bringen, aber zur harten Migration gehören noch einige Dinge mehr, die es knifflig machen können. Konkret hängt es oft an der Infrastruktur. Es wurden vor zehn Jahren auch immer noch Koaxialkabel verlegt, die oft leider schwer zugänglich sind, sei es im Außenbereich oder beispielsweise hinter Marmorfassaden und ähnlichem. So entstehen durchaus Fälle, bei denen eine vorhandene Infrastruktur die Qualität vorgibt, weil der Kunde nicht bereit ist, bei zehn oder 15 Kameras mehr für die Erneuerung der Leitungen zu bezahlen als für das ganze übrige System.“

Selten reibungsfrei

Somit wäre klar, dass es auch Schwierigkeiten bei der Migration geben kann und diverse Einschränkungen den theoretischen Idealfall in der Praxis nicht immer Wirklichkeit werden lassen. Die grundsätzlichen Rahmenbedingungen dürfe man nie außer Acht lassen, meint Markus Groben: „Oft werden Aspekte der technischen Infrastruktur, die mit der Errichtung sicherheitstechnischer Anlagen in Verbindung stehen, unterschätzt. Betrachten wir zum Beispiel das Thema Brandschutz: Wir betreuen momentan ein Projekt, bei dem wir tatsächlich mit einem alten Netz arbeiten müssen. Die Gründe hierfür liegen in erster Linie in Auflagen des Brandschutzes, genehmigten Gegebenheiten des Bestandes und sich der damit letztendlich ergebenden Erlaubnis zum Betreiben des Gebäudes. Hier kann man nicht einfach die Kabel ersetzen und neu verlegen, ohne auch den Brandschutz zu berücksichtigen. Ein Abweichen vom genehmigten Bestand würde die bestehende Genehmigung zunichte machen und einen normen technischen und baulichen Aufwand nach sich ziehen.“

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