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Rechnet sich das?

Unternehmen müssen heute in allen Belangen auf Wirtschaftlichkeit achten: Auch bei Investitionen in die Sicherheit versucht man Faktoren wie Amortisation und „Total Cost of Ownership“ zu berücksichtigen – nicht immer mit Erfolg. Denn der Return-on-Investment einer Videoanlage war traditionell bisher schwer zu fassen.

Grund genug, die Kosten und die Finanzierungs-möglichkeiten von Videosystemen einmal genauer unter die Lupe zu nehmen. Beim PROTECTOR-Forum Videosicherheit 2015 diskutierten die Experten, wie man die Investitionen, in Videosystemen mit den entsprechenden Budgets in Einklang bringen kann und dabei idealerweise noch höhere Betriebssicherheit erreicht.

Moderator Dirk Ostermann eröffnet die Diskussion mit grundlegenden Fragen: „Wie entwickeln sich die Kosten von Videosystemen, steigen sie oder sinken sie? Und gibt es eine Verlagerung der Kosten weg von der großen Anfangsinvestition hin zu laufenden Betriebskosten?“

Uwe Gleich von der Gleich GmbH glaubt: „Aus unserer Sicht werden sich die Lebenszykluskosten einer Videoanlage sicherlich erhöhen. Früher hatten die Werkschützer etwa alle zehn oder zwölf Jahre ein Budget für die Videoanlage, auch weil die Systeme einfach eine sehr lange Lebensdauer hatten und die Verbesserungen, die man mit neuer Technik erreichen konnte, nur gering waren. Wenn wir heute aber mit IT-Administratoren reden, merken wir: Für sie ist es völlig normal, dass Technik nach drei bis fünf Jahren ausgetauscht wird, denn dann ist sie veraltet, es gibt bessere und leistungsfähigere Lösungen, die dem Kunden auch einen echten Mehrwert bringen.“

Uwe Gleich, Geschäftsführer, Gleich GmbH
Dipl.-Ing. Waldemar Gollan, Regional Sales Manager D-A-CH, Arecont Vision LLC
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Waldemar Gollan von Arecont Vision veranschaulicht: „Der Trend bei neuen Projekten geht ganz klar in die Richtung der in der IT-Branche gelebten Konzepte. Das bedeutet für Händler und Errichter geringere Margen für die Produkte, dafür aber klar abgegrenzte und transparenter abrechenbare Dienstleistungen – also Installationskosten plus Wartungsverträge und kostenpflichtige Services, wie telefonische Hotline oder Remote-Unterstützung. Zusätzlich anfallende Kosten wie Software-Updates oder komplette System-Upgrades – vor allem bei Videomanagementsystemen, aber auch bei allen anderen Produkten – werden dann fallbezogen in Rechnung gestellt und müssen nicht, wie jetzt zum Teil üblich, über die wesentlich höher kalkulierten Produktmargen abgedeckt werden.“

Schwerpunkt Service

Eine Verschiebung in der Kostenaufteilung kann auch Klaus Middelanis aus dem Hause Sony feststellen: „Die laufenden Betriebskosten sind in der heutigen IT ein größerer Faktor, der auf die Anwender zukommt. Das wird auch bedingt durch häufige Updates, diese sind aber notwendig, um etwa mit dem Videomanagement auch neue Kameras problemlos nutzen zu können. Die Bereitschaft, für eine Anlage heute solche Nebenkosten in Kauf zu nehmen, ist vorhanden, während früher alles mit der Hardware abgedeckt und bezahlt sein musste. Das sind Nebeneffekte aus der IT, wo diese Bereitschaft seit jeher stärker ausgeprägt ist.“

Und Uwe Gleich ergänzt: „Was das Thema Wartungs- und Serviceverträge angeht, sind die IT-Administratoren schon heute recht offen. Gleichzeitig muss man sagen, dass das nicht für die Mehrheit der übrigen Kunden gilt. Als Errichter hat man es teilweise extrem schwer, den Anwender von den Vorteilen zu überzeugen. Denn im Grunde ist es günstiger, eine Anlage vernünftig zu warten und instand zu halten, als alle paar Jahre Komponenten auszutauschen.“

Wilhelm Fischer von Netzwerkservice Fischer zeichnet ebenfalls ein gespaltenes Bild: „Die Wartung ist in der Praxis eines der heißesten Themen. Denn während des Verkaufs macht sie sich gar nicht gut, oft will der Kunde gar nichts davon hören, weil es immer heißt, wir errichten wartungsarme Systeme. Dennoch ist es natürlich wichtig, auch regelmäßig den Zustand der Festplatten zu prüfen. Und man muss klar sagen: Wenn ein System in die Jahre kommt, dann sind Updates absolut sinnvoll und notwendig. Wenn man mit den Kunden vernünftig diskutiert, und ihm keinen übertrieben teuren Wartungsvertrag anbietet, dann wird der Vorschlag auch viel häufiger akzeptiert.“

Waldemar Gollan ist ebenfalls der Ansicht, dass sich ein solches Vorgehen rechnet: „Bei einer mittelfristigen Kostenrechnung und Analyse zeigt es sich, dass eine weiterführende Betreuung inklusive dem Abschluss von Wartungsverträgen, über einige Jahre betrachtet preiswerter ist als die Ad-hoc-Einsätze bei plötzlich auftretenden Störungen, also im Fehlerfall mit teilweise unüberschaubaren Folgeschäden für das operative Geschäft. Dies ist oft gekoppelt mit erhöhten Kosten, sowohl für die kurzfristige Beschaffung von Ersatzteilen und den Einsatz von Techniker insbesondere außerhalb der regulären Arbeitszeiten. Regelmäßige Wartung wirkt präventiv und hilft in der Regel Ausfällen vorzubeugen, so liefern etwa Programme zum Monitoring von Festplatten Hinweise auf sich häufende Probleme beim Zugriff und somit ein Indiz für einen möglichen schwerwiegenden Fehler. Eine qualifizierte Darstellung der Vorteile, zusammen mit einem flexiblen auf die jeweiligen Bedürfnisse des einzelnen Endkunden angepassten Wartungskonzepts, wird die meisten Endkunden überzeugen, da dieser Ansatz in Summe mehr Betriebssicherheit bietet.“

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