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Nicht immer ist mehr Höhe sicherer

Personenvereinzelungseinrichtungen mit flächigen, meist transparenten Sperrelementen haben den klassischen Drehsperren Marktanteile abgenommen. Zahlreich sind auch die Kriterien, die bei der Auswahl der Technik beachtet werden sollten. Vor allem die Art des Sperr-Antriebes will mit Bedacht gewählt sein.

Sensorschleusen mit Drehflügeln als Sperrelemente wie die Selection DF wirken leicht, haben jedoch die höhere Rückhaltewirkung.
Sensorschleusen mit Drehflügeln als Sperrelemente wie die Selection DF wirken leicht, haben jedoch die höhere Rückhaltewirkung.

Das ursprüngliche Einsatzgebiet hatten Flügelsperren oder Sensorschleusen im öffentlichen Verkehr, und da vor allem in U-Bahnen. Anders als in den deutschsprachigen Teilen Mitteleuropas sind diese in anderen Ländern der Welt meist geschlossene Systeme, deren Anlagen nur mit gültiger Karte betreten werden dürfen. In den letzten Jahren gelang es, Baugröße und Kosten deutlich zu reduzieren; die Schleusen hielten auch in anderen Anwendungsgebieten Einzug.

Variantenreiche Sensorschleusen

In Kombination mit berührungsloser Zutrittskontrolltechnik sind Schleusen in offener Betriebsart immer öfter die erste Wahl. Diese „Open Gates“ sperren den Zugang nur beim Versuch, mit fehlender Berechtigung einzutreten. Die namhaften Hersteller bieten hierfür zwei konstruktiv völlig verschiedene Ausführungen an.

Der Unterschied liegt in der Bewegungsart des Sperrelements: Bei der Ausführung mit Drehflügeln (zum Beispiel Gotschlich Selection DF) drehen sich die Flügel wie Türen um 90 Grad um eine senkrechte Achse und stehen in „Offen“-Stellung parallel neben der Durchgangsspur. Bei der anderen Ausführung stehen die Sperrelemente immer 90 Grad zur Gehrichtung. Sie werden linear seitlich bewegt (wie bei Gotschlich Selection LF). Sonderbauformen mit Klappmechanik oder Segmentscheiben, die um eine waagerechte Achse ins Gehäuse geschwenkt werden, waren früher – speziell im öffentlichen Verkehr – weit verbreitet, spielen jedoch heute keine große Rolle mehr.

Während Drehflügel-Schleusen ausschließlich in hüfthoher Ausführung angeboten werden, sind Linearflügel-Stationen auch mit Scheibenoberkante bis circa 1.800 Millimeter auf dem Markt. „Durch diese Möglichkeit können Sie unberechtigten Personen auch in unbewachten Bereichen effizient den Zutritt verweigern“, behaupten daher manche Hersteller vollmundig. Kann dieses Versprechen erfüllt werden? Es lohnt sich zumindest, diesen Anspruch zu hinterfragen und die Unterschiede von Dreh- und Lineartechnik genau zu betrachten.

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Rechtslage bestimmt Sicherheit

Selbstverständlich hat die Höhe der Sperrelemente eine psychologische Wirkung. Besonders bei aktiv öffnenden Systemen vermitteln hohe Scheiben besser die Trennung zwischen innen und außen, und das aus größerer Entfernung und auch dann, wenn andere Personen davor stehen, die den Blick auf eine niedere Anlage verstellen würden. Der tatsächlich erzielbare Effekt in der Verhinderung unbefugter Zutritte ist jedoch bei der Drehmechanik höher. Das hat seine Ursachen nicht in den technischen Unterschieden, sondern in juristischen, denn das Verhalten der beiden Sperrmethoden bei unberechtigten Zutrittsversuchen wird durch verschiedene rechtliche Vorschriften bestimmt.

Gelingt es der Sperre noch vor der (meist hinter jemand Berechtigtem) nacheilenden Person zu schließen, ist alles gut. Trifft aber das Sperrelement auf die Person, bevor es vollständig schließen konnte, reagieren die verschiedenen Modelle auf unterschiedliche Art.

Der Drehflügel verharrt in der zuletzt erreichten Position und kann dadurch den Menschen am Weitergehen hindern, bis das durch den abgesetzten Alarm verständigte Aufsichtspersonal eintrifft. Zudem kann bei jedem Zurückweichen der Schließvorgang fortgesetzt werden.

Linearflügel unterliegen der Maschinenbaurichtlinie für kraftbetätigte Türen und müssen daher bei Auftreffen auf ein Hindernis nicht nur anhalten, sondern sich sofort in ihre Offen-Position zurückziehen. Zwar wird parallel dazu ebenfalls ein Alarm abgesetzt, dieser bleibt jedoch meist folgenlos, denn die unberechtigt eingetretene Person ist in der Menge nicht mehr identifizierbar.

Vieles spricht für Drehflügel

Ein Vorteil der Drehflügel-Sensorschleusen ist die Möglichkeit, ihre Sperrelemente aus leichtem, aber bruchfestem Acryl herzustellen. Ihre 90-Grad-Drehung kann wegen der geringeren Masse sehr schnell erfolgen, auch weil das Auftreffen eines Flügels auf den Körper nur als Klaps mit einer Fläche erfolgt, was eine geringe Verletzungsgefahr mit sich bringt.

Die Scheiben von Sensorschleusen mit Linearmechanik sind nicht nur wegen ihrer Höhe größer, sondern müssen deshalb auch aus dem wesentlich schwereren Werkstoff ESG hergestellt werden und haben dadurch eine wesentlich größere Masse. Zudem erfolgt das Auftreffen mit der Kante. Ihre Linearbewegung erfolgt daher langsamer und erfordert eine aufwendige Mechanik, die einen höheren Preis, aber auch einen höheren Instandhaltungsaufwand erwarten lässt.

Bei der Auswahl der passenden Sensorschleuse stehen sich die Vorteile der beiden Grundtypen daher wie folgt gegenüber: Ist eine hohe psychologische Abschreckungswirkung erwünscht, während nicht mit ambitionierten Versuchen, unberechtigt einzutreten, zu rechnen ist, kann eine hohe Parallelflügel-Schleuse eine sinnvolle Investition sein. Geht es um die tatsächliche Rückhaltewirkung, ist der Drehflügelschleuse der Vorzug zu geben. Diese ist zudem meist kostengünstiger, und die leichte, unauffälligere Optik der nur hüfthohen Ausführung entspricht dem allgemeinen Trend, Zutrittskontrollen weniger martialisch wirken zu lassen.

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