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Brandschutz im Industriepark 26. September 2012

Reibungslose Produktion

Technologie- und Industrieparks zeichnen sich durch leistungsfähige Infrastrukturen sowie umfangreiches Service- und Dienstleistungsangebote aus. Ebenso spielt die Sicherheit eine große Rolle. W&S hat sich das Brandschutzkonzept für den Industriepark Weinheim angesehen.

Mit ihrem Fuhrpark ist die Werkfeuerwehr auf alle Arten von Einsätzen vorbereitet.
Mit ihrem Fuhrpark ist die Werkfeuerwehr auf alle Arten von Einsätzen vorbereitet.

Die global agierende Unternehmensgruppe Freudenberg, unter anderem Produzent von Dichtungen, Filtern, Vliesstoffen und Produkten zur Oberflächen-behandlung, ist hauptsächlich Zulieferer verschiedener Branchen wie der Automobil-, der Maschinenbau-, Textil-, Bau- und Telekommunikationsindustrie und hat in Weinheim ihren Hauptsitz. Weltweit beschäftigen Unternehmen der Gruppe heute mehr als 37.000 Mitarbeiter in 58 Ländern. Betreiber des Industrie- und Technologieparks in Weinheim ist die Freudenberg Service KG. Das Industrieareal erstreckt sich über eine Fläche von 900.000 Quadratmetern und ist nicht nur repräsentativer Standort der Freudenberg-Gruppe, sondern auch für zahlreiche weiteren Unternehmen. Insgesamt sind hier rund 6.300 Mitarbeiter beschäftigt.

Brandschutzkonzept

Für ein global handelndes Unternehmen gibt es aufgrund der international unterschiedlichen Normen und Bestimmungen an den jeweiligen Standorten keine übergeordneten, einheitlichen Brandschutzvorschriften. Auch in Deutschland liegt die Verantwortung und Organisation für den Brandschutz innerhalb der gesetzlichen Vorgaben beim einzelnen Standort.

Um die Prozesse hinsichtlich des Brandschutzes jedoch zu optimieren, ist am Standort Weinheim ein Gremium ins Leben berufen worden, das sich aus Vertretern des Bereiches HSE (Health, Safety and Environment), dem hauseigenen Versicherer, dem Immobilienmanagement und schließlich dem Werk-/Brandschutz des Industrieparks zusammensetzt. In regelmäßigem Austausch werden Schutzkonzepte beziehungsweise Mindestanforderungen diskutiert und einheitliche Konzepte entwickelt, um Synergien zu bündeln und wirtschaftlicher zu arbeiten. Ein weiteres Ziel ist es, über am Standort Weinheim geschulte Mitarbeiter zum Thema Brandschutz zunächst deutschen Standorten eine Hilfestellung und regelmäßige Betreuung zu bieten. Für die Zukunft sind solche Koordinations- und Unterstützungsleistungen auch auf europäischer Ebene und darüber hinaus geplant.

Werkfeuerwehr

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Auch wenn der Technologie- und Industriepark in Weinheim nicht der Störfallverordnung unterliegt, gibt es hier eine anerkannte Werkfeuerwehr, die in Organisation, Aufbau und Qualifikation einer kommunalen Berufsfeuerwehr entspricht. Mit der standorteigenen Werkfeuerwehr sollen in erster Linie nicht nur die Sicherheit aller Mitarbeiter auf dem Gelände garantiert, sondern auch mögliche Umweltauswirkungen gerade im Hinblick auf die Nachbarschaft im Ereignisfall minimiert werden. Nicht zuletzt kann der schnelle Einsatz der Feuerwehr auch Produktionsausfälle verhindern oder zumindest einschränken, denn diese stellen im größeren Rahmen immer ein hohes wirtschaftliches Risiko dar.

Die Werkfeuerwehr umfasst 52 Mitarbeiter, wobei eine Staffel bestehend aus einer Mannschaftsstärke von sechs Mann für den Ersteinsatz auf der Wache in Bereitschaft ist, und ein Mitarbeiter in der ständig besetzten Leitstelle das Geschehen überwacht. Ziel ist es, dass die Einsatzkräfte innerhalb von drei Minuten nach Detektion eines Ereignisses durch einen Brandmelder oder Erhalt eines Notrufes vor Ort sind und erste Brandbekämpfungsmaßnahmen einleiten sowie eine erste Lageeinschätzung abgeben können.

Duale Sicherheit

Alle Feuerwehrleute am Standort Weinheim haben sowohl eine Ausbildung als Berufsfeuerwehrmann als auch eine zur Fachkraft für Schutz und Sicherheit. Das Ausbildungsprogramm umfasst dabei drei Jahre, und die Mitarbeiter sind damit für beide Aufgabenbereiche voll einsetzbar. Der Vorteil liegt in der flexiblen Verwendung der Kollegen. So können diese etwa bei Räumungsübungen oder im Ereignisfall die Sicherheit von Gebäuden und das Einfinden der Personen an Sammelpunkten sicherstellen oder auch die Bestreifung des Geländes im Innern übernehmen.

Der Einsatz eigener Mitarbeiter ermöglicht dabei schnelle Reaktionszeiten, da diese Zutritt zu allen Objekten am Standort haben, im Gegensatz zu den externen Sicherheitskräften, die aufgrund rechtlicher Bestimmungen nicht in alle Objekte dürfen und somit nur den Zugang zum Gelände und den Besucherfluss absichern.

Der so gewährleistete umfassende Schutz ist vor allem zum Beispiel für Mieter des Industrieparks besonders wichtig, die mit der Zertifizierung als „Bekannte Versender“ die Erlaubnis haben, Luftfrachtsendungen an einen Abgangsflughafen zu liefern und damit garantieren, dass die Ladung gegen unbefugte Zugriffe Dritter geschützt ist, da die Luftfracht dann nicht mehr vor der Auslieferung im Abgangsflughafen untersucht werden muss.

Alarmierung

„Der Standort Weinheim verfügt über eine sehr hohe Abdeckung der Überwachung der Produktionseinrichtungen mit einer ausgefeilten Brandmeldetechnik“, erläutert Dirk Jacobs, Leiter Werk- und Brandschutz. Dabei kommen alle Arten von Meldern zum Einsatz, von Rauchansaugsystemen über optische bis hin zu thermo-differential-Meldern, die alle an das Bussystem angeschlossen sind.

Ferner gibt es für bestimmte Bereiche stationäre Löschanlagen, die beim Auslösen gleichzeitig einen Alarm an die Leitstelle senden. Geht dieser dort ein, wird nach einem Eskalationsmodell verfahren. Zunächst rückt die Werkfeuerwehr aus, und der Einsatzleiter prüft die Lage, ob es sich beispielsweise um einen Fehlalarm handelt. Genaue Einsatzpläne geben Auskunft über Art der Einrichtung, ob Gefahrgut betroffen ist und wo sich der auslösende Melder befindet. Bei einem kleineren Brandereignis erhält die freiwillige Feuerwehr Weinheim darüber eine Information.

Gleichzeitig werden alle Mitarbeiter der Werkfeuerwehr über die Funkmeldeanlage alarmiert. Erst bei größeren Bränden würden die Verantwortlichen die freiwillige Feuerwehr Weinheim zur Hilfe holen beziehungsweise bei einem Großbrand die überregionalen Berufsfeuerwehren.

Um die Mitarbeiter gerade in weitläufigen und großräumigen Gebäuden im Ereignisfall schnellstmöglich zu warnen, hat man in einigen Bereichen Räumalarmanlagen installiert. Damit sich eine Evakuierung von Objekten schnell und zügig durchführen lässt, gibt es genaue Meldeketten, bei denen die Sammelplatzverantwortlichen kleine Gruppen um sich sammeln und die Vollzähligkeit ihrer Gruppe schnellstmöglich nach oben weitergeben. So können die Verantwortlichen zügig feststellen, ob eventuell Besucher oder Mitarbeiter von Drittfirmen fehlen, da kleine Gruppen auf der untersten Ebene eine bessere Übersicht über Personen in ihrer Arbeitsumgebung haben. Solche Übungen werden in einem Zyklus von drei Jahren für den gesamten Industriepark durchgeführt.

Fitness ist wichtig

Im Rahmen der Initiative „We all take care“ hat der Werk-/Brandschutz der Freudenberg Service KG am Standort Weinheim seinen Mitarbeitern ein Arbeitsumfeld geschaffen, in dem sie ihre Fitness während der Arbeitszeit steigern können. Denn im Einsatz sind sie hohen Belastungen ausgesetzt, wenn sie unter Atemschutz mit bis zu 70 Kilogramm an Einsatzkleidung und -geräten bei extremer Hitze Menschen retten und Brände löschen. „Die Teilnahme an dem Sportprogramm ist freiwillig, wobei die Teilnehmerquote 96 Prozent beträgt“, so Jacobs.

Die Ausgestaltung der Trainingseinheiten ist gemeinsam mit einem externen Dienstleister entwickelt worden. Gerade hinsichtlich der Atemschutztauglichkeit führt das Programm nicht nur zur physischen Leistungssteigerung und -erhaltung, sondern auch zu einem positiven psychologischen Effekt. Denn die Sorge der Teilnehmer vor einem Versagen bei der wichtigen und regelmäßig anstehenden Prüfung der Atemschutztauglichkeit lässt sich durch kontinuierliches Training merklich verringern.

Hendrick Lehmann

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