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Drohnen + Sicherheitssysteme 10. November 2016

Smarte Luftunterstützung

Drohnen können heute auch im Kontext von Sicherheitssystemen sinnvoll genutzt werden. Geschieht dies ereignisgesteuert und vernetzt, ergeben sich in der Praxis vielfältige Einsatzmöglichkeiten für die Fluggeräte.

Essenziell ist die intelligente Verknüpfung aller Daten von Drohne, Sensoren und Sicherheitssystemen. So lässt sich ein echter Mehrwert im praktischen Einsatz erreichen.
Essenziell ist die intelligente Verknüpfung aller Daten von Drohne, Sensoren und Sicherheitssystemen. So lässt sich ein echter Mehrwert im praktischen Einsatz erreichen.

Bisher war der Einsatz von professionellen Drohnen meist nur Militär- und Spezialeinheiten vorbehalten. Dies dürfte sich angesichts einer nutzbringenden Verknüpfung mit Sicherheitssystemen künftig ändern. So wurde auch auf der Security 2016 in Essen der ereignisgesteuerte autonome Drohnenflug im Kontext der Sicherheitstechnik vorgestellt. Autonom fliegende Drohnen an sich gibt es bereits seit einigen Jahren, doch dank verbesserter und immer intelligenterer Drohnensteuerungen, werden die Geräte immer genauer, wetterresistenter und damit auch einsatzfähiger. Es gibt eine Vielzahl an Ausbaumöglichkeiten, um Drohnen für Überwachungszwecke im Außenbereich nutzen zu können. Beispiele dafür sind Drohnen mit klassischen Kameras, Wärmebildkameras oder Gassensoren. Die Daten von Drohne, Kamera und Sensoren können dabei an eine zentrale Stelle gesendet und verarbeitet werden.

Intelligent verknüpft

Neu ist die Kombination autonomer Drohnen mit einem Ereignis aus einem Sicherheitssystem. Aber wie kommt eine Ereignismeldung aus dem Sicherheitssystemen, wie etwa Brandmelde-, Einbruchmelde-, Zutrittskontroll-, Videoüberwachungs- oder Gefahrenmeldesystem, zur Drohne? Woher weiß diese, wohin sie fliegen und was sie tun soll, wenn sie dort angekommen ist? Die Antwort gab Ela-Soft mit dem Funktionsmodul Gemos Drone auf der Security. Ideal als Basis geeignet ist hier ein herstellerneutrales Gefahrenmanagementsystem, auch Advanced PSIM genannt, welches eine besonders offene und neutrale Plattform darstellt. Mit der Offenheit des Gefahrenmanagementsystems wächst die Kombinationsmöglichkeit zwischen meldendem Sicherheitssystem und autonomer Drohne. Ein Zusammenspiel dieser zukunftsorientierten Technologiekombination ließe sich praktisch in unterschiedlichen Szenarien realisieren.

Szenario: Einbruch

Eine am Gefahrenmanagement angebundene Einbruchmeldeanlage meldet einen Einbruchalarm an der Fassade eines Gebäudes. Durch das neue Funktionsmodul Gemos Drone wird die Drohne gestartet und fliegt autonom und systemgesteuert an die Fassade des gemeldeten Gebäudes. Dort angekommen, richtet sich die Drohne sowie die Kamera in Richtung des meldenden Ereignisses aus und liefert einen Videolivestream direkt vom Einbruchsgeschehen an das Gefahrenmanagementsystem. Dadurch wird der Bediener in die Lage versetzt, sich schnell und risikolos einen ersten Eindruck über die Situation vor Ort zu verschaffen. Nötige Interventionen kann der Bediener nun situationsabhängig und zielgerichtet einleiten.

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Die Flugdaten wie Höhe, Richtung, Batterieladezustand und Geschwindigkeit können ebenfalls am Arbeitsplatz des Gefahrenmanagementsystems angezeigt werden. Die aktuelle Position der Drohne sowie die anzufliegenden Positionen, sogenannte Wegpunkte, werden im implementierten Geoinformationssystem dargestellt. Der Bediener weiß daher immer, welchen Status die Drohne hat und wo sie sich aktuell befindet. Bei Bedarf kann die Drohne jederzeit manuell in einen Sichtflug übernommen werden. So könnte beispielsweise eine Verfolgung des mutmaßlichen Einbrechers bis an sein Fahrzeug erfolgen. Nachdem die Mission abgeschlossen ist, fliegt die Drohne zurück zu ihrer Bodenstation, wo sie wieder aufgeladen wird und für weitere Einsätze bereit steht.

Szenario: Brandfall

In einem Brandfall könnte die Drohne, wie zuvor beschrieben, ausgerüstet mit einer Wärmebildkamera an den Ort des Geschehens fliegen. Dort angekommen, erfolgt die Bildgebung mittels Messung der Infrarotstrahlung. Die empfangene Infrarotstrahlung zeigt die bildliche Darstellung von Temperaturen im Vergleich zur Umgebungstemperatur. Diese Daten können beispielsweise für Feuerwehren immens wichtig sein, um Einsätze effektiv und sicher planen und ausführen zu können. Es besteht auch die Möglichkeit, eine Kombination von klassischer Kamera und Wärmebildkamera einzusetzen. In diesem Fall werden beide Bilder gleichzeitig am Gefahrenmanagementsystem dargestellt.

Geplante Kontrollflüge

In vielen Fällen ist es von großer Bedeutung, autonome Drohnenflüge ohne Ereignis – auch Missionen genannt – durchführen zu können. Eine Mission enthält Wegpunkte, die anzufliegen sind. Dort angekommen, liefert die Drohne zum Beispiel einen 360-Grad-Livestream und fliegt danach zu einem weiteren vorgegebenen Wegpunkt. Nach Erreichen des letzten Wegpunkts der Mission, kehrt die Drohne wieder zur Ladestation zurück. Eine Mission kann beliebig viele Wegpunkte und Entfernungen enthalten. Im Gefahrenmanagementsystem können verschiedene Missionen mit verschiedenen Zwecken zeitlich geplant und gestartet werden. So können etwa Kontrollflüge entlang der Außenhaut eines Areals zum Zwecke der regelmäßigen Überwachung stündlich durchgeführt werden oder eine vierteljährliche Sichtkontrolle im Zuge einer geplanten Wartung. Die Vielzahl der Einsatzmöglichkeiten ist groß – in anderen Ländern sind einige Szenarien bereits nicht mehr wegzudenken.

Schattenseiten und Grauzonen

Die zuvor genannten Szenarien und Anwendungen beschreiben nur einen kleinen Teil der technischen Möglichkeiten. Jedoch ist die rechtliche Situation in Deutschland zum Einsatz solcher Lösungen noch unbefriedigend und abhängig vom Bundesland unterschiedlich geregelt. Es gibt zudem auch eine negative Seite: Die Leistungsfähigkeit und die einfache Bedienung einer Drohne wird zunehmend von Kriminellen missbraucht. Drohnen werden genutzt, um etwa Industriespionage zu betreiben oder verbotene Gegenstände in oder aus nicht öffentlich zugänglichen Orten zu transportieren. Das Problem ist, dass der Kauf und Betrieb einer Drohne für Privatbesitzer in Deutschland derzeit ohne Registrierung oder Sachkundenachweis möglich ist. Die Antwort aus der Sicherheitstechnik ist die Möglichkeit der Drohnendetektion mit Maßnahmen zur Drohnenabwehr. Moderne Drohnendetektionssysteme können ebenfalls in ein Gefahrenmanagementsystem integriert werden, um das Zusammenspiel der Sicherheitstechniken intelligent zu ergänzen.

Normen Wollmann, CSO, Ela-Soft GmbH

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