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Marsh 14. März 2012

Versicherungsmarkt-Report 2012 erschienen

Für Unternehmen mit großen Naturkatastrophen- und Lieferkettenrisiken werden die Versicherungsprämien im Jahr 2012 voraussichtlich steigen. Verluste durch Naturkatastrophen haben viele Versicherer erstmals auch zu Prämienerhöhungen gezwungen. Dies zeigt der aktuelle Marsh Versicherungsmarkt-Report.

Der Marsh Versicherungsmarkt-Report 2012 ist erschienen.
Der Marsh Versicherungsmarkt-Report 2012 ist erschienen.

Für Sachversicherungen wird es laut „Navigating the Risk and Insurance Landscape: Europe, Middle East and Africa Insurance Market Report 2012“ im Einzelfall schwer sein, noch Prämiensenkungen zu erreichen, da die Versicherer 2012 weiter versuchen werden, höhere Preise oder eingeschränkte Limite für Unternehmen mit hohen Schäden oder großem Naturkatastrophenrisiko durchzusetzen. Unternehmen mit guter Schadenhistorie, aussagekräftigen Risikodaten und geringer Naturkatastrophenexposition werden jedoch in der Lage sein, sich sowohl bei ihren Sach- wie auch den Haftpflichtversicherungen weiterhin sinkende Prämien zu sichern.

„Die Versicherer beleuchten Vertragsverlängerungen heute so intensiv wie seit zehn Jahren nicht mehr“, sagt Dr. Georg Bräuchle, Mitglied der Zentralen Geschäftsleitung von Marsh und verantwortlich für die Platzierung von Risiken auf den nationalen und internationalen Versicherungsmärkten. „Obwohl wir erwarten, dass die Prämien insgesamt europaweit über das erste Halbjahr 2012 stabil bleiben, könnten die Versicherer aufgrund der Unsicherheit an den Finanzmärkten und anderer Marktfaktoren versuchen, die Versicherungspreise zu erhöhen.“

„Statt ausschließlich auf Kosten zu achten, raten wir unseren Kunden, sich auf die Stärkung der Beziehungen zu ihren bestehenden Versicherern zu konzentrieren und sie mit aussagekräftigen Daten über ihr Risikomanagement und ihre Absicherungsstrategie zu versorgen“, so Bräuchle. „Durch ein auf ihr ganz spezifisches Risikoprofil zugeschnittenes Versicherungsprogramm sind die Unternehmen besser auf einen Marktumschwung vorbereitet, wann immer dieser eintreten wird.“

Deutschland in ruhigem Fahrwasser

Deutschlandweit waren auch 2011 weiter Prämiensenkungen möglich, wenn solides Risikomanagement und eine gute Schadenhistorie nachgewiesen werden konnten. Der Markt für Industrieversicherungen blieb überwiegend weich. Verhärtungstendenzen bestanden lediglich in traditionell schwer zu versichernden Branchen sowie – aufgrund der aktuellen Entwicklungen – bei Finanzinstitutionen und der ärztlichen Berufshaftpflicht. Generell gibt es jedoch nach wie vor ausreichend Deckungskapazitäten.

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Katastrophendeckungen waren nach den großen Naturkatastrophen im Jahr 2011 schwerer zu platzieren, und die Limite für Wechselwirkungsschäden gerieten unter Druck. Erwartungsgemäß verhärtete sich auch der Markt für die Kfz-Flottenversicherung weiter – Kunden mit einer Schaden-Kosten-Quote von 100 Prozent müssen weiterhin mit Erhöhungen rechnen, und solche mit stark negativer Schadenhistorie erhalten oft keine Vertragserneuerungen. Aufgrund der Krise des Finanzmarktes mussten Banken im letzten Jahr die Risikoinformation gegenüber ihren Versicherern stark ausweiten, können dadurch aber voraussichtlich mit stabilen Prämien für das Jahr 2012 rechnen.

Eurokrise und „Arabischer Frühling“

In der EMEA-Region entwickelten sich Versicherungen für Finanzinstitutionen und Berufshaftpflichtversicherungen gegenläufig: Für mittelständische Unternehmen fielen die Prämien weiter – hier vermuteten die Versicherer insgesamt „bessere Risiken“. Dagegen waren insbesondere große Finanzinstitutionen nicht in der Lage, weitere Prämienreduzierungen zu erzielen. Viele Versicherer haben Bedenken wegen der Exposition der Branche gegenüber der Eurokrise und laufenden Forderungen.

Wettbewerb gibt es nach wie vor bei Kreditversicherungen, auch wenn die Versicherer erwarten, dass die Prämiensenkungen im Jahr 2012 zum Stillstand kommen. Die Underwiter werden vorsichtiger und überprüfen Deckungsstrecken, speziell in Märkten wie Griechenland und Italien. Die Versicherer glauben überwiegend, dass sie auf eine zweite Finanzkrise besser vorbereitet sind, da sie nun über bessere Finanzinformationen verfügen und bessere Methoden, um Ausfallwahrscheinlichkeiten abzuschätzen.

Durch die Entwicklungen im „Arabischen Frühling“ sind für Unternehmen mit Geschäftstätigkeit im Mittleren Osten und in Nordafrika die politischen Risiken größer geworden. Politische Instabilität, fehlende Rechtssicherheit und staatliche Diskriminierung können sowohl Auslandsinvestitionen als auch den Außenhandel gefährden. Für die betroffenen Länder zeichnen die Versicherer selektiver, und es kam in den vergangenen Monaten zu Prämiensteigerungen.

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