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Videoüberwachung am Bahnhof

Sicherheit kommt an

In Deutschland nutzen rund zehn Milliarden Fahrgäste im Jahr den öffentlichen Personennahverkehr. Doch wo viele Menschen aufeinandertreffen, kann auch immer etwas Unvorhergesehenes passieren. Die Aufgabe des Sicherheitspersonals an den Monitoren ist es, Gefahren schnell zu erkennen und eine zügige Intervention einzuleiten. Doch was ist, wenn die Bilderflut die Aufnahmefähigkeit des Menschen überfordert?

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Potenziell gefährliche Situationen werden von Videoüberwachungskameras automatisiert erkannt und über das Videomanagementsystem in Echtzeit als Alarm gemeldet.
Potenziell gefährliche Situationen werden von Videoüberwachungskameras automatisiert erkannt und über das Videomanagementsystem in Echtzeit als Alarm gemeldet.

Zum Schutz der Passagiere gibt es allein bei der Deutschen Bahn über 4.800 Kameras, in Regionalzügen und S-Bahnen weitere 18.000, die allesamt vom Wachdienst gesichtet werden müssen. Moderne, intelligente Videoüberwachung mit Videobildanalyse unterstützt Sicherheits-verantwortliche dabei, Vandalismus, Eigentums- und Gewaltkriminalität sowie gefährliche Eintritte in das Gleisbett zu minimieren und aufzuklären. Denn durch den Einsatz von Videobildanalysen werden unerwünschte Situationen in Echtzeit direkt an das Wachpersonal gemeldet, die dann umgehend einschreiten und damit Schlimmeres verhindern können.

Während das Sicherheitsgefühl von Besuchern und Fahrgästen subjektiv ist, können Betreiber den Sicherheitsstandard objektiv steuern. Oft wirken sichtbare Kameras an sich schon abschreckend auf Täter.

Intelligente Systeme wie das Videoüberwachungssystem „IPS Videomanager“ und die Videobildanalysen von Securiton können indes weit mehr: Zu observierende Bereiche werden von der Videobildanalyse in Erfassungs- und Alarmzonen gegliedert, innerhalb derer Software-Algorithmen das Kamerabild auf Veränderungen hin überprüfen. So können unsichtbare Grenzübertritte oder auch zu lange Aufenthalte zu einem Alarm beim Sicherheitspersonal führen. Die Analysen funktionieren zudem auch auf Thermalkameras und detektieren sogar bei schlechter Sicht wie Nebel, Regen oder Schnee. Das System kann beispielsweise dort eingesetzt werden, wo Unbefugte nichts zu suchen haben, etwa auf Schienen- und Gleisbetten oder in Tunneln und Abstellanlagen. Sobald eine Person die Zone des Kamerabildes betritt, wird sie schon von der Analyse erkannt, ein Alarm erfolgt vorerst noch nicht. Wird eine Aktivität im Kamerabild registriert, schaltet das entsprechende Bild umgehend auf die Monitore der Sicherheitsmitarbeiter, die das Geschehen dann selbst beobachten und bewerten können.

Den Tätern auf der Spur

Die Stadtwerke München und ihre Tochtergesellschaft, die Münchner Verkehrsgesellschaft (MVG), haben die Vorteile intelligenter Videoüberwachung mit Videobildanalysen erkannt und das einfach zu bedienende sowie zuverlässige Sicherheitssystem installiert: Etliche Kameras überwachen rund um die Uhr unter anderem Abstellanlagen und Zäune zu Freiflächen an den Gleisbetten.

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Die Logik hinter der Linse macht den Unterschied: Mithilfe von intelligenten Algorithmen identifiziert der IPS Videomanager vom Normalfall abweichende Ereignisse. Die Videobildanalysen erkennen den Unterschied zwischen großen Objekten wie einem Zug und kleinen Objekten wie einer verirrten Taube oder eines Menschen, bei dem dann der Alarm auslöst. Halten sich Personen in Winkeln mit wenig Publikumsverkehr oder an sensiblen Stellen wie dem Fahrkartenautomaten auf, sorgt die Loitering Detection nach einer frei definierbaren Zeitspanne für eine Echtzeit- Alarmierung. Bahnanlagen können mit der Subway Detection gesichert werden: Die Analyse-Software erkennt die typischen Bewegungen und Verhaltensmuster von Graffiti-Sprayern – so können größere Schmierereien vermieden werden.

Die Outdoor Detection sichert hingegen Außenbereiche wie das Gelände um ein Gleisbett herum. Das Zonenkonzept spielt hier seine Stärken aus: Die Software erzeugt nur dann einen Alarm, wenn sich beispielsweise eine Person aus der Erfassungszone heraus und in die Alarmzone hinein begibt – das heißt, einen Zaun von außen übersteigt, um zum Beispiel das Gleisbett zu passieren. Die Situation muss insgesamt stimmig sein: Vordefinierte Kriterien wie Objektgröße, Perspektive, Richtung und Geschwindigkeit müssen zusammenpassen, damit eine Warnung erfolgt.

Ist ein mutmaßlicher Übeltäter identifiziert, bleiben ihm die Kameras dicht auf den Fersen: Eine Kamera übergibt an die nächste, die Zielperson bleibt immer im Visier der Technik. So entstehen Bewegungsprofile über die komplette Liegenschaft hinweg. Währenddessen können sich Sicherheitsmitarbeiter per Computer, Tablet oder Smartphone zuschalten und im Lageplan orientieren. Dabei können sie auch die Perspektive wechseln und per Zoom näher an das Geschehen heranfahren.

Will ein Missetäter dem entgehen und etwa einfach die Videokamera besprühen, verdrehen, blenden oder anderweitig blockieren, wird er schnell eines Besseren belehrt. Denn jetzt schlägt die Sabotageerkennung zu und alarmiert unmittelbar den Interventionstrupp. Auch nach einem Ereignis filmen die Kameras noch ein wenig weiter. Die Abschaltverzögerung dient der lückenlosen Dokumentation.

Lösungen für komplexe Aufgaben

Ob Unglück, Übermut oder Suizidversuch – Menschen auf den Gleisen sind in höchster Gefahr. Das Modul „IPS Public Transport Protection“ erkennt ein- und ausfahrende Züge, analysiert das Verhalten von Fahrgästen am Bahnsteig und identifiziert Personen, die gewollt oder gar ungewollt in das Gleisbett springen oder fallen. So werden potenzielle Notfälle in unter- und oberirdischen Bahnanlagen schnell erfasst – ein Zeitvorsprung, der Leben retten kann. Nur einer der vielen Vorteile von Kamerabildern mit softwaregestützter Analyse ist, dass Einsatz- und Rettungskräfte bereits bestmöglich über die Lage informiert sind und vorbereitet am Ort des Geschehens eintreffen.

Die besondere Herausforderung in Bahnhöfen sind die vielen Personen. Wo ein beobachtender Mensch schnell ermüdet oder schlicht überfordert ist, helfen intelligente Systeme. Neben den Fahrgastströmen muss insbesondere auch auf abgestellte Gegenstände geachtet werden. Überall an Bahnsteigen, in Wartehallen, an Ein- und Ausgängen, Geschäfts- und Parkzonen löst ein verdächtiges Gepäckstück Beklemmung aus – die Angst vor Kofferbomben geht um. In Bereichen mit hohem Personenaufkommen behält eine Left Luggage Detection den Überblick, sie erkennt herrenloses Gepäck und misst die Abstelldauer. So ermöglicht die Software die exakte Detektion von potenziell gefährlichen Objekten. Und je zuverlässiger ein Überwachungssystem zwischen Wichtigem und Unwichtigem unterscheiden kann, desto seltener muss der Wachdienst vor Ort nach dem Rechten sehen.

Cornelia Groß

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