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Neue „Sicherheitsfachkraft RZ“

Aufgrund der kontinuierlich zunehmenden Zahl von Rechenzentren und den ständig wachsenden Qualitätsanforderungen im Bereich der Ausfallsicherheit sieht der Arbeitskreis „Sicherheit für Rechenzentren“ einen steigenden Bedarf an speziell qualifiziertem Sicherheitspersonal für Rechenzentren.

Sicherheitsmitarbeiter bei einem Kontrollgang im Data-Center.
Sicherheitsmitarbeiter bei einem Kontrollgang im Data-Center.

Derzeit ist der Einsatz von Sicherheitspersonal 24/7 als Rundgänger, Alarmverfolger oder in der Sicherheitszentrale Alltag. Aber ist ein Sicherheitsmitarbeiter aufgrund seiner Ausbildung in der Lage, eine Situation, die im schlimmsten Fall zu einem Ausfall des Rechenzentrums führen könnte, zu erkennen? Und sollte er nicht in der Lage sein, besonders in den Nachtstunden die Gebäudeleittechnik vor Ort zu unterstützen? Nehmen wir zum Beispiel ein paar Öllappen, die nach einer Dieselgeneratorwartung in einem „selbstlöschenden“ Abfalleimer richtig entsorgt wurden, aber aufgrund der Menge überquellen, und der Deckel schließt nicht mehr. Selbst wenn die Sprinkleranlage das Schlimmste zu verhindern weiß, kann Wasser im Rechenzentrum einen großen Schaden anrichten. Oder ein anderes Beispiel: Aufgrund eines Brandvoralarms wird die Kühlung automatisch abgeschaltet und der Alarm nicht zeitnah vor Ort verfolgt, da der Werkschutzmitarbeiter diese zeitkritische Situation nicht erkennt. Dies kann zur Überhitzung führen und dies wiederum zum Ausfall von Rechnern.

AK „Sicherheit für Rechenzentren“

Der Arbeitskreis „Sicherheit für Rechenzentren“ befasst sich seit vielen Jahren mit den gesamten Belangen der Sicherheitsanforderungen und -maßgaben (physische Sicherheit, IT-Sicherheit, Brandschutz, Krisenmanagement sowie Arbeitssicherheit und Gesundheitsschutz) und hat sich unter Experten im Rechenzentrumsbereich einen entsprechend qualifizierten Namen erworben. Der Arbeitskreis ist ein seit 2002 bestehender bundesweiter Zusammenschluss hochrangiger Wirtschaftsunternehmen, Behörden, Ämter und Organisationen. Die Teilnehmer an den Arbeitskreissitzungen und -veranstaltungen setzen sich aus professionellen und engagierten Sicherheitsspezialisten zusammen. Der Arbeitskreis hat aufgrund seiner Weiterentwicklung von Unternehmenssicherheit und der Sicherheit von Rechenzentren nun eine Arbeitsgruppe mit dem Thema „Sicherheitspersonal in Rechenzentren“ ins Leben gerufen. Diese hat zur Qualifizierung der Sicherheitsleistung in Rechenzentren ein Konzept zur Weiterbildung des Sicherheitspersonals entwickelt. Ziel dieses Konzepts ist die Gestaltung einer neuen Ausbildungsrichtung für das Sicherheitspersonal, welches in modernen Rechenzentren eingesetzt werden soll.

Hohe Anforderungen

Aufgrund der Entwicklung der letzten Jahre, in denen sich herkömmliche Rechenzentren zu hochleistungsfähigen globalen Knotenpunkten elektronischer Daten und Telekommunikation inklusive aller aktueller Bedrohungs- und Gefährdungspotenziale entwickelt haben, wird Personal zur Absicherung benötigt, welches den gegenwärtigen Bedingungen professionell folgen kann. Wem nutzt ein Sicherheitsmann, der nicht einmal unterscheiden kann, ob es sich bei dem zu sichernden Objekt um eine Colocation, ein Carrier Hotel oder ein Exchange Center handelt und dem nicht bewusst ist, dass möglicherweise der Ausfall eines Kühlsystems weitreichendere Folgen hat als der Einbruch eines Diebes? Ebenso muss das Sicherheitspersonal, das häufig aufgrund von Arbeitszeiteinsparungen in der Gebäudeleittechnik eingesetzt wird, dazu befähigt werden, Alarmmeldungen richtig zu deuten. Problemsituationen sowie Überforderungen des Sicherheitspersonals sind somit quasi vorprogrammiert. Um dem entgegenzuwirken, wurde das folgende Ausbildungskonzept für Sicherheitsmitarbeiter in Rechenzentren von einigen Experten des Arbeitskreises „Sicherheit für Rechenzentren“ entwickelt, damit die „Sicherheitskraft RZ“ nicht nur Kontrollen wahrnehmen, sondern auch bei „Mehrwertdiensten“ wie „First level remote hands and eyes“, „First level maintenance“ und auch in Fällen von Brandschutz, Arbeitssicherheit und Erster Hilfe zur Verfügung stehen kann. Das ist für die Betreiber von Rechenzentren ein enormer Gewinn an Schutz und Sicherheit sowie für die Sicherheitsfachkraft eine höhere Qualifikation, die im Berufsleben sicher einiges ausmacht.

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Überholtes Konzept

Zwangsläufig wird damit klar, dass die Aufgaben und das Können einer Sicherheitsfachkraft nicht mehr allein mit physischer Sicherheit gedeckt sind. Obwohl sich die Entwicklung im Datenbereich exorbitant vollzogen hat, wird derzeit noch immer Sicherheitspersonal im IT/TK-Bereich nach den Grundlagen der Werkschutzfachkraft, die auf den Anforderungen herkömmlicher Industriebetriebe basiert, ausgebildet. Obwohl eine normal ausgebildete Schutz- und Sicherheitskraft keineswegs in der Lage ist, technische Probleme und kritische Situationen zu erkennen oder zu bewerten, wird sie trotz allem zum Dienst in Rechenzentren eingesetzt. Große und unermesslich teure Schäden sind somit ohne Schuld des Sicherheitspersonals möglicherweise vorprogrammiert. Ein Betreiber von Rechenzentren muss in die Lage gesetzt werden, durch entsprechend weitergebildetes und eingesetztes Sicherheitspersonal eine optimale Dienstleistung zu erhalten. Dieses neue, vom Arbeitskreis entwickelte Ausbildungskonzept ist daher als Weiterbildungslehrgang für geprüfte Schutz- und Sicherheitsfachkräfte ausgerichtet, die für den Einsatz in Rechenzentren vorgesehen oder bereits dort tätig sind, sowie für Sicherheitsführungskräfte und Vertriebs- und Kontrollpersonal von qualifizierten Sicherheitsdienstleistern. Die nach elf Präsenztagen (88 Unterrichtseinheiten), zwei Tagen Repetitorium und drei Prüfungstagen mit Erfolg abgelegte Sachkunde- und Fortbildungsprüfung der „Ausbildung von Sicherheitsmitarbeitern für den Einsatz in Rechenzentren“ führt zu dem vom Arbeitskreis „Sicherheit für Rechenzentren“ anerkannten Abschluss zur „Sicherheitsfachkraft RZ“ oder gleichwertig zum „Security Guard DC“.

Monika Schlosser, Beauftragte der AG „Sicherheitspersonal in Rechenzentren“ im Arbeitskreis „Sicherheit für Rechenzentren“, https://aksfr.de/

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