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Netzwerkkameras einrichten 2. Dezember 2008

World Wide Video

Eine einfache und leistungsfähige Möglichkeit, eine Videoüberwachung für ein Eigenheim zu realisieren, bieten Netzwerkkameras. Sie vereinen die Sicherheit von Überwachungskameras mit der Flexibilität von Netzwerktechnik. Vorhandene Geräte, wie Router oder DSL-Modem, lassen sich meist problemlos nutzen.

Netzwerkkameras, oder auch IP-/LAN-Kameras, sind eine Kombination aus Kamera und Computer. Neben der Kamera beinhalten sie unter anderem auch einen Webserver und besitzen eine LAN- oder WLAN-Schnittstelle für die Datenübertragung. Bilder werden über ein IP-Netzwerk übertragen und können anschließend auf einem PC angezeigt, gespeichert und verwaltet werden. Die Kamera erhält hierzu eine eigene IP-Adresse. So kann sowohl vom lokalen Netzwerk, als auch über das Internet gezielt auf sie zugegriffen werden.

Netzwerkkameras unterscheiden sich sowohl von herkömmlichen Videokameras als auch von sogenannten Webcams. Für die Verwendung einer Netzwerkkamera ist nicht zwangsläufig ein Computer notwendig, wie es bei Webcams der Fall ist. Es wird aber auch kein Videorekorder, wie bei herkömmlichen Videokameras benötigt. Der größte Unterschied zu Webcams besteht darin, dass Netzwerkkameras nicht über USB oder Firewire direkt an einen PC angeschlossen werden müssen, welcher ihre Daten verarbeitet. Die Verarbeitung geschieht bereits in der Kamera. Webcams eignen sich wegen schlechterer Bildqualität und eingeschränktem Funktionsumfang kaum für Überwachungsaufgaben.

Vorüberlegungen

Vor Beginn einer Installation ist es ratsam, einige Vorüberlegungen anzustellen. Es ist vor allem zu klären, welchem Zweck die Überwachung dienen soll, und welche Komponenten bereits vorhanden oder noch zu ergänzen sind. Der Überwachungszweck hat Einfluss auf die Auswahl einer geeigneten Kamera. Mehr Informationen hierzu finden Sie in unserem Artikel „Videokameras“. Die für eine Netzwerk-Videoüberwachung nötigen Komponenten haben viele, die einen DSL-Anschluss besitzen, zumindest teilweise zur Verfügung. Auch die Frage, von wo aus der Zugriff auf die Kamera möglich sein soll, hat Auswirkungen auf die Konfiguration. Ein Fernzugriff bedeutet beispielsweise mehr Aufwand bei der Konfiguration. Im Folgenden werden anhand eines einfachen Beispiels die Grundlagen eines solchen Aufbaus erklärt. Dieser kann, den jeweiligen Bedürfnissen entsprechend, erweitert werden. Ausgangspunkt sind heute übliche, zum DSL-Anschluss oft mitgelieferte, Komponenten. Die Vorgehensweise ist ohne großen Aufwand zu Hause nachvollziehbar. Erstes Ziel ist es, das Live-Bild der Kamera mittels Internet-Browser auf einem lokalen PC zu betrachten, also lediglich der interne Zugriff. Auf den Zugriff von außen über das Internet wird anschließend eingegangen.

Vorgehensweise

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Der erste Schritt besteht darin, alle Hardware-Komponenten aufzubauen, zu verbinden und einzuschalten. Achten Sie auch auf die korrekte Stromversorgung aller Geräte. Die Netzwerkgeräte werden am einfachsten über herkömmliche CAT5-Ethernet-Kabel verbunden, wie sie auch bei der Verbindung zweier Computer eingesetzt werden. Im Falle von WLAN erfolgt die Verbindung drahtlos über Funk.

Es gibt verschiedene Möglichkeiten, eine Netzwerkkamera in das Heimnetzwerk einzubinden. Die simpelste ist die direkte Verbindung mit einem PC über ein Kabel. Dies bietet sich an, wenn keine weiteren Computer oder Geräte im Netzwerk vorhanden sind. Falls schon ein Netzwerk eingerichtet ist, welches mehrere Komponenten umfasst, sind diese in der Regel über einen Hub, Switch oder Router verbunden. In den meisten Fällen sind es heute Kombinationsgeräte, welche DSL-Modem, Router, Switch und oft auch WLAN-Access-Point in sich vereinen.

In diesem Fall wird der Router nun die betriebsbereite Netzwerkkamera automatisch erkennen und ihr eine eigene IP-Adresse zuweisen, falls sie nicht bereits eine feste Adresse besitzt. In diesem Fall ist sie im Handbuch vermerkt. Im Normalfall sind Computer ebenfalls so konfiguriert, dass sie ihre IP-Adressen automatisch beziehen. Dies ist sehr komfortabel, da sich das Netzwerk fast wie von selbst einrichtet.

Sollte dies nicht der Fall sein, können Änderungen in der Systemsteuerung vorgenommen werden. Unter „Netzwerkverbindungen“ findet man bei Windows XP sämtliche Verbindungen des PCs. Wenn man nun die Eigenschaften einer Verbindung öffnet, sieht man auf der Registerkarte „Allgemein“ unter „Diese Verbindung verwendet folgende Elemente“ alle verwendeten Protokolle der Verbindung. Klicken Sie auf „Internetprotokoll (TCP/IP)“ und dann auf „Eigenschaften“. Im sich öffnenden Fenster muss die Funktion „IP-Adresse automatisch beziehen“ aktiviert werden.

Erfahrene Nutzer können stattdessen auch manuell bestimmte IP-Adressen an die beteiligten Geräte vergeben. Vor allem, wenn über das Internet auf eine Kamera zugegriffen werden soll, muss diese eine feste IP-Adresse besitzen.

Software

Vielen Netzwerkkameras liegen Programme bei, welche die Installation und Konfiguration der Kameras erleichtern. Solche Programme suchen selbständig nach angeschlossenen Kameras und zeigen deren IP-Adresse an. Oft können sie auch die Kamerabilder anzeigen und aufzeichnen. Die direkte Darstellung des Videos in einem Web-Browser, wie Internet-Exporer, Firefox oder Netscape, ist ebenfalls möglich und bedarf in vielen Fällen nur der Installation eines ActiveX oder Java-Plugins. Bei Aufruf der Kamera-Adresse wird es von dieser automatisch heruntergeladen und kann anschließend installiert werden. Die Installation ist schnell und unkompliziert, wenn alle erscheinenden Fenster und Aufforderungen bestätigt werden. Danach sollte das Live-Bild der Kamera dargestellt werden. Möglicherweise ist ein erneutes Zugreifen auf die Adresse notwendig. Sollte auch dies nicht helfen, überprüfen Sie am besten noch einmal die eingegebene Adresse und alle Verbindungen.

Fernzugriff

Für den Fernzugriff auf die Kamerabilder wird in jedem Fall ein Internetanschluss und ein Router benötigt. Sofern der vorhandene Router kein Kombinationsgerät mit integriertem Modem ist, muss er zunächst noch an ein separates DSL-Modem angeschlossen werden. Dieses ist wiederum über den Splitter mit der Telefondose verbunden und stellt die Internetverbindung her.

Für den externen Zugriff über das Internet werden weitere Einstellungen an Kamera und Router notwendig. Um Änderungen an der Konfiguration des Routers vorzunehmen, verbindet man sich über den Browser zum Router, indem man einfach dessen IP-Adresse in die Adresszeile einträgt. Im sich öffnenden Menü kann man auf die einzelnen Einstellung Zugriff erlangen. Da diese aber von Gerät zu Gerät variieren, empfiehlt es sich vorher das Handbuch des Routers griffbereit zu haben. Dort findet man auch dessen IP-Adresse, sofern man sie nicht parat hat.

Zwei Voraussetzungen müssen für den Zugriff von außen erfüllt sein. Zum einen muss gewährleistet sein, dass der verwendete Router Dynamic-DNS unterstützt, zum anderen muss eine Portweiterleitung auf einen Rechner des Netzwerks, hier die Kamera, möglich sein. Dynamic-DNS (DynDNS) ist ein Internetdienst, der es ermöglicht, einen festen Domain-Namen als Pseudonym für eine sich regelmäßig ändernde IP-Adresse zu verwenden. So kann ein Rechner (oder Gerät) immer über dieselbe, leicht zu merkende, Domain angesprochen werden. Dieser Umweg ist notwendig, da bei DSL die Verbindung vom Anbieter einmal in 24 Stunden automatisch getrennt wird. Bei Neueinwahl durch das Modems erhält dieses dann auch eine neue IP-Adresse. Eine angeschlossene Kamera wäre ohne diesen Dienst aus der Ferne nur für 24 Stunden unter der bekannten IP-Adresse erreichbar und dann unter einer anderen, zunächst unbekannten Adresse. Im Internet finden sich einige Anbieter von DynDNS, auch kostenfreie. Hier registriert man sich und gibt den Domainnamen an, unter welchem künftig auf die Kamera zugegriffen werden soll. Anschließend stellt man die notwendigen Daten auch in der Kamera ein. Bei einigen Modellen muss man DynDNS zunächst aktivieren und anschließend die Daten des DynDNS-Anbieters eintragen. Viele Hersteller von Netzwerkkameras betreiben mittlerweile einen eigenen, kostenfreien DynDNS-Server für ihre Kunden. Ein Blick in das Handbuch der Kamera liefert hier die nötigen herstellerspezifischen Anweisungen.

Der zweite wichtige Punkt für einen erfolgreichen Fernzugriff ist die Portweiterleitung. Nach außen, also zur Internetseite hin, besitzt ein Heimnetzwerk nur eine einzige IP-Adresse, nämlich die des Routers. Dahinter angeschlossene Computer und Geräte sind von außen quasi unsichtbar. Damit trotzdem auf die Überwachungskamera zugegriffen werden kann, muss ihr ein bestimmter Port (in diesem Fall Port 80) weitergeleitet werden. Ports kann man sich wie „Fahrstreifen“ auf der Datenautobahn vorstellen. Durch das Port-Forwarding werden alle auf einem bestimmten Fahrstreifen ankommenden Fahrzeuge vom „Verkehrslotsen“ Router zu einer speziellen Hausnummer geleitet. Anfragen über weitergeleitete Ports werden also direkt an das entsprechende Gerät weitergegeben. Zurückkommende Antworten werden an den Sender der Anfrage übermittelt. Für unseren Anwendungsfall ist es ausreichend, den Port 80 an die (feste) IP-Adresse der Kamera weiterzuleiten. In vielen Handbüchern von Routern findet man diese Funktion unter „Port-Forwarding“. Einzelheiten zu diesem Vorgang, und wo die Einstellung im Menu Ihres Routers vorzunehmen ist, können Sie dort nachschlagen.

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