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Smart Building 9. Oktober 2015

Sicher leben und arbeiten

Es gibt einen Ort, an dem man sich ganz sicher fühlen möchte – das eigene Zuhause. Entsprechend groß ist die Furcht vor Einbrechern. Doch auch Feuer und Wasser sind eine latente Gefahr für Leib und Leben, Hab und Gut. Ein smartes Gebäude erkennt Gefahrensituationen frühzeitig und hilft, Schäden zu begrenzen.

Mit dem Smartphone oder Tablet die Gewerke im Haus kontrollieren und steuern – damit können neue Zielgruppen angesprochen werden.
Mit dem Smartphone oder Tablet die Gewerke im Haus kontrollieren und steuern – damit können neue Zielgruppen angesprochen werden.

Bisher wurden die Bereiche Sicherheit, Energieeffizienz und Komfort getrennt betrachtet. In einem Smart Building verschwimmen diese Grenzen. Kauft man Sicherheit, bekommt man automatisch auch ein Stück Energieeffizienz und Komfort. Die Kombination dieser drei Bereiche mit ihren spezifischen Sensoren und Aktoren erlaubt weitere neue Dienstleistungen, während gleichzeitig die Gesamtkosten der Anschaffung sinken. Dies ermöglicht die Ansprache neuer Zielgruppen wie Freiberufler, Kleingewerbe und Handwerker mit Gewerberäumen und Homeoffice im Haus.

Smart-Home-Security oder VdS

Smart-Home- beziehungsweise Smart-Building-Komponenten sind nicht VdS-zertifiziert. Folglich lässt sich daraus auch keine VdS-zertifizierte Einbruchmeldeanlage errichten. Viele Freiberufler und Gewerbetreibende benötigen aber keine VdS-Anlage, schon weil die Versicherung es von ihnen nicht verlangt. Trotzdem haben sie ein Sicherheitsbedürfnis. Dieses kann mit einem Smart-Building-System befriedigt werden. Je nach System lassen sich Fensterkontakte inklusive Sabotageschutz verwenden. Auch stellen die geforderte Zwangsläufigkeit und ein alternativer Alarmierungsweg kein technisches Hindernis dar.

Die technischen Unterschiede zwischen einer VdS-zertifizierten Anlage und einem entsprechend aufgebauten Smart-Home/Smart-Building-System sind marginal. Entscheidend ist eher das bei Smart-Home-Installateuren fehlende Sicherheits-Knowhow. So ist es aus Security-Sicht völlig sinnlos, einen Einbruchalarm allein per SMS auf ein Handy zu leiten. Denn die Telecom-Provider garantieren bei SMS nicht, mit welcher maximalen Verzögerung eine Meldung ankommt und wenn das Handy auch noch – beispielsweise während Besprechungen – stumm geschaltet ist, kommen Nachrichten beim Empfänger nicht an. Einfache Smart-Home- und Smart-Building-Produkte bieten aber oft keine andere Möglichkeit.

Ein weiterer Unsicherheitsfaktor besteht, wenn die Verarbeitung der Sensorsignale in der Cloud stattfindet. Kleinste Störungen im Internet führen dann zum Totalausfall der Lösung. Verlangt also der Versicherer eine Gefahrenmeldeanlage, kann die Antwort nur ein VdS-zertifiziertes Produkt sein. In allen anderen Fällen ist Smart Home/Smart Building die bessere, weil umfassendere Lösung, wenn sie mit Sachverstand geplant und installiert wird. Entscheidend ist das Sicherheitsbedürfnis des Kunden.

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Einbruchschutz

Der funkende Fenstergriff oder der magnetische beziehungsweise mechanische Fensterkontakt, der eingebaut wurde, um offene Fenster zu erkennen, um dann die Heizkörper im entsprechenden Raum zu drosseln, führt zu einem Einbruchalarm, wenn bei Abwesenheit der Bewohner ein so ausgestattetes Fenster geöffnet wird. Wer außer einem Einbrecher sollte denn das Fenster geöffnet haben? Die gleiche Alarmfunktion kann auf jeden Licht- oder Rolloschalter übertragen werden.

Hinter all diesen Funktionen steht ein smartes Gebäudesystem mit einer leistungsfähigen Smart-Home-Software, welche die entsprechenden logischen Verknüpfungen herstellt. Alle Sensoren sind sowohl kabelgebunden als auch als Funkversionen mit oder ohne Batterienotwendigkeit verfügbar. Funksensoren eignen sich sehr gut zur Nachrüstung in bestehenden Gebäuden und zur Ergänzung vorhandener Anlagen. Je nach System sind die Funktelegramme verschlüsselt. Es ist also durchaus und relativ problemlos möglich, aus smarten Komponenten eine perfekt funktionierende Einbruchalarmierungsfunktion zu konfigurieren, während die gleichen Sensoren gleichzeitig vom System dazu verwendet werden, den Heizkostenverbrauch zu senken.

Branderkennung

In den letzten 15 Jahren hat sich die Zahl von 800 Brandtoten im Jahr auf etwa 400 nahezu halbiert. Das ist die sehr positive Bilanz der Kampagne „Rauchmelder retten Leben“, die vor 15 Jahren ins Leben gerufen worden ist. Doch auch 400 Tote sind zu viel. Ein einfacher Rauchwarnmelder mit akustischem Alarm, wie er in fast allen Bundesländern vom Gesetz verlangt wird, ist die billigste, aber nicht die wirkungsvollste Maßnahme.

Besser sind mit der smarten Gebäudetechnik vernetzte Rauchwarnmelder. Die Smart-Building-Zentrale stellt ständig das Vorhandensein und die Funktionsfähigkeit fest. Im Brandfall reagiert die smarte Gebäudetechnik lebensrettend. Dazu schaltet das System im gesamten Gebäude und auch außen das Licht ein, um bei Dunkelheit Orientierung zu geben und sie veranlasst gleichzeitig, dass alle elektrischen Tore, Rollläden und Jalousien sofort hochgefahren werden. So entstehen Flucht- und Rettungswege beispielsweise über Balkon und Terrasse. Denn ist der Brand erst einmal richtig ausgebrochen, fällt erfahrungsgemäß sehr schnell der Strom aus. Dann ist es dunkel, und antriebslose elektrische Rollläden versperren den Bewohnern den Weg nach draußen und den Rettungskräften den Weg hinein.

Eine oft unterschätzte Gefahr: Wasser und Gas werden in Rohrleitungen transportiert. Leckagen sind an besonders älteren Rohrleitungen und Muffen nichts Besonderes. Während austretendes Wasser lästig ist und Fußböden und Hausrat beschädigt, stellt austretendes Gas eine akute Gefahr für Leib und Leben dar. Leckagen müssen sofort erkannt werden. Smart-Building-Systeme verfügen über Wasser-Leckagemelder, sogar per Funk und ohne Batterie. Im entsprechenden Fachhandel gibt es auch Gassensoren für Propan, Methan, Erdgas, CO und andere Gase. Diese sind allerdings noch keine sehr preiswerten Massenprodukte und benötigen Fach-Know-how bei der Wahl des Installationsortes.

Die Erkennung einer Gefahr oder einer Störung ist die Basis, die rechtzeitige und aussagekräftige Meldung ist allerdings ebenso wichtig. Das allgegenwärtige Internet bietet dazu die Dienste E-Mail, Dateiübertragung aber auch die direkte Visualisierung von Messwerten und Bilder/Videos. Da künftig das analoge und ISDN-Telefonnetz ebenso über das Internet abgebildet werden, sind diese Dienste keine sichere Alternative mehr. Hier kann das GSM-Handy-Netz einspringen. Im einfachsten Fall wird ein GSM-Modul oder sogar ein Handy per Bluetooth mit dem Smart-Home/Building-System verbunden. Die Software des Systems sendet dann Sprachmeldungen, E-Mail oder SMS per Handy über das GSM-Netz.

Einbruch per Handy?

Man sieht es immer wieder im Kino: Der Actionheld zückt sein Smartphone, und Sekunden später springen die Türen auf. Das ist Hollywood und hat mit der Realität nichts zu tun. Trotzdem fürchten sich viele Menschen davor. Die Polizei sagt, dass es in Deutschland keinen einzigen Fall gibt, bei dem ein Einbrecher per Handy oder Laptop in ein Gebäude eingedrungen ist. Trotzdem müssen die Regeln der Datensicherheit konsequent angewandt werden: Verschlüsselung einschalten, sichere Passworte verwenden, wenn möglich VPN nutzen, bei Browserzugriff https statt http und nicht immer wieder die Standardports 80 und 8080 verwenden. So macht man es potentiellen Angreifern schwer. Wenn dann noch das WLAN nur dann eingeschaltet wird, wenn es gebraucht wird, und Datenleitungen von außerhalb des Gebäudes oder Grundstücks nicht manipuliert werden können, ist die Installation schon auf der sicheren Seite. Doch 100-prozentige Sicherheit gibt es bei technischen Systemen nirgends.

Günther Ohland

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