Die aktuellen Krisen führen dazu, dass Sicherheitskonzepte hinterfragt werden. 
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Die aktuellen Krisen führen dazu, dass Sicherheitskonzepte hinterfragt werden. 

Meinungen

Sicherheitskonzepte in Krisen anpassen – und üben

Wie geht man mit den dicht auf dicht folgenden Krisen in jüngster Zeit um? Helfen immer neue Sicherheitskonzepte?

Mit entsprechenden Sicherheitskonzepten können sich Unternehmen, Behörden und öffentliche Einrichtungen auf Krisen vorbereiten. Und davon gibt es aktuell genug. Die Coronapandemie hält seit zwei Jahren die ganze Welt im Griff – mal fester, mal lockerer. Und wer geglaubt hat, dass er bisher ganz gut durch diese Krise gekommen ist und es nicht mehr viel schlimmer kommen kann, ist nun leider eines Besseren belehrt worden. Ein Krieg mitten in Europa – für viele von uns noch vor Kurzem völlig undenkbar. Ganz konventionell mit Panzer und Raketen, Tausenden Toten und Verletzten – und Millionen Geflüchteter.

Probleme beim Katastrophenmanagement

Diese dicht aufeinander folgenden Extremereignisse – nicht zu vergessen das Jahrhunderthochwasser im vergangenen Sommer im Ahrtal – lassen Themen in den Fokus rücken, die man die letzten Jahre als „überholt“ betrachtet hat. Gerade das Hochwasser hat gravierende strukturelle Probleme beim Katastrophenmanagement ans Licht gebracht. Die Alarmierung der Bevölkerung mittels Sirenen? Fehlanzeige – als Relikt des Kalten Krieges völlig „out“ und daher größtenteils demontiert. Die lückenhafte Alarmierung hat allerdings immerhin dazu geführt, dass nun 86 Mio. € vom Bund in den flächendeckenden Ausbau des Warnsystems gesteckt werden.

Auf einen Schlag ist durch den Krieg in der Ukraine auch der Zivilschutz wieder ins kollektive Bewusstsein gerückt. 2007 gab der Bund zusammen mit den Ländern sein langjähriges Schutzraumkonzept mit 2.000 Bunkern und Schutzräumen in den westdeutschen Bundesländern auf. Eine Kostenfrage, denn das Aufrechterhalten der Schutzfunktion war teuer. Derzeit gibt es keinen einzigen öffentlichen Schutzbunker mehr beziehunsweise sind diese ihrer Funktion beraubt. Sie wurden abgerissen, zu Museen oder Archiven umgebaut oder an Privatleute verkauft. Aktuell überprüft die Bundesinnenministerin die Rückbaukonzepte für diese Schutzräume. Und es wundert auch nicht, dass seit März die Nachfrage nach privaten Bunkern und Schutzräumen stark gestiegen ist.

Was die jüngsten Krisen alle gemeinsam gezeigt haben, ist das Kompetenzwirrwarr der verschiedenen Behörden auf Bundes-, Landes- und Kommunal-ebene sowie ehrenamtlichen Hilfsorganisationen. Der Krieg in Osteuropa ist hier nur ein weiterer „Weckruf“, um sich auch strukturell auf Krisen vorzubereiten. Krisenmanager sind dabei keine Panikmacher, sondern Vordenker. So gab es in der Vergangenheit nicht nur Übungen und Planspiele zu Pandemie und Erdbeben, die bei einem entsprechenden politischen Willen eine Handlungsanweisung hätten sein können. Auch die Gasmangellage, die jetzt Ende März ausgerufen wurde und stark das politische Handeln bestimmt, wurde in der Lükex 2018 schon einmal vorweggenommen und geübt.

Sicherheitskonzepte in Krisen bewerten

Unternehmen und Behörden sollten jetzt allerdings angesichts dieser manchmal beinahe exotisch anmutenden Krisenszenarien nicht den Fehler machen, ständig neue Konzepte zu entwerfen. Man sollte die Szenarien einfach mal in Simulationen ablaufen lassen, um Schwachstellen aufzudecken. Und bei der Auswertung der Ergebnisse die eigenen Prozesse kritisch hinterfragen.

Denn die ausgeklügeltsten Krisenkonzepte schützen nicht davor, dass eine neue Krise kommt, die dann doch wieder ganz anders wird wie alles bisher Dagewesenen. Einfach mal machen ... und bewerten.

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