Direkt zum Inhalt
Drehsperren-Retrofit 19. Juni 2012

Upgrade zur Zukunft

Ältere Personenvereinzelungsanlagen wie Drehsperren und Drehkreuze zu ersetzen, scheitert oft an hohen Investitionskosten und am Umbauaufwand. Retrofit durch Antriebstausch bietet die Möglichkeit, Komfort und betriebliche Flexibilität von Zutrittskontrollanlagen zu überschaubaren Kosten heutigen Standards anzugleichen.

Auch wenn die Antriebe älterer Drehkreuze und Drehsperren nach langjährigem Betrieb nicht mehr in der Lage sind, heutigen Komfort zu bieten, ist der Metallbau häufig noch in zukunftsfähigem Zustand.
Auch wenn die Antriebe älterer Drehkreuze und Drehsperren nach langjährigem Betrieb nicht mehr in der Lage sind, heutigen Komfort zu bieten, ist der Metallbau häufig noch in zukunftsfähigem Zustand.

Die letzten Jahrzehnte waren geprägt von enormen technischen Fortschritten bei Personenver-einzelungsanlagen für die Zutrittskontrolle. Beginnend mit dem aktiven Antrieb mittels Servomotoren dienten die meisten Weiterentwicklungen – hauptsächlich auf dem Gebiet der Steuerelektronik – der Komfortsteigerung. Zudem gelang es mit diesen Mitteln, vor allem bei Drehsperren die Einsatzflexibilität zu erhöhen, da beispielsweise die Durchgangsrichtung nicht mehr wie früher zum Bestellzeitpunkt festgelegt werden muss, sondern bedarfsabhängig eingestellt werden kann und sich auch ein bidirektionaler Betrieb mit nur einer Sperre einstellen lässt.

Erst durch die Einführung einer flexiblen Steuerungselektronik, die durch Konfiguration ohne Programmierung auch auf unterschiedliche Geometrien eingestellt werden kann, wurden völlig neue Geometrien der Sperrelemente möglich. Zu diesen gehört etwa der patentierte asymmetrische Zweiarm-Drehstern, mit dem es erstmals gelang, eine barrierefreie Fluchtöffnung von Drehsperren ohne teure Mechanismen für das problematische Wegklappen der Holme zu erreichen. Auch auf dem Open-Gate-Prinzip aufbauende Personenschleusen wären anders kaum zu realisieren.

Sparzwang als Modernisierungshemmnis?

So wünschenswert ein Ersatz älterer Personenvereinzelungsanlagen durch Drehkreuze, Drehsperren und Motordrehtüren mit modernster Technik für Nutzerkomfort und Betrieb auch wäre, meist scheitert die Neuausstattung an der dafür aufzubringenden Investitionssumme, die meist weit über die Anschaffungskosten der Sperren hinaus geht. Da heutige Sperren oft nicht in der exakt gleichen Geometrie wie frühere Modelle zu haben sind, muss meist zusätzlicher Aufwand in die Schaffung neuer Befestigungspunkte und Kabelauslässe sowie in die Herstellung eines sauberen Bodens an nicht mehr abgedeckten Stellen investiert werden.

Zudem ist nicht jedem, der ein Investitionsbudget freizugeben hat, die Notwendigkeit leicht einsichtig. Immerhin ist der bei den meisten Produkten qualitätsvolle und langlebige Metallbau auch nach vielen Betriebsjahren noch ansehnlich und zeigt keinerlei Verschleißerscheinungen, speziell wenn es sich um die hochwertigen Edelstahlausführungen handelt.

Anzeige

Antriebstausch als Ausweg

Eine gangbare Möglichkeit, die erforderlichen Investitionssummen gering zu halten und dennoch nicht auf die Modernisierung der Zutrittsbereiche auf den aktuellen Stand von Benutzerkomfort und betrieblich vorteilhafter Parametrierungsmöglichkeiten zu verzichten, ist in Form des „Retrofit“ am Markt verfügbar. Dabei ist hilfreich, dass die Antriebseinheiten des Anbieters für Drehkreuze und Drehsperren durch die Miniaturisierung der Elektronik als abgeschlossene, robuste und kompakte Einheiten angeboten werden.

Diese sind einerseits klein genug, um in den meisten Gehäusekonstruktionen Platz zu finden, und sie sind durch ihre Parametrierbarkeit flexibel genug, um für viele Sperrentypen verwendbar zu sein, von der zierlichen Dreiarm-Drehsperre im Innenbereich bis zum Portaldrehkreuz am Umgrenzungszaun. Bei diesen ist die Reduktion des Investitionsaufwandes schon allein wegen des hohen Metallbau-Anteils an der Gesamtanlage erheblich.

Da klassische Dreiarm-Drehsperren unterschiedliche Arten der Holmbefestigung aufweisen, wäre bei diesen die Anpassung an die vorhandene Nabe individuell vorzunehmen. Das ist jedoch wegen der erforderlichen Genauigkeit problematisch und würde andererseits auch kostenseitig nennenswert zu Buche schlagen. Daher wird in solchen Fällen üblicherweise auch der Drehstern ersetzt.

Radikalumstellung ohne Vollaustausch

Das wiederum bietet die Möglichkeit, von einer klassischen Dreiarm-Mechanik auf einen asymmetrischen Zweiarm-Stern umzusteigen. Auf diese Weise kann ohne Mehraufwand eine barrierefreie Offen-Stellung angeboten werden, etwa für Veranstaltungen mit freiem Eintritt. War vor der Umrüstung bereits eine Fluchtmechanik im Einsatz, kann der Zweiarm-Drehstern deren Funktion erfüllen. Er bringt dabei den Vorteil, dass er ohne bewegliche Teile und daher ohne Verschleiß und Wartung auskommt.

Durch die Möglichkeit, auf den Zweiarm-Drehstern umzurüsten, ist sogar der Betrieb der Zutrittssperren als Open Gate möglich, also einer Zutrittseinrichtung, die im Normalfall offen steht und nur im Fall eines unberechtigten Zutrittsversuchs den Weg versperrt.

Upgrade und Lebensverlängerung

Selbstverständlich sind die Antriebseinheiten mit Schnittstellen zur Kommunikation mit allen gängigen Zutrittskontrollsystemen ausgestattet. Ebenso können sie moderne Zusatzeinrichtungen wie den photoelektrischen Überkletterschutz und die Signalisierung ansprechen, sodass auch in dieser Hinsicht einer weiteren Aufrüstung bestehender Anlagen nichts im Wege steht. Für einige besonders weit verbreitete Drehsperren-Modelle stehen sogar komplette Einbau-Sets mit dem passenden Montagezubehör zur Verfügung.

Warum also gute Metallbau-Erzeugnisse verschrotten, wenn sich die Nutzungsdauer der einst teuer gekauften Produkte durch eine „Herztransplantation“ verdoppeln lässt und zugleich der Sprung in eine Zukunft mit mehr Benutzerkomfort und größerer betrieblicher Flexibilität gelingt?

Andreas Wotke, Geschäftsführender Gesellschafter und Entwicklungsleiter bei der Karl Gotschlich GmbH

Passend zu diesem Artikel