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Lösungen für Aufzugsteuerung 30. September 2014

Technischer Wandel der Fernmeldenetze

Die Fernmeldenetze werden einem grundsätzlichen Strukturwandel unterzogen – diese Erkenntnis setzt sich nun auch in der Aufzugsbranche durch. Bereits 2010 wurde die Umstellung aller Telekommunikationswege auf ein IP (Internet Protokoll)-basierendes Protokoll angekündigt und soll spätestens 2018 vollzogen sein.

Vor allem bei analogen Anschlüsse sind Probleme vorprogrammiert. Eine Integration in die neuen NGN (Next Generation Network)-Netze ist zwar geplant, aber es gilt als unwahrscheinlich, dass alle bisher verwendeten Übertragungsverfahren weiterhin funktionieren werden, da sich im neuen Netz alle angebotenen Dienste den gleichen Anschluss teilen. Durch Komprimierungsverfahren gehen wichtige Informationen verloren, was zu fehlerhaften Verbindungen führen kann.

Die Auswirkungen sind bereits täglich in Notruf- und Serviceleitstellen erkennbar: Bei immer mehr Notrufeinrichtungen werden mangelhafte Übertragungssicherheit und häufig fehlende Testanrufe festgestellt. Die Telekom hatte bereits Ende 2012 einen absoluten Vertriebsstopp für festnetzbasierende Notrufanschlüsse in Aufzügen verfügt und diesen Beschluss wieder zurückgenommen. Welche endgültigen Auswirkungen eine Umstellung der Fernmeldenetze auf die zigtausende bereits installierten und geplanten Notrufsysteme beziehungsweise die Fernüberwachung von Aufzugssteuerungen haben wird, lässt sich derzeit noch nicht abschließend beurteilen.

Angebotene Lösungen ungenügend

Viele Hersteller von Aufzugnotrufsystemen bieten zwischenzeitlich Lösungen an, die einen analogen Anschluss simulieren. Dadurch können zwar vorhandene Notrufsysteme weiter verwendet werden, die technische Problematik bleibt bei diesen Lösungen aber weitgehend unberücksichtigt.

Bereits 2003 haben alle deutschen Mobilfunkanbieter ihre gesamte Vermittlungstechnik auf eine moderne IP-basierende Technik umgestellt und in das neue NGN Netz integriert. Problematisch für Systeme, die Daten und Töne im GSM-Mobilfunknetz übertragen und den erhöhten Anforderungen des 3GPP-Standards nicht mehr gerecht werden. Die Folgen: Notrufauslösungen und Testanrufe werden nicht mehr sicher und zeitnah abgesetzt und blockieren teilweise die Zugänge von Notruf- und Serviceleitstellen.

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Innovativer Ansatz

Die MS Microprozessor-Systeme AG, seit über 30 Jahren Hersteller von Sicherheits- und Aufzugnotrufsystemen, hat die Herausforderung angenommen und völlig neue Wege bei der Realisierung eines Systems zur „Kontrolle“ eines Aufzugs beschritten. Die schnelle digitale Übertragung im Mobilfunk-Datennetz und die Leistungsfähigkeit moderner Elektronik boten die Chance, ein zukunftsweisendes System zu entwickeln. Hierbei sollen die Aspekte Fernüberwachung, Notruf, elektronischer Aufzugswärter und Gebäudeüberwachung in einem Gerät kombiniert und über einen Übertragungsweg übermittelt werden. Weitere Ziele: die Sicherheit für den Benutzer eines Aufzuges zu maximieren, den Betreiber von Haftungsansprüchen weitestgehend frei zu halten und die laufenden Kosten zu reduzieren.

Fokus auf digitale Daten- und Sprachdienste

Erstmals ist nun ein herstellerneutrales und zukunftssicheres „All-in-One System“ verfügbar, das kleinen und mittelständischen Aufzugsunternehmen Möglichkeiten bietet, die seit Jahren für die „Marktführer“ der Aufzugsbranche Standard sind. Bei der Konzeption wurde konsequent auf die Vorteile der digitalen Daten- und Sprachdienste in Mobilfunknetzen gesetzt und die Unsicherheit künftiger Festnetze vermieden. Zuverlässigkeit, sofortige Verfügbarkeit, deutlich geringere Netzkosten, keine Installation von Leitungsnetzen und laufende Kostenkontrolle durch eine feste monatliche Gebühr (Flatrate) sind die wirtschaftlichen Vorteile.

Für die Datenübertragung wurde ein bewährtes IP-Sicherheitsprotokoll gewählt, das auch in den aktuellen Europa-Normen bestätigt wurde. Dies kann von nahezu jeder Notruf- und Serviceleitstelle empfangen werden. Bei IP-Übertragungen gibt es kein „Besetzt“ mehr, sehr hohe Datenraten ermöglichen schnelle Übertragungszeiten von wenigen Sekunden und erlauben künftig auch Bildübertragungen. Die Nutzung bereits vorhandener Kommunikations-Endgeräte wie Telefonen, Dect-Telefonen und Mobilfunkgeräten entlastet jede Leitstelle.

Vielfältige Alarmierungsstrategien

Die Alarmierung erfolgt im Regelfall an eine ständig besetzte Notruf- und Serviceleitstelle, die Personenbefreiungen aus Aufzügen organisiert. Die Notruf- und Serviceleitstelle stellt die Verbindung zu eingeschlossenen Personen her, leitet Befreiungsaufträge ein und überwacht die Ausführung. Die direkte Freisprechverbindung schafft Vertrauen zwischen den eingeschlossenen Personen und dem „Retter in der Not“ vor und während der Befreiung. Alternativ oder zusätzlich können Notrufe, Meldungen oder Systemstörungen auch als Sprachnachricht, als E-Mail oder SMS versendet werden. Außerdem ermöglicht das System vielfältige Alarmierungsstrategien und bietet ein Bereitschaftsdienstmanagement an.

Die Selbstkontrollmechanismen sind vielfältig: Kann die Notruf-und Serviceleitstelle beziehungsweise Ersatzleitstelle nicht erreicht werden, wird automatisch die Alarmierung als gesprochene Nachricht mit objekt- und ereignisbezogenen Texten durchgeführt. Ein weiterer Schritt für ein Höchstmaß an Sicherheit und Zuverlässigkeit.

Intuitive Bedienbarkeit der Software

Zur Konfiguration, für die Diagnose und für Firmware-Updates steht eine ausgereifte Software zur Verfügung. Diese ist so konzeptioniert, dass es in einfachen und übersichtlichen Schritten gelingt, auch komplexe Konfigurationen zu erstellen und in das Gerät zu laden. Darüber hinaus können jederzeit grafische Statusinformationen - wie aktuelle Feldstärke, der Zustand von Ein- und Ausgängen oder diverse Speicher - abgerufen werden. Die sichere Datenfernüberwachung ermöglicht einen detaillierten Einblick in alle fernüberwachungsfähigen Aufzugsteuerungen.

Durch Live-Monitoring aller Zustände und einer Analyse der Speicher beziehungsweise Diagnoseinformationen können Serviceeinsätze optimal vorbereitet werden. Die qualifizierte Unterstützung einer Servicezentrale oder durch den Hersteller der Aufzugsteuerung bietet die Möglichkeit der schnellstmöglichen Lokalisierung von Fehlerquellen und im Idealfall eine sofortige Fehlerbehebung. Hier liegt erhebliches Potential zur Optimierung und Kostenreduzierung von Serviceprozessen.

Kostensparende Synergien

Bei der Konzeption wurde auf ein modulares Konzept Wert gelegt, das auch die Anbindungen weiterer Busstrukturen ermöglicht, um so Gefahren und Störungen in Aufzuganlagen vorbeugen zu können. Die automatische Auswertung von Alarmierungsparametern ermöglicht die Erkennung von potentiellen Fehlerquellen schon während der Entstehungsphase.

Im Störungsfall wird gegebenenfalls der Aufzug stillgelegt und das auslösende Ereignis kommuniziert. Bei entsprechender Bewertung durch eine Gefährdungsbeurteilung der Aufzugsanlage kann die Pflicht der „wöchentlichen“ Standardkontrolle auf bis zu vier Monate verlängert werden. Ein wesentlicher Beitrag zur Reduzierung laufender Kosten, insbesondere bei einer größeren Anzahl von zu betreuenden Objekten.

„All-in-One-Lösung“

Viel Wert wurde auf eine praxiskonforme Lösung gelegt, die insbesondere den Mitarbeiter während der Montage vor Ort durch einen „Ein-Mann-Revisionsmodus“ unterstützt aber auch die Notruf- und Serviceleitstellen während der Inbetriebnahmephase wesentlich entlastet. Erstmals steht ein „Einlernmodus“ für Leitstellen zur Verfügung, der automatisch alle installierten Komponenten und programmierten Eigenschaften berücksichtigt, alle Meldungen auf Anforderung überträgt und auch für Wartungen genutzt werden kann.

Die MS-AG hat den technischen Wandel angenommen und bei der Konzeption bereits die neueste Norm für Notruf- und Serviceleitstellen sowie für künftige Notruf- und Übertragungsgeräte berücksichtigt. Mit der vorgestellten „All-in-One-Lösung“ steht damit eine umfassende und zukunftssichere Lösung zur Verfügung – die Netzumstellung kann kommen.

Manfred Spiller, Vorstand der MS-AG

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