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Vereinte Parallelwelten

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Wer administriert was?

Moderator Boris Stamm schärfte noch einmal den Blick auf den Anwender und die Herausforderungen der Administration, die sich ihm stellen: „Es scheint, egal welche Technologien ich einsetze, ich kann sie mit genügend Investition immer zentral administrieren, in dem ich eine übergeordnete Verwaltungssoftware obenan setze. Doch das erfordert in der Praxis unter Umständen teure Schnittstellendefinition.“ Christoph Karl von Evva Sicherheitstechnologie gibt zu bedenken: „Möglicherweise ist ja das Bedienen von zwei oder drei Systemen gar nicht das eigentliche Problem, es kostet eben. Vielleicht reicht es schon, wenn man nur die Stammdatenpflege standardisiert, so dass alle Systeme auf die gleichen Stammdaten zurückgreifen, die ständig synchronisiert sind.“

Mark Meyer von Dom Sicherheitstechnik sieht die Debatte generell gelassen: „Die ursprüngliche Frage war: Ist die Administration mehrerer Systeme tatsächlich eine Kundenanforderung? Meiner Meinung nach unterlag die Beantwortung dieser Frage in den letzten Jahren permanenten Änderungen. Am Anfang war dies bei den mechatronischen Komponenten überhaupt kein Thema. Denn es gab schlicht andere Verantwortliche – oft aus dem Facility Management – die diese 'elektronischen Schließanlagen' mehr oder weniger als Ersatz oder Ergänzung der mechanischen Schließanlage verwaltet haben. Die klassische Zutrittskontrolle dagegen war oftmals vorzugsweise im EDV-Bereich angesiedelt. Entsprechend gab es also keine Anforderung nach einer einheitlichen, gemeinsamen Administration, da die jeweiligen Verantwortungsbereiche autark nebeneinander mit ihren Systemen gearbeitet haben. Im Zeitablauf kam dann der Wunsch auf, zumindest Stammdaten zwischen den Systemen auszutauschen, zur Vermeidung einer doppelten Pflege. Inzwischen habe ich den Eindruck, die Fragestellung nach separaten Schnittstellen ebbt wieder ein bisschen ab. Da viele klassische Zutrittskontrollhersteller inzwischen auch die Offline-Komponenten mit integrieren – seien sie nun online angebunden über eine Funkschnittstelle, rein als Stellglied oder eben mittels virtueller Vernetzung über die Karte – erfolgt die Ausstattung entsprechender Objekte, insbesondere im Bestand beziehungsweise bei Erweiterungen, zunehmend aus einer Hand, so dass eine Integration bereits automatisch vorhanden ist und daher nicht für autarke Systeme unterschiedlicher Hersteller vorangetrieben werden muss.“

„Wenn der Hersteller des mechanischen Schließsystems die Daten dazu liefert, ist es recht einfach, mechanische und elektronische Systeme gemeinsam zu verwalten. Dann kann der Kunde die Mechanikdaten einfach in seine Software laden und weiß sofort, welcher Schlüssel welchen Zylinder sperrt. Man kann die mechanischen Zylinder auch mit den mechtronischen Beschlägen in der Software verknüpfen, so dass klar wird, welche Personen an welchen Türen mechanischen oder elektronischen Zugang haben.“
Christoph Karl, Abteilungsleiter Produktmanagement Elektronische Schließsysteme, Evva Sicherheitstechnologie

„Es ist durchaus üblich, dass auf Betreiberseite eine wie auch immer geartete Kombination aus – teilweise mechanischem – Schließsystem, mechatronischen Komponenten und oft auch Online-Zutrittskontrolle im Einsatz ist. Wie gut sich diese verschiedenen Systeme vertragen, ist jedoch stark davon abhängig, ob sie vernünftig integriert wurden oder ob hier mehrere Insellösungen im aufwändigen Parallelbetrieb sind.“
Boris Stamm, Moderator des PROTECTOR-Forums Zutrittskontrolle

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Langlebige Mechanik

Bei aller modernen Vernetzung bleibt die Frage, wie man mit den fast überall noch anzutreffenden mechanischen Schließanlagen umgeht. So fragt auch Boris Stamm: „Denken wir jetzt einmal an den klassischen Schlüssel, der vielerorts durchaus seine Berechtigung hat. Wo hole ich mir die Daten her, um sie effizient mit zu verwalten?“ Axel Schmidt weiß Rat: „Es ist kein Problem, alte Schließpläne, die gut gepflegt sind, elektronisch aufzubereiten. Auch da gibt es oft Tools von Herstellern, um den Schließplan umzuwandeln und die Daten zu integrieren.“ Christoph Karl stimmt zu: „Wenn der Hersteller des mechanischen Schließsystems die Daten dazu liefert, ist es recht einfach, mechanische und elektronische Systeme gemeinsam zu verwalten. Dann kann der Kunde sie einfach in seine Software laden und weiß sofort, welcher Schlüssel welchen Zylinder sperrt. Man kann die mechanischen Zylinder auch mit den mechatronischen Beschlägen in der Software verknüpfen, so dass klar wird, welche Personen an welchen Türen mechanischen oder elektronischen Zugang haben.“

Mark Meyer bringt die Herangehensweise unabhängig von den Systemen abschließend noch einmal auf den Punkt: „Für den Kunden ist es wichtig, die kompletten Schließberechtigungen auf einen Blick zu sehen. Dies ist umso anspruchsvoller, da sich oftmals auch die Strukturen der Anlagen sukzessive ändern. So werden mechanische Anlagen um Mechatronik und Elektronik ergänzt. Man muss hierbei Möglichkeiten schaffen, dem Kunden den Übergang möglichst einfach zu gestalten und den Überblick technikübergreifend realisieren.“

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