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Perimeterschutz 30. März 2023

Wie Kritis-Betreiber Drohnen effektiv abwehren

Gerd Kupferer, Bereichsleiter bei Securiton Deutschland, erklärt, wie Unternehmen der Kritischen Infrastruktur unerwünschten Drohnen-Besuch verhindern.  

Der klassische Perimeterschutz mit Video, Zaun und Zutritt wird mit dem zunehmenden Einsatz von Drohnen um die Dimension Luftsicherung erweitert. Wie eine Schutzkuppel legen sich die Sicherungsmaßnahmen von Securiton über das zu schützende Gelände.
Der klassische Perimeterschutz mit Video, Zaun und Zutritt wird mit dem zunehmenden Einsatz von Drohnen um die Dimension Luftsicherung erweitert. Wie eine Schutzkuppel legen sich die Sicherungsmaßnahmen von Securiton über das zu schützende Gelände.

Für besonders kritische Bereiche der Sicherheitswirtschaft können von Drohnen erhebliche Gefahren ausgehen. Wie sich Unternehmen einerseits vor den unbemannten Flugobjekten schützen können, aber auch, welche Einsatzmöglichkeiten sich bieten, erläutert Gerd Kupferer, Bereichsleiter bei der Securiton Deutschland, im Gespräch mit PROTECTOR.

Mit dem technologischen Fortschritt, wachsen auch die Gefahren von Drohnenangriffen rasant. Womit müssen Unternehmen dabei rechnen?

Gerd Kupferer: Die Bedrohungslagen für Drohnenüberflüge und Drohnenangriffe werden oft unterschätzt und bedürfen unbedingt einer stärkeren Wahrnehmung. Oftmals hat man nur einzelne Ereignisse mit Schadensfällen aus der Presse vor Augen, bei denen man bei weiterer Bewertung für sich selbst ausschließt, dass man ebenfalls betroffen sein könnte. Betrachtet man dann aber gegenwärtige Vorkommnisse, ist festzuhalten, dass ab einer Entfernung von circa 200 Metern und entsprechenden Witterungsverhältnissen eine Drohne nur schwer sichtbar ist und die typischen Geräusche der Rotorblätter nicht mehr zu hören sind. Daher können Unternehmen oft keine nachweislichen Berührungspunkte mit Drohnen feststellen.

Es gilt zuallererst, solche Gefahren anhand von Schutzziel und Risikobetrachtung zu analysieren. Überwiegend sind Betrachtungen gegen Spionage, gegen Sabotage und gegen Störung der Betriebsabläufe zu bewerten. Dabei entstehen klare Anforderungen an die Maßgabe für Drohnendetektion und -abwehr. Im Ergebnis kann eine reine Drohnendetektion vielleicht auch nur in Teilbereichen die Forderung sein oder eine flächendeckende Detektion mit Abwehr. In den meisten Fällen reicht eine reine Detektion der Areale nicht aus und bedarf somit auch der Abwehr.

Was müssen Unternehmen beachten, die sich auf die Gefahren aus der Luft effektiv vorbereiten wollen? Welche Lösungsansätze gibt es?

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Gerd Kupferer: Empfehlenswert sind immer skalierbare Lösungen, die jederzeit erweitert oder neuen Situationen angepasst werden können. Auch die einfache Integration für neue Technologien muss gegeben sein. Es gibt Möglichkeiten, kleine Detektionssysteme für die Feststellung von Drohnen-Überflügen im Areal oder in Teilabschnitten der Liegenschaften zu platzieren. Für solch typischen Anwendungsfälle muss man nicht zwingend einen Kauf in Erwägung ziehen; hier kann es ausreichen, dass eine Durchführung auf Mietbasis erfolgt. Dabei werden Drohnen und Fernsteuerungen detektiert, visualisiert und dokumentiert. Auf einer übersichtlichen Darstellung sind alle Ereignisse einsehbar – und auch exportierbar. Mit den entsprechenden Ergebnissen können weitere Maßnahmen geplant und durchgeführt werden.

Je nach Größe des Areals werden unter Betrachtung der geographischen Lage einzelne oder mehrere Sensoren vorgesehen. Es können unterschiedliche Detektionsverfahren integriert werden – und auch mit Video-KI für das Tracking der Drohnen ergänzt werden. Bei mehreren Sensoren werden für eine einheitliche Darstellung Daten und Kommunikation innerhalb der Sensorik fusioniert.

In den meisten Anwendungsfällen wird zur Drohnendetektion auch eine Abwehr benötigt. Dabei sollte auch die Betrachtung der möglichen Personalressourcen mit bewertet werden. Dies ist mitentscheidend für die Festlegung der Workflows und Interventionen. Dabei sind wir höchst flexibel: Die Technologie kann in vorhandene Strukturen integriert oder auch komplett autonom betrieben werden, so dass letztendlich nur noch über Detektionsalarme und Abwehr informiert wird.

Dr. Clemens Gause, Geschäftsführer des Verbands für Sicherheitstechnik (VfS), erwartet durch das geplante Kritis-Dachgesetz wesentliche Auswirkungen auf die Sicherheitswirtschaft.
„Physische Sicherheit rückt in den Vordergrund“
Prof. Dr. Clemens Gause, Geschäftsführer des Verbands für Sicherheitstechnik (VfS), über das Eckpunktepapier zum geplanten Kritis-Dachgesetz.

Könnten solche Maßnahmen mit dem Kritis-Dachgesetz für Betreiber im Perimeterschutz-Bereich sogar bald verpflichtend werden?

Gerd Kupferer: Die Aufnahme in die Perimeter-Sicherungsmaßnahmen mit Bewertung von Drohnensicherheitssystemen wäre in der Tat ein wichtiger Schritt. Dadurch wäre eine klare Regelung vorhanden, und es gäbe keinen Platz für weitere Diskussionen. Inwieweit dies dann auf unterschiedliche Branchen und Sektoren umsetzbar wäre, müsste natürlich im Kontext der ganzheitlichen Sicherheitsbetrachtung erfolgen. Wir müssen uns vor Augen halten, wir sprechen hier von Kritischen Infrastrukturen. Störungen von Betriebsabläufen könnten unter Umständen signifikante gesellschaftliche Auswirkungen haben.

Bei Securiton Deutschland haben wir schon das Konzept der sogenannten „Dome Security“. Hierunter vereinen wir die Sicherungsmaßnahmen für Luft und Boden – quasi ein 3D-Objekt- und Perimeterschutz. Der klassische Perimeterschutz mit Video, Zaun und Zutritt wird also um die Dimension Luftsicherung erweitert. Wie eine Schutzkuppel legen sich die Sicherungsmaßnahmen über das zu schützende Gelände.

Securiton bietet stationäre, mobile, tragbare, wehrhafte und autarke Drohnensicherheitssysteme. Wie funktionieren die einzelnen Systeme und welche Lösung eignet sich für welche Unternehmen am besten?

Gerd Kupferer: Wir sehen durch die Skalierbarkeit wesentliche Vorteile für die unterschiedlichen Einsatzverwendungen. Die tragbare kleinste Lösung, der SecuriDrone Companion, wird in mobilen und stationären Überwachungen eingesetzt. Mit externer Antenne kann der Companion auch als Konvoi-Schutz verwendet werden. Ein weiterer Vorteil liegt in der einfachen Nutzung und Bedienung. Nach dem Einschalten ist das System sehr schnell komplett in Funktion, muss nicht konfiguriert werden, und alle Alarme und Informationen sind bequem auf der dazugehörenden App einsehbar. Es können übrigens mehrere mobile Lösungen in der App dargestellt werden – und über Browser-Lösungen die Ereignisse exportiert werden. Eine Mandantenverwaltung ist ebenfalls standardmäßig vorhanden.

Die Detektion mit Abwehr – das sind die Varianten unserer SecuriDrone Fortress-Lösung, mit der Drohnen kontrolliert übernommen werden können – kann sowohl mobil und als auch stationär eingesetzt werden. Bei der Übernahme werden die Drohnen an vordefinierten Landezonen sicher und ohne Gefährdung Dritter gelandet. Im Weiteren steht eine smarte Einbauvariante für Einsatzfahrzeuge zur Verfügung. Gerade die einfache Konfiguration und Bedienung erfordert keine intensive Ausbildung von Personal. Dabei können alle Workflows auch komplett automatisiert werden. Somit können die Personalressourcen auf ein absolutes Minimum reduziert werden.

Überwiegend wird zur Detektion die sogenannte RF-Sensorik eingesetzt. Das sind passive Sensoren, und sie benötigen keinerlei Genehmigungen. Je nach Risikoanalyse werden auch Radarsensoren verwendet. Dabei werden die Daten und die Kommunikation untereinander – auch mit weiteren Sensoren und Technologien – fusioniert.  Die Detektion und/oder die Übernahme von Drohnen kann automatisiert über Videotracking verfolgt werden. In mobilen Anwendungen bieten wir die Anzeige und Bedienung über Tablet oder Smartphones an. Dabei kann die Anwendung verteilt auf einzelne Nutzer vorgesehen werden – und parallel werden alle Informationen auch im Lagezentrum zur Verfügung gestellt.

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So werden Drohnen schon vor dem Start geortet
Bei der Ortung von Drohnen unterstützen erprobte Systeme: Das kleinste passt in einen unscheinbaren Koffer und meldet Drohnen im Umkreis von zwei Kilometern.

Bietet der Einsatz von Drohnen bestimmten Unternehmen auch Chancen?

Gerd Kupferer: Absolut, es gibt unzählige Verwendungen für Drohnen. Gerade in kommerziellen Bereichen wie in der Vermessung, Inspektion, Film und Foto etc. ist bereits heute ein großer Nutzungsgrad vorhanden. Die Sicherheitswirtschaft ist in hohem Maße ein Wachstumsmarkt. Hier werden verstärkt Einsatzdrohnen für die Perimeterüberwachung eingesetzt, die beispielsweise bei Alarmereignissen automatisiert die Bereiche anfliegen und aktuelle Videobilder in die Einsatz- beziehungsweise Sicherheitszentrale leiten. Durch integrierte Software kann gar ein Personentracking durchgeführt werden. Auch finden digitale Einsatzflüge voll automatisiert statt und unterstützen eigenständig Interventionsmaßnahmen. Dabei können weitere Softwarelösungen über Merkmalsextraktionen Veränderungen im Perimeterfeld erkennen. Dies könnten zum Beispiel Veränderungen am Zaun sein. Je nach Anforderungen und Notwendigkeiten kann der Operator bei etwaigen Unregelmäßigkeiten über einen Klick in die Oberfläche gezielt die Drohne an den notwendigen Einsatzort fliegen lassen, ohne dass ein manueller Flug notwendig wird. Dies bedeutet, eine manuelle Steuerung der Drohne ist nicht mehr notwendig. Ein weiterer Mehrwert liegt in der Kombination von Einsatzdrohne und Inspektionsaufgaben. Als Beispiel kann hier die Inspektion von Solar Panels aufgeführt werden. In der Praxis kann diese Inspektion mit Bilddokumentation von der Einsatzdrohne ausgeführt werden. Falls Alarmereignisse eintreten, werden diese priorisiert und umgehend durchgeführt.

Zunehmend werden Drohnen ebenso von Sicherheitsdienstleistern genutzt. Denn auch hier erfolgt eine komplett automatisierte Unterstützung von Sicherheitspersonal und kann kürzere Reaktionszeiten gewährleisten. Gerade in größeren Arealen werden die Reaktionszeiten maßgeblich verkürzt.

Andreas Albrecht

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