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Aus- und Weiterbildung 29. August 2014

Wissen gegen Risiko-Hydra

Früher gab es den Aussichtsposten im Mastkorb eines Schiffes. Mit diesem zusätzlichen Augen- und Ohrenpaar konnte sich der Steuermann auf die jeweilige Situation frühzeitig einstellen. Was in der Vergangenheit ein praktikables Risikomanagement-Team bildete, ist heute der Risikomanager.

Der Ausguck im Mastkorb warnte vor diversen Risiken.
Der Ausguck im Mastkorb warnte vor diversen Risiken.

Gerade in stürmischen Zeiten mit permanenten Gefahrenherden und neuen Unwägbarkeiten braucht es ein professionelles Risikomanagement. Kein Risikomanager und kein Unternehmenslenker kann sich heute mehr der Illusion hingeben, er habe alles im Griff und könne sich entspannt zurücklehnen. Wie einst Herakles kämpft er gegen die Risiko-Hydra: Für jedes Risiko, das er „besiegt“, entstehen mindestens zwei neue. In einer solchen Situation ist es wichtig, auf alles vorbereitet zu sein – und hierfür bildet ein umfassendes Risikomanagement die unverzichtbare Voraussetzung.

Anspruchsvoll und vielfältig

Das Berufsbild eines Risikomanagers ist anspruchsvoll und uneinheitlich. Darauf verweist Jan Offerhaus, Vorstandsmitglied der Risk Management Association e. V. (RMA): „Es existiert kein homogenes Berufsbild des Risikomanagers.“ So findet man bei Banken und Versicherungen quantitative Architekten, die Risikomanagement- Methoden, Scoring-/Ratingmodelle und stochastische Bewertungsmethoden entwickeln. „Bei Konzernen wird man Zukunftsforscher finden, die durch die Analyse im Umfeld eines Unternehmens Diskontinuitäten, technologische Trends oder Veränderungen im Markt erkennen sollen“, so Offerhaus. Hinzu kommen seiner Ansicht nach Betriebswirte, Volkswirte und Absolventen anderer Fachrichtungen.

Neben kompletten Studiengängen zum Risikomanagement bieten sich Einstiege in Form von mehrtägigen Weiterbildungsprogrammen an. Im Grunde geht es nach Ansicht von Jan Offerhaus darum, zunächst ein Fundament für das Themengebiet des Risikomanagements zu erarbeiten. Eine Motivation, die Luka Siebert, Mitarbeiter im Bereich Corporate Auditing, Risk and Quality Management bei Zeiss, antrieb. Für ihn stand nach seinem Berufseinstieg im Bereich des Risikomanagements eine fundierte Grundausbildung im Vordergrund: „Ich suchte eine Weiterbildung, die mir die grundlegenden Fähigkeiten und Methoden des modernen Enterprise Risk Managements vermittelt.“ Fündig wurde Risikomanager Siebert bei der RMA. Diese bietet in Kooperation mit dem Forschungsinstitut Risikomanagement der Universität Würzburg das 10-tägige Programm zum Enterprise Risk Manager (ERM) an.

Max Wagner, Onsite Framework Management, DB Systel GmbH und ERM-Weiterbildungsteilnehmer, bringt den Mehrwert für die DB-Organisation durch sein erweitertes Risikomanagementwissen auf den Punkt. „Die Stärkung der Akzeptanz für das Vorhandensein von Risiken ist ein klarer Mehrwert. Das heißt es geht nicht darum, ein Risiko per se als negativ anzusehen, sondern nur dann, wenn es schlecht gemanagt wird“, erklärt Wagner.

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Und Siebert ist nach dem Weiterbildungsprogramm aufmerksamer im Hinblick darauf, wo das Risikomanagement zu den alltäglichen Aufgaben einen sinnvollen Beitrag leisten kann: „Neben meinen verbesserten methodischen Fähigkeiten wurde ich im Laufe des Programms immer wieder darauf aufmerksam gemacht, welche Prozesse anderer Unternehmensbereiche das Risikomanagement durch einen risikoorientierten Input sinnvoll unterstützen und verbessern kann.“

Elementar ist auch die Möglichkeit, eigene Themen aus dem Risikomanagementumfeld zur Diskussion zu stellen, um auf diese Weise direkte und praxistaugliche Lösungen zu finden. Siebert: „Während des ERM-Programms wird den Teilnehmern das Handwerkszeug eines Risikomanagers nicht nur theoretisch vermittelt. Es wird bewusst darauf Wert gelegt, dass die Teilnehmer in die Lage versetzt werden, Methoden und Instrumente sicher in der Praxis anzuwenden. Durch das vermittelte Wissen bin ich in der Lage, Risiken in anderen Unternehmensfeldern bei Zeiss besser nachvollziehen und beurteilen zu können“.

Für Wagner ist es wichtig, „die eigene Vorgehensweise und Prozesse im Vergleich zu anderen Unternehmen auf den Prüfstand zu stellen“. Die Basis hierzu bilde seiner Ansicht nach das Aneignen theoretischer Grundlagen bei einem renommierten Schulungsanbieter. Und hierzu bietet das gemeinsame ERM-Weiterbildungsprogramm von RMA und Universität Würzburg gute Voraussetzungen – als Navigationshilfe, gerade für stürmische Zeiten. Also volle Fahrt voraus.

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