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HSL-Tunnels 7. November 2012

Sicherheit hat oberste Priorität

Siemens hat das technische Know-how und die betriebliche Unterstützung für die bahnbrechende High-Speed-Line-Bahnstrecke (HSL) in den Niederlanden geliefert. Diese hat der regionalen Wirtschaft neue Chancen eröffnet, indem sie das Land erstmals an das europäische Hochgeschwindigkeitsschienennetz anbindet.

Bei den HSL-Tunnels wurden Fluchtwegen und Rettungsschächten besondere Aufmerksamkeit geschenkt.
Bei den HSL-Tunnels wurden Fluchtwegen und Rettungsschächten besondere Aufmerksamkeit geschenkt.

Extrem schnelle Züge mit Geschwindigkeiten von bis zu 300 Kilometern pro Stunde befördern jetzt Passagiere über 100 Kilometer – und machen diese Verbindung damit zu einem der größten Hochgeschwindig-keitsschienenprojekt in Europa. Erreicht wurde aber weit mehr. Der fortschrittliche Ansatz des gesamten Projekts umfasst zahlreiche Aspekte. Besonders erwähnenswert: die Art und Weise, wie alle Beteiligten zusammengearbeitet haben, um die Umweltbelastungen der neuen Strecke zu reduzieren, die Kombination verschiedener und teilweise einzigartiger Technologien, die für die Unter- und Oberkonstruktionen der Strecke eingesetzt wurden, sowie die Zusammenarbeit zwischen Behörden und Privatfirmen insgesamt.

Tatsächlich hat die niederländische Regierung für dieses Projekt den größten PPP-Vertrag (Public Private Partnership) in der Geschichte des Landes abgeschlossen. Darin wurde das Infraspeed-Betreiberkonsortium mit Bereitstellung und Unterhalt von Gleisoberbau für die neue Verbindung zwischen Amsterdam und der belgischen Grenze beauftragt. Dieser Auftrag umfasste: Schienen, elektrisches System (Oberleitungen und Trafostationen), Kommunikation, Lüftungstechnik, Sicherheits- und Signalanlagen, Schallschutzwände, Brüstungen und Zäune sowie Betriebs- und Notfalltechnik in den Tunneln. Als Gründungsmitglied des Infraspeed-Betreiberkonsortiums lieferte Siemens erfolgreich das Stromversorgungssystem, das ETCS-Eisenbahnverkehrsleitsystem (European Train Control System), die GSM-R-Kommunikationssysteme sowie zusätzliche Technik für die Schienenstrecke.

Strikte Sicherheitsanforderungen

Während des gesamten Projekts war Sicherheit oberstes Gebot – von der Entwicklungsphase über die Bautätigkeit bis zur Inbetriebnahme der Strecke. Es wurde ein Sicherheitsplan erstellt, der strikte Sicherheitsanforderungen und Maßnahmen für die Schienensysteme und andere Komponenten des Bahnoberbaus, das Streckenumfeld, den Zugführer und die Züge umfasste – alles, um nicht nur die Risiken auf und an der Strecke sowie im Zug, sondern auch die Folgen von Zwischenfällen zu begrenzen. Da Unfälle und Brände in Tunneln größere Auswirkungen als im Freien haben und den Verlust von Menschenleben, kostspielige Sachschäden und sehr lange Unterbrechungen des Schienennetzes bedeuten können, wurde der Tunnelsicherheit mit sorgfältig konzipierten Tunnelröhren sowie Fluchtwegen und Rettungsschächten besondere Aufmerksamkeit bei der Planung geschenkt.

Siemens lieferte die Sicherheitssysteme für die fünf Tunnel, die extra für diese Schienenstrecke gebaut wurden. Dazu gehören der Groene-Hart-Tunnel zwischen Benthuizen und Hoogmade, der sieben Kilometer lang ist und mit fast 15 Metern den weltweit größten Außendurchmesser eines gebohrten Tunnels hat, und der neue Tunnel unter dem Ringvaart-Aquädukt, der eine Tiefe von zwölf Metern unter dem normalen Amsterdamer Wasserpegel erreicht.

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Sichere Flucht, schnelle Hilfemaßnahmen

Vorrangig sollte gewährleistet sein, dass bei einem Feuer sowohl eine rasche und sichere Flucht als auch schnelle Hilfemaßnahmen möglich sind. Daher gibt es in den Tunnels entlang der Fluchtwege insgesamt fast 600 manuelle Notrufstellen mit Blitzleuchten. Die Rettungsausgänge und Technikräume in den Tunnels – in denen betriebskritische Systeme sicherstellen, dass die Tunnel für den Verkehr geöffnet bleiben – sind mit rund 900 Algorex-Rauchmeldern sowie über 50 Ansaugmeldern ausgerüstet. Damit ist auch in extrem belüfteten Bereichen eine sofortige Branderkennung gewährleistet. Die Ein- und Ausgänge sämtlicher Tunnel werden durch das Videoüberwachungssystem Sistore CX von Siemens überwacht – und um den Diebstahl von Kupfer und anderen Wertstoffen zu unterbinden, ist auch der Betriebshof durch Bewegungsmelder Sistore CX EDS abgesichert.

Es erforderte ein hohes Maß an Integration, um eine optimale Schadensbegrenzung in den Tunnels und auf der Strecke sicherzustellen. Alle Verkehrs-, Beleuchtungs-, Brandschutz-, Sicherheits- und Lüftungssysteme werden durch das Verkehrsmanagementsystem Sitraffic von Siemens in der Betriebsleitzentrale für die Strecke sowie in den Leitstellen jedes Tunnels kombiniert. Sitraffic verwaltet alle Sicherheits- und Funktionsanforderungen – vom Alltagsbetrieb bis zum Notfallmanagement. In den Tunneln gewährleistet dieses hohe Integrationsniveau, dass alle Systeme im Verbund automatisch, effizient und mit minimalem menschlichem Eingriff auf Zwischenfälle reagieren.

Dienstleistungsvereinbarung

Um den Betrieb der Hochgeschwindigkeitsstrecke auf dem vertraglich geforderten Niveau zu halten (99,46 Prozent Verfügbarkeit in den ersten 25 Jahren), kam es entscheidend auch auf eine gute Dienstleistungsvereinbarung und Zusammenarbeit mit der HSL-Serviceabteilung an. Siemens wurde damit betraut, aus seinem Advantage-Services-Portfolio ein umfassendes Serviceangebot für die Tunnel zusammenzustellen. Dazu gehören Beratung und Risikobewertung, Brandschutzsystemkonzepte, Installationssupport, Inbetriebnahme und Schulung.

Darüber hinaus deckt die Advantage-Pro-Servicevereinbarung die Systemwartung ab und stellt sicher, dass die Installation gemäß den niederländischen Vorschriften erfolgt – dies beinhaltet eine jährliche Inspektion der Brandschutztechnik und vorbeugende Instandhaltung, um zu gewährleisten, dass sich das System in einem optimalen Zustand befindet und jederzeit einsatzbereit ist. Im Fall einer Störung sorgen ein Fernwartungsdienst in Verbindung mit einem rund um die Uhr erreichbaren Servicecenter für rasche Reparaturen und minimale Systemausfallzeiten. Dank der guten Zusammenarbeit und Planung zwischen der HSL-Serviceabteilung und Siemens konnte der Zeitaufwand für Präventiv- und Korrekturmaßnahmen auf ein Minimum begrenzt werden.

Über seinen Lifecycle-Management-Service bietet Siemens zudem die Möglichkeit, die Software und Hardware stets auf dem neuesten Stand zu halten. So ist sichergestellt, dass die strengen Sicherheitsanforderungen nicht nur heute, sondern für die gesamte vertragliche Betriebsdauer der Hochgeschwindigkeitsstrecke erfüllt werden. Insgesamt sorgen die Brandschutzsysteme und Dienstleistungen von Siemens ebenso für ein sicheres Reisen auf der Strecke wie sie die Verfügbarkeit dieser ökonomisch wichtigen Verbindung zum übrigen Europa gewährleisten.

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