Direkt zum Inhalt
Videosicherheit 16. Juli 2021

Sicherheits- und Techniktrends im öffentlichen Nahverkehr

Im öffentlichen Nahverkehr spielt Sicherheit eine große Rolle. Das betrifft nicht nur die eingesetzte Technik, sondern auch Hygienemaßnahmen und Abstände.

Die Analysen des Fahrgastaufkommens liefern auch außerhalb der Pandemie wertvolle Daten, mit der die Verkehrsunternehmen ihre Routen und Serviceleistungen optimieren können.
Die Analysen des Fahrgastaufkommens liefern auch außerhalb der Pandemie wertvolle Daten, mit der die Verkehrsunternehmen ihre Routen und Serviceleistungen optimieren können.

Anbieter des öffentlichen Nahverkehrs müssen Umgebungen schaffen, in denen sich Passagiere sicher und gut aufgehoben fühlen – erreichen können sie es mit passgenauer Technik und Hygienemaßnahmen. Dies ist umso wichtiger, da der ÖPNV im letzten Jahr stark unter der Pandemie gelitten hat. Der erste Schritt zu einer neuen Normalität besteht laut Experten nun darin, das Vertrauen der Fahrgäste zurückzugewinnen.

Laut dem Verband Deutscher Verkehrsunternehmen (VDV) ist der Verkauf von Bartickets für Einzelfahrscheine und Monatskarten seit Beginn der Pandemie in Deutschland um 70 bis 90 % eingebrochen. Gleichzeitig hat der Sommer 2020 – mit Auslastungen von 60 bis 70 % im ÖPNV – gezeigt, dass der Nahverkehr auch auf lange Sicht das Rückgrat der urbanen Mobilität bleiben wird, vorausgesetzt, die Passagiere fühlen sich bei der Nutzung sicher. Damit Fahrgäste zuverlässig und sicher transportiert werden können, braucht es in erster Linie eine gezielte Kommunikation über die Auslastung der Busse und Bahnen.

Technologische Ansätze ermöglichen es, Vorhersagen und Echtzeitinformationen zu Fahrtgastzahlen und -strömen zu generieren. Häufig kommen dabei Netzwerk-Videolösungen, in Kombination mit Analysemethoden zum Beispiel Onboard-Kameras in Wagons und Bussen, zum Einsatz. Die Erfassung und Verarbeitung von anonymen Daten in Echtzeit hilft den Verkehrsbehörden, Fahrgast- und Fahrzeugbewegungen vorherzusagen und die Anzahl der Personen auf engem Raum zu begrenzen.

Berührungslose Zutrittskontrolle
Technische Lösungen können die Zutrittskontrolle in einer Einrichtung wie Schule oder Kindergarten regeln und die Anwesenheit eindeutig dokumentieren.

KI und Deep Learning in der Sicherheitstechnik-Branche

Anzeige

Verkehrsunternehmen wie die BVG oder die Deutsche Bahn kommunizieren vermehrt Benachrichtigungen in Echtzeit an ihre Fahrgäste, im Normalfall über mobile Applikationen. In vielen Fällen sind die Daten aktuell noch generisch, sodass nur kommuniziert wird, wie hoch die Gesamtauslastung des Zuges oder des Busses ist. Parallel entwickeln einige Unternehmen aber auch passende technologische Lösungen, um in Echtzeit Informationen darüber zu erhalten, welche Plätze in welchen Abteilen oder Bussen belegt oder frei sind.

Anwendungen dieser Art sind in anderen, stationären Einsatzgebieten, wie im Einzelhandel, seit Jahren im Einsatz. Sie basieren auf Netzwerkkameras mit integrierter Videoanalyse. Im Transportwesen kommen nun neue Anwendungsszenarien hinzu. Beispielsweise kann der Einsatz der Analysefähigkeiten in Edge-Geräten dazu beitragen, Personen im Gleis zu identifizieren. Auch Fehlalarme werden durch intelligente Analysesoftware reduziert. Das hat zur Folge, dass Sicherheitsexperten zu einer ereignisbasierten, kostensparenden Arbeitsweise übergehen, anstatt auf eine kontinuierliche, manuelle Kontrolle zu setzen.

Vertrauen der Passagiere im öffentlichen Nahverkehr ist entscheidend

Die gestiegene Popularität von KI- und Deep-Learning-Anwendungen ruft auch Cyberkriminelle auf den Plan, da diese Technologien neue Angriffsflächen eröffnen. Cybersicherheit muss deshalb in der gesamten Wertschöpfungskette berücksichtigt und bewertet werden, um Daten zu schützen, die Privatsphäre der Passagiere zu wahren und die Risiken in Verbindung mit Cyberbedrohungen auf ein Minimum zu beschränken. Jede Organisation und jedes Transportunternehmen hat dabei spezielle Cybersicherheitsbedürfnisse – eine „One size fits all“-Konfiguration gibt es nicht.

Die beste Lösung besteht deshalb darin, eine Reihe von Informationssicherheitsstrategien einzuführen, die den Umfang der erforderlichen (Cyber-)Sicherheit definieren. Zusätzlich muss gewährleistet werden, dass sich alle relevanten Projektbeteiligten an diese Sicherheitsstandards halten. Denn der Umgang mit der Bedrohung durch Cyberkriminalität ist keine Aufgabe für eine einzelne Person, sondern bedarf einer gemeinsamen Bemühung von Organisation und Projektbeteiligten. Auch Anbieter müssen schon bei der Entwicklung von Systemen Wert auf „secure by design“ legen, damit Systeme von Grund auf so frei von Sicherheitslücken wie möglich sind.

Onboard-Kamera für den Außenbereich von Bussen, Bahnen und Zügen

Axis Communications legt hohen Wert auf die integrierten Cybersicherheitsfunktionen seiner Lösungen, wie signierte Firmware, die unbefugten Zugriff verhindert und das System schützt. So auch in der neuen Axis P3925-LRE, der ersten bahntauglichen Onboard-Kamera für den Außenbereich im Portfolio des Unternehmens. Die Kamera wurde speziell für die Beobachtung der Seitenansicht von Bussen, Bahnen, Zügen und anderen Transportfahrzeugen konzipiert und nach sämtlichen Industriestandards ausgerichtet. Mithilfe der Kamera kann das Geschehen an den Türen und in der Nähe des Fahrzeugs beobachtet werden, um Unfälle zu vermeiden. Installiert das Transportunternehmen die Kamera auf dem Dach eines Zuges, kann sie zudem zur Überwachung von Schleifleisten – die als Teil eines Stromabnehmers den Kontakt zwischen der spannungsführenden Fahrleitung und dem Fahrzeug herstellen – eingesetzt werden.

Onboard-Kameras in Zug- und Tramwagen oder in Bussen müssen sich ständig an die schnell wechselnden Wetter- und Lichtverhältnisse anpassen.
Onboard-Kameras in Zug- und Tramwagen oder in Bussen müssen sich ständig an die schnell wechselnden Wetter- und Lichtverhältnisse anpassen.

Um bestmögliche forensische Ergebnisse zu liefern, müssen sich Onboard-Kameras in Zug- und Tramwagen oder in Bussen ständig an die schnell wechselnden Wetter- und Lichtverhältnisse anpassen. Die integrierten WDR- und Lightfinder-Technologien müssen dabei in der Lage sein, ohne nennenswerte Verzögerung die unmittelbare Anpassung an die Lichtveränderung umzusetzen, damit Videobilder weder über- noch unterbelichtet werden. Eine elektronische Bildstabilisierung (EIS) sorgt darüber hinaus für stabile Videos, selbst wenn die Kamera während der Fahrt Erschütterungen ausgesetzt ist. Um ein Beschlagen oder gar ein Vereisen an kalten Wintertagen zu verhindern, besitzt die Kamera außerdem eine Heizung, die die Kamera bei widrigen Bedingungen auf Temperatur hält.

Ausblick in Sachen Technik: Lösungen mit Personenzählfunktion werden zur Norm

Onboard-Kameras haben in den vergangenen Jahren zu einem erheblichen Teil zur Verkehrssicherheit in öffentlichen Fahrzeugen beigetragen. Dank ihrer stetigen Weiterentwicklung haben sich die Einsatzmöglichkeiten vervielfacht. Netzwerk-Technologien, dazu gehören Onboard-Kameras ebenso wie Audiolösungen, können dabei helfen, die Abstands- und Hygieneregeln zu kontrollieren und einzuhalten. Lösungen mit integrierter Personenzählfunktion werden zur Norm, um die Einhaltung der nötigen Abstände zu gewährleisten.

Die Analysen des Fahrgastaufkommens liefern auch außerhalb der Pandemie wertvolle Daten, mit der die Verkehrsunternehmen ihre Routen und Serviceleistungen optimieren können. Diejenigen Verkehrsunternehmen, die Fahrgästen Echtzeitinformationen über Routenplanungsdienste erfolgreich zur Verfügung stellen, sind in der Lage, die Kundenzufriedenheit zu erhöhen. Auch wenn die aktuelle Pandemie vorüber ist, ermöglicht die Nutzung dieser videobasierten Daten die vorausschauende Wartung der Fahrzeuge sowie die Optimierung der Fahrzeugnutzung.

 Edwin Beerentemfel, Manager Global Partners & End Customers Middle Europe, Axis Communications

Passend zu diesem Artikel