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Sehen – auch in der Nacht

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Während Tag-/Nacht-Kameras zur Aufnahme von Bildern im sichtbaren Lichtspektrum zum Einsatz kommen, können Wärmebildkameras auch Wellenlängen bis weit in das Infrarotspektrum hinein erkennen. Da alle Menschen und Objekte ein gewisses Maß an Infrarotstrahlung abgeben – auch bekannt als so genannte Wärmesignatur –, können Objekte und Personen mit Wärmebildkameras unter allen Umgebungslichtsituationen detektiert werden – sei es in nebeligen, staubigen oder dunstigen Umgebungen oder bei direktem Sonnenlicht, das konventionelle Kameras typischerweise blenden würde. Eine Wärmebildkamera kann auch eine vollständig weiß gekleidete Person inmitten einer vollständig weißen Schneelandschaft sicher als Silhouette darstellen.

Da sie Wärmesignaturen aufspüren und selbst in totaler Finsternis Personen und Objekte detektieren können, eignen sich Wärmebildkameras gut zur Überwachung von Hafenanlagen, Kraftwerken, Tunneln oder Gleisanlagen – ihre erweiterten Detektionsfunktionen können das vor Ort befindliche Sicherheitspersonal dabei unterstützen, etwaige Eindringlinge oder gefährdete Personen schnell zu detektieren und somit Verbrechen, Unfällen oder anderen schwerwiegenden Ereignissen vorzubeugen.

Wärmebildkameras liefern keine forensischen oder gesichtsspezifischen Details, was eine Identifikationen von Personen unmöglich macht. Dunst oder Staub können die von Menschen oder Objekten ausgehenden Wärmesignaturen dämpfen und somit die Detektion aus großen Distanzen erschweren. Darüber hinaus können Nebel, Schnee und Regen ihre Reichweite verringern. Bestimmte Materialien wie Beton, Marmor und Asphalt reflektieren Phantombilder, während andere wie Glas den Einsatz einer Wärmebildkamera ganz und gar unmöglich machen können. Und: Genau wie Tag-/Nacht-Kameras geben Wärmebildkameras nicht die realen Farben einer aufgenommenen Szene wieder – die Bilder werden in Schwarz-Weiß oder in einer falschen Farbdarstellung geliefert. Letzteres soll dem Betrachter eine bessere Visualisierung bieten.

Während sich spätestens seit dem Oscar-prämierten Kassenschlager „The Artist“ Schwarz-Weiß-Filme gerade bei den Cineasten besonderer Beliebtheit erfreuen, ist bei hochwertigen Überwachungslösungen eine Farbwiedergabe der aufgenommenen Bilder unverzichtbar – die Darstellung der Farben lässt die jeweilige Szenerie gerade bei Aufnahmen in der Nacht wesentlich realer erscheinen, als ein Schwarz-Weiß-Bild dies erreichen könnte. Die Kamerahersteller haben diesem Trend mit der Entwicklung einer neuen Technologie mit ultralichtempfindlichen Bildsensoren und besonders lichtstarken Objektiven Rechnung getragen.

Quantensprung

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Unter dem treffenden Namen „Lightfinder” nutzt diese Technologie die Kombination aus lichtstarkem Objektiv, Hochleistungssensor und dem besonders leistungsfähigen Bildverarbeitungschip einer Netzwerk-Kamera, um das vorhandene Licht einer Aufnahmesituation zu erfassen, intern aufzubereiten und im Anschluss ein hochwertiges Bild bzw. einen Videostream zu liefern. Das Ergebnis sind lebensechte, detailreiche Videobilder sowohl bei Nacht als auch in direktem Sonnenlicht.

Wer diese Bilder und den damit verbundenen Quantensprung in puncto Wiedergabetreue zum ersten Mal sieht, ist begeistert. Mit einer konventionellen Überwachungskamera bei Nacht aufgenommene Bilder sind schwarz-weiß, verrauscht und werden mit einer Bildrate von lediglich fünf Bildern pro Sekunde geliefert (Bild links). Dieselben Szenen aufgenommen mit einer hochwertigen Netzwerkkamera mit Lightfinder-Technologie erscheinen dagegen in Farbe, rauschfrei und mit einer Bildrate von 30 Bildern pro Sekunde (Bild rechts). Dies zeigt deutlich die Performance dieser Netzwerk-Kamera basierend auf moderner Bildsensortechnologie und der von Axis entwickelten Lightfinder-Technologie.

Bei der Aufnahme dieser Bilder kamen keinerlei Kunstlichtquellen, IR-Strahler oder irgendwelche Videotricks zum Einsatz – im Gegenteil, die Szene wurde um 23 Uhr in fast stockfinsterer Nacht aufgenommen. Dennoch erscheint die Person mit der orangefarbenen Jacke auf dem rechten Bild so klar wie bei einer Tagesaufnahme. Erkennbare und in Farbe wiedergegebene Details wie diese können dabei helfen, die Identität des Mannes zu bestimmen oder gegebenenfalls einen Sicherheitsalarm auszulösen.

Bevorzugte Einsatzgebiete

Lightfinder-Kameras sind eine Überwachungslösung erster Wahl, wenn es darum geht, bei geringem oder fast nicht vorhandenem Umgebungslicht reale Farben und andere forensische Details wiederzugeben. Mit dieser IP-Technologie lässt sich beispielsweise die Identität von Personen trotz geringer Umgebungsbeleuchtung bestimmen. Transportbetreiber können damit Tunnel und entlegene Gleisstrecken sicher überwachen. Und Diebe, die nachts eine unbesetzte Baustelle für einen schnellen Beutezug heimsuchen, werden detailreich und in Farbe aufgenommen.

Einsatzbeschränkungen: Anders als eine Wärmebildkamera benötigt eine mit Lightfinder-Technologie ausgerüstete Kamera ein gewisses Restmaß an Umgebungslicht. Unterhalb einer Mindest-Luxgrenze schaltet sie automatisch auf den Schwarz-Weiß-Modus um und funktioniert dann wie eine herkömmliche Tag-/Nacht-Kamera (mit Infrarot-Sperrfilter), wobei das Umschalten bei einem weitaus geringeren Beleuchtungsniveau erfolgt, als bei herkömmlichen Tag-/Nacht-Kameras. Eine Lightfinder-Kamera liefert also bei extrem niedrigem Licht noch bestechend detailgetreue Bilder in Farbe und dies bei 30 Bildern pro Sekunde. Damit stehen dem Sicherheitspersonal bisher nicht da gewesene Möglichkeiten zur Identifizierung zur Verfügung.

Mit den hier vorgestellten Lösungen verfügen Sicherheitsmitarbeiter über eine breite Palette an hochwertigen Netzwerk-Kameras zur Detektion und Erkennung – und das sogar bei vollständiger Dunkelheit. Zur Auswahl stehen eine Vielzahl unterschiedlicher Kameratypen zur Dokumentation von Vorfällen innerhalb des gesamten sichtbaren Spektrums mit der jeweils erforderlichen forensischen Detailtiefe.

Gleichzeitig ist es mit dieser Technologie möglich, zwischen Objekten wie beispielsweise einem heruntergefallenen Ast und einer Person zu unterscheiden, um damit einen falschen Alarm auszuschließen. Sollte die Wärmebildkamera einen menschlichen Eindringling zeigen, kann im Anschluss die Lightfinder-Technologie aktiviert werden, um wichtige Anhaltspunkte und erkennungsrelevante forensische Details zu sichern.

Jörg Rech, Team Leader Training Middle Europe bei der Axis Communications
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