Qualität hat ihren Preis

Parallel zur Einführung des Mindestlohns ist europaweit verstärkt der Trend zu erkennen, bei öffentlichen und privaten Ausschreibungen den niedrigsten Anbieter zu beauftragen. Dies ist umso prekärer, da die privaten Sicher-heitsunternehmen zunehmend mehr Verantwortung übertragen bekommen.

Waren noch vor zehn Jahren Sicherheitsmitarbeiter vorwiegend im Werk- und Objektschutz tätig, so sind sie heute zunehmend in öffentlichen Bereichen (Innenstädte, Flughäfen, Einkaufszentren) zu finden. Neben den sukzessive steigenden Anforderungen der Auftraggeber (Fremdsprachen- und PC-Kenntnisse, technisches Verständnis, Zertifizierungen) tragen auch zunehmende gesetzliche und behördliche Auflagen zu einem erheblich gestiegenen administrativen Aufwand in den privaten Sicherheitsunternehmen bei.

Die qualitätsorientierten Unternehmen der Sicherheitswirtschaft begrüßen selbstverständlich die Erschließung neuer Geschäftsfelder und das damit einhergehende Vertrauen der öffentlichen und privaten Auftraggeber, Sicherheitsbehörden und Bürger, können die gewünschte Qualität aber nicht zum billigsten Preis anbieten. Der Skandal in den nordrhein-westfälischen Asylbewerberheimen hat dies leider nur allzu deutlich gemacht und das Image der Branche nachhaltig beschädigt.

Am Beispiel der Vollmergruppe Dienstleistung kann man erkennen, wie ein mittelständisches Familienunternehmen – bereits in dritter Generation – den vielfältigen Anforderungen und Marktgegebenheiten gerecht werden kann. Im Laufe der Jahre hat es sich zu einem Full-Service-Provider entwickelt. Dass Tradition und Kontinuität nicht unbedingt Innovation und Flexibilität ausschließen, beweist man beispielsweise mit der Gründung von Sicherheitspartnerschaften mit Polizei und Kommunen oder der Modernisierung der Notruf- und Service- Leitstelle gemäß DIN EN 50518.

Die positive Auftragsentwicklung der beiden Geld- und Wertunternehmen Vollmer Security GmbH und S-Bargeldlogistik GmbH (einem gemeinsamen Unternehmen mit der Sparkasse Mülheim an der Ruhr, der Stadtsparkasse Oberhausen und der Vollmer Security GmbH) erforderte im Jahr 2014 den Neubau eines hochmodernen Geldbearbeitungscenters, welches den neuesten und auflagenreichen Versicherungsbedingungen entspricht und dessen bauliche und technische Sicherheitseinrichtungen weit über den marktüblichen Standards liegen.

Trotz dieser positiven Entwicklung sieht die Branche der Geld- und Wertdienstleister zunehmend sorgenvoll in die Zukunft. Nach den beiden großen Betrugsskandalen im Jahr 2006, bei denen viele Auftraggeber Schäden in Millionenhöhe zu verzeichnen hatten, gelang es der Branche, gemeinsam nach anfänglichem Entsetzen über den nachhaltigen Imageschaden ein stringentes Qualitätskonzept zu entwickeln und implementieren.

Die zunächst skeptischen Auftraggeber konnten von der neuen Qualitätsausrichtung überzeugt werden, sodass Preisdumping und kurze Vertragslaufzeiten der Vergangenheit angehörten. Nur neun Jahre später scheinen die guten Vorsätze bei einigen Auftraggebern und Dienstleistern vergessen. In den Einkaufsabteilungen vor allem im Handel regiert wieder der Rotstift, und einige Großunternehmen der Bargeldlogistik lassen sich erneut von vermeintlich großen Auftragsvolumina blenden und läuten somit einen erneuten Preiskampf ein.

Die mahnenden Worte der mittelständischen Unternehmen im Bereich der Bargeldlogistik werden erneut nicht wahrgenommen und die wegbrechenden Umsatzerlöse durch Unternehmenszukäufe geschönt.

Andreas Brink, Geschäftsführer der Westdeutscher Wachdienst GmbH & Co. KG