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IT-Sicherheit 20. Oktober 2020

Sind Mietmodelle die Zukunft der Sicherheitstechnik?

Cloudbasierte Sicherheitstechnik hat mit der Coronakrise an Schwung gewonnen. Serviceorientierte Mietmodelle könnten die Entwicklung weiter beschleunigen.

Seit Beginn der Coronakrise sind cloudbasierte Zutrittskontrolle und Videoüberwachung beliebter denn je, und mit dem Trend rücken Mietmodelle in der Sicherheitstechnik-Branche in den Fokus der Aufmerksamkeit. Mitte März erfasste der Lockdown Deutschland. Ganze Belegschaften mussten zuhause bleiben oder von zuhause arbeiten, Krankenhäuser und Pflegeheime beschränkten den Zugang. Ab Mai konnten Mitarbeiter nach und nach in ihre Unternehmen zurückkehren, mussten aber strikte Gesundheits- und Sicherheitsauflagen befolgen, während Einzelhandelsgeschäfte nur eine kontrollierte Zahl an Kunden einlassen durften. Plötzlich gewannen cloudbasierte Systeme an Relevanz. Cloud-fähige Zutrittskontroll-Systeme ermöglichen das Remote-Management mit mobilen Endgeräten. Damit erlangt man umfassende Kontrolle darüber, welche Mitarbeiter wann ins Unternehmen, Krankenhaus oder Pflegeheim dürfen. Genauso erlauben es diese Systeme die Anzahl der Kunden in einem Geschäft zu erfassen und zu regeln – oder sogar die Temperatur zu messen, um Einlass zu gewähren oder zu verwehren. Betriebs- und Sicherheitsmanager müssen nicht mehr vor Ort sein, da dies alles ferngesteuert werden kann.

Corona verleiht Sicherheitstechnik Digitalisierungsschub

Covid-19 hat damit nicht nur dazu beigetragen, dass cloudbasierte Videokonferenzsysteme in Europa und weltweit plötzlich allgegenwärtig sind. Die wöchentlichen Downloads mobiler Apps für solche Lösungen sind – im Vergleich zur Vor-Corona-Zeit – um 90 Prozent gestiegen. Das Virus hat einen enormen Digitalisierungsschub mit sich gebracht.

Auch Anbieter und Installateure, die bis dahin angesichts empfundener Gefährdungen durch Cloud-basierte Systeme skeptisch waren, sehen jetzt deren Nutzen und die Vorteile. Anbieter physischer Sicherheitstechnologie, die bisher klar den Fokus auf traditionelle Überwachungskameras und Zutrittskontrolle legten, beginnen jetzt zu realisieren, dass ihnen Cloud-basierte Lösungen durch ihre Flexibilität und Skalierbarkeit das Leben leichter machen können.

Die Welt hat sich verändert. Selbst wenn sie nach und nach aus der Pandemie herauskommt, werden verstärkte Anforderungen an Zutrittskontrolle und Videoüberwachung bleiben, ergänzt um zusätzliche Anforderungen in Hinblick auf Gesundheit und Sicherheit.

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Videoüberwachung und Zutrittskontrolle über die Cloud

Entscheider in Unternehmen stehen nun vor der Aufgabe, aus dem Erlebten die richtigen Schlüsse zu ziehen. Es geht jetzt darum, die Kostensituation zu verbessern und flexibler zu werden, um auf die Herausforderungen der neuen Situation schneller und angemessen reagieren zu können.

Um alle Komponenten der Schließ- und Zutritts-, aber auch der Überwachungssysteme effizient und flexibel vernetzen zu können, bedarf es daher cloudbasierter Lösungen. Diese verbinden Videoüberwachung (Video Surveillance as-a-Service, VSaaS) und Zutrittskontrolle (Access Control as-a-Service, ACaaS) im Servicemodell. Kameras, elektronische Identmedien, digitale Zylinder und Beschläge werden als IoT-Geräte in das Netzwerk integriert und über die Cloud gesteuert. Gerade in der Phase des Lockdowns hat es sich als sehr hilfreich erwiesen, individuelle und zeitlich definierte Zutrittsrechte zu vergeben und Schließvorgänge lückenlos zu protokollieren. Die IoT-Geräte aktualisieren zudem die Sicherheitssysteme und bilden einen wichtigen Bestandteil jeder modernen Digitalisierungsstrategie.

Videobasierte Prozessoptimierung in der Cloud
Mit der Speicherung von Daten in der Cloud, verändert sich auch die Videosicherheits-Branche. PROTECTOR sprach mit Dirk Brand, Gründer des Start-ups Security-Max.

Optimierungen bei der Sicherheit schaffen mittelfristig einen Mehrwert, was die Kosten betrifft und unmittelbar, was Flexibilität und Sicherheit angehen. Die Kombination aus vernetzen Kameras und smarter Zutrittskontrolle macht aber den besonderen Nutzen aus. Integrierte Analysesysteme beziehen aus beiden Geräten Daten, die zur Entscheidungsfindung und Automatisierung geschäftlicher Abläufe einen Beitrag leisten. Schlüsselloses Schließen und kontaktlose Zutrittskontrolle ermöglichen berührungsfreien Zugang zu Gebäuden; Tools zur Messung der Kundenfrequenz helfen dem Einzelhandel, die strikten staatlichen Social-Distancing-Richtlinien zu befolgen.

Flexible Mietmodelle mit wiederkehrenden Umsätzen

Der Endkunde hat in der Corona-Krise ebenfalls gelernt, dass solche, von einem externen, zertifizierten Cloud-Security-Dienstleister gehosteten Lösungen, unabhängig von festen IT-Infrastrukturen und Personal vor Ort bedient werden können. Die Aufrechterhaltung des Betriebes und dessen Sicherheit ist viel schneller zu organisieren, weil zusätzliche IT-Ressourcen über die Cloud und Personal über den Dienstleister bereitgestellt werden, ohne in längerfristige Anlagegüter investieren zu müssen. Die Dienstleistung wird einfach monatlich als Teil der Betriebskosten abgerechnet.

Die Sicherheitsbranche sollte jetzt darum umso stärker auf dieses in anderen Branchen schon sehr erfolgreich verwendete Cloud-Modell setzen. Installateure und Integratoren verkaufen meist noch Geräte mit engen Margen. Zur Finanzierung neuer Geräte stützen sie sich häufig auf die Anbieter, mit denen sie den Verkauf bestimmter Systeme vereinbart haben. Hier ist ein Umdenken hin zu Verkaufszyklen, die auf monatliche Zahlungen mit nutzungsbasierter Abrechnung nötig. Das wird dem einen oder anderen sicher nicht leichtfallen. Um neue Geschäftsfelder zu erschließen und die Wettbewerbsfähigkeit zu wahren, führt an diesem Modell für den Sicherheitssektor kein Weg vorbei.

Das Modell mit seinen regelmäßigen Umsätzen ist auch deswegen interessant, weil diese monatlichen Zahlungen der Branche ein solideres Fundament bieten und von zurückgestellten Investitionen unabhängiger machen. Außerdem gewährleisten sie laufenden Support durch den Hersteller, einschließlich aktueller Software-Updates und Firmware-Upgrades.

Videoüberwachung und Zugangskontrolle mit KI und Cloud
Morphean baut sein Geschäft in Deutschland aus. Der Sicherheitshersteller bietet cloud- und KI-basierte Videoüberwachung und Zugangskontrolle als Service.

Wer steuert die digitale Strategie?

Experten weltweit gehen davon aus, dass die Coronakrise die Digitalisierung auf einen Schlag um fünf bis zehn Jahre nach vorne katapultiert hat. Die Kombination aus VSaaS und ACaaS als flexible, anpassungsfähige Sicherheitslösung hat sich in der Krise bewährt. Nun ist der richtige Zeitpunkt, dass CEOs und CIOs über diese Technologien nachdenken und ihre Unternehmen positionieren, um den Herausforderungen der „neuen Normalität“ ins Auge zu sehen. Gehostete physische Sicherheit, die sich auf eine Cloud-Architektur stützt, ist eine Investition in mehr Sicherheit und optimierte Betriebsabläufe. Die Zeit zum Einstieg in diese Systeme ist gekommen.

Rodrigue Zbinden, CEO Morphean SA

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