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Wieder auf Kurs

Auf der diesjährigen Bilanz-Pressekonferenz von Giesecke & Devrient (G&D) am 12. April 2016 ging es nicht nur um die reinen Unternehmenszahlen. Auch telefonierende Uhren, Hilfe holende Autos, Sozialpläne und die Neustrukturierung des Unternehmens standen auf der Agenda.

Dr. Walter Schlebusch (links) und Dr. Peter Zattler stellten auf der G&D-Bilanz-Pressekonferenz den Jahresbericht 2015 vor.
Dr. Walter Schlebusch (links) und Dr. Peter Zattler stellten auf der G&D-Bilanz-Pressekonferenz den Jahresbericht 2015 vor.

Dr. Walter Schlebusch, Vorsitzender der Geschäftsführung der Giesecke & Devrient GmbH und Dr. Peter Zattler, Mitglieder der G&D-Geschäfts-führung und Chief Financial Officer, stellten auf der Bilanz-Presse-konferenz den Jahresbericht 2015 des Unternehmens vor. Mit einem besseren Ergebnis als in den beiden Vorjahren, nämlich einem Umsatz, der erstmals die Marke von zwei Milliarden Euro überschritten hat (ein Plus von 9,7 Prozent gegenüber dem Vorjahr), und einem positiven Konzernergebnis von 54,5 Millionen Euro sieht sich G&D wieder auf Erfolgskurs.

Die Konsequenzen von P100

„Der Konzern hat sich im abgelaufenen Geschäftsjahr auch deshalb gut geschlagen, weil wir die Restrukturierung konsequent und erfolgreich umgesetzt haben“, so die Einschätzung von Dr. Schlebusch. Denn erreicht werden konnten die Ergebnisse vor allem durch das Kostensenkungsprogramm, intern P100 genannt, das eine Schließung des Banknotendruck-Standorts München, einen Abbau von rund 630 Stellen ebendort und eine Verlagerung des Münchner Dienstleistungszentrums nach Neustadt mit sich brachte. Dabei betonte die Geschäftsführung jedoch, dass man Wert auf einen sozialverträglichen Arbeitsplatzabbau statt Kündigungen gelegt habe, dass rund 2.000 Mitarbeiter in München bleiben werden und der Standort in München erhalten bleibe.

Höhere Eigenkapital-Quote angestrebt

Durch das Restrukturierungsprogramm konnten 2015 immerhin 90 Millionen Euro Kosten eingespart werden, wie aus der Gewinn- und Verlustrechnung hervorging, die CFO Dr. Peter Zattler vorstellte. Die Bilanzen zur Konzernentwicklung zeigten, dass auch die Finanzschulden zurückgefahren werden konnten. „Die Eigenkapital-Quote ist von 15 auf 18,9 Prozent angestiegen“, erläuterte Dr. Zattler. Damit sei man aber keinesfalls zufrieden: „Unser Ziel sind mindestens 25 Prozent bis Ende des Jahres 2016.“

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Im Segment Banknote wurde ein Umsatzwachstum von vier Prozent auf rund 920 Millionen Euro erzielt, und auch die Geschäftseinheit „Mobile Security“ schaffte es mit 863 Millionen Euro in die positiven Zahlen. Hier standen neben mobilen Bezahl- und Sicherheitslösungen auch das eSIM-Management – beispielsweise in eine Samsung-Uhr zum Telefonieren, die Dr. Schlebusch kurz vorführte, und Konnektivität wie bei Autos, die nach einem Unfall automatisch einen Notruf absetzen im Mittelpunkt. „Für uns sind Automobilhersteller ein neues Feld“, erklärte Dr. Schlebusch. Hier gelte es, die Konnektivität hochsicher abzusichern. „Dabei arbeiten bereits acht von zehn Automobilherstellern mit uns zusammen“, so der Vorsitzende der Geschäftsführung weiter.

Was die Zukunft bringen soll

Zur Strategie für das laufende und zum Ausblick auf das kommende Jahr gehört unter anderem eine Neustrukturierung: „Wir wollen ab 2017 ein Unternehmen mit vier Teilkonzernen schaffen, um flexibler auf den Markt reagieren zu können“, erklärte Dr. Schlebusch. „Die Tochterfirmen Veridos und Secunet berichten dann direkt an die Geschäftsführung und sind nicht mehr unter den Government Solutions konsolidiert.“ Das heißt konkret: Giesecke & Devrient soll zu einer Holding mit den vier rechtlich eigenständigen operativen Geschäftsbereichen Currency Technology, Mobile Security, Veridos und Secunet werden. Die derzeit gute Auftragslage, ein gestiegener Auftragsbestand und eine Auftragsreichweite von acht Monaten kombiniert mit einem hohen Umsatzniveau lassen die G&D-Geschäftsführung positiv in die Zukunft blicken: „Wir sind zuversichtlich, dass auch 2016 für Giesecke & Devrient ein erfolgreiches Jahr wird.“

Zur Zukunft des Bargelds

Rund 46 Prozent des Konzernumsatzes werden aktuell im Geschäftsbereich Bargeld erzielt. Dr. Walter Schlebusch ging deshalb abschließend auf die aktuelle Diskussion um die Abschaffung der 500-Euro-Banknoten ein, und erläuterte, warum dies für G&D kein Nachteil sei: „Sollte es tatsächlich zu einer Abschaffung der 500-Euro-Scheine kommen, wird sich unser Auftragsvolumen durch die entsprechend höhere Nachfrage bei den niedrigeren Nominalwerten sogar steigern. Wir sind aber heute nicht mehr so Euro-abhängig, wie wir es früher einmal waren. Im Gesamtbanknotenbereich macht der Euro-Anteil nur noch rund fünf bis zehn Prozent aus.“

Dass Bargeldzahlungen generell abgeschafft werden könnten, hält Dr. Schlebusch derzeit für nicht akut: „Wir gehen fest davon aus, dass wir in den nächsten Planungsperioden das Thema Banknotenabschaffung nicht besprechen müssen. Die Bevölkerung wäre mit einer zwangsweisen Abschaffung nicht einverstanden, auch wenn die Zahlen langfristig heruntergehen werden.“ Aber auch für diesen Fall wäre Giesecke & Devrient mit seinen sicheren, mobilen Bezahllösungen rund um das Smartphone als Mobile Wallet gewappnet.

Giesecke & Devrient (G&D) wurde 1852 in Leipzig gegründet, und ist heute mit 58 Tochtergesellschaften und Joint Ventures in 31 Ländern vertreten. Von den rund 11.400 Arbeitnehmern sind rund 4.000 in Deutschland beschäftigt. Der Gesamtumsatz der GmbH lag 2015 bei 2,01 Milliarden Euro, der Gewinn vor Zinsen und Steuern (EBIT) lag bei 102 Millionen Euro. Dazu tragen vor allem die Geschäftsbereiche Banknote (Banknotendruck, -sicherheit und -bearbeitungssyteme) sowie Mobile Security (eSIM-Management, Secure Cloud Payment, Cyber Security). Ergänzt werden sie durch den dritten Geschäftsbereich Government Solutions (Pass- und ID-Systeme durch die Tochterfirmen Veridos und Secunet Security Networks).

Britta Kalscheuer

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