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Öffentliche Sicherheit 12. Juli 2023

Implementierung eines Supply Chain Risk Managements

Um gegen Unterbrechungen der Lieferkette gewappnet zu sein, ist es essenziell, ein Supply Chain Risk Management (SCRM) im Unternehmen einzuführen.

Um gegen Unterbrechungen der Lieferkette gewappnet zu sein, ist es essenziell, ein Supply Chain Risk Management (SCRM) im Unternehmen einzuführen.
Um gegen Unterbrechungen der Lieferkette gewappnet zu sein, ist es essenziell, ein Supply Chain Risk Management (SCRM) im Unternehmen einzuführen.

Die moderne Geschäftswelt ist stark von globalen Lieferketten abhängig, die eine reibungslose Versorgung mit Waren und Dienstleistungen ermöglichen; die Einführung eines Supply Chain Risk Management hilft, Risiken frühzeitig zu erkennen.

Lieferketten sind nicht erst seit der Coronapandemie und dem Ukraine-Konflikt mit einer Vielzahl von Risiken konfrontiert, die das Geschäftsergebnis erheblich beeinträchtigen können. Lieferketten erstrecken sich heute auch bei kleinen und mittelständischen Unternehmen häufig über Landesgrenzen hinweg. Zulieferer werden zumeist nach Kostenaspekten ausgewählt, was zu Lieferketten führen kann, die sich aufgrund von Rohstoff-, Energie-, und Lohnkosten nicht selten auf andere Kontinente erstrecken. Je komplexer eine Lieferkette in Abhängigkeit von Transportwegen und Standorten von Zulieferern ist, desto wichtiger ist es, mögliche Risiken frühzeitig zu erkennen, um einen Produktionsstillstand zu vermeiden.

Supply Chain Risk Management sorgt für Transparenz

Das Managen von solchen Risiken obliegt in einem Unternehmen idealerweise dem „Supply Chain Risk Management“ (SCRM). Eine solche Organisationseinheit ist allerdings ist vielen Unternehmen nicht an der Tagesordnung, häufig fehlt es auch an Transparenz entlang der Lieferkette, wer etwa Subunternehmer eines Subunternehmers ist. Diese Transparenz ist aber wichtig, um mögliche Ausfallsrisiken entlang der Kette bewerten zu können. Die Etablierung eines SCRM erfordert die Einbeziehung mehrerer Kernelemente. So muss in einem Unternehmen zunächst den Wert des SCRMs klar sein, um es als nachhaltiges Steuerungsinstrument zu verankern. Die Organisation eines SCRMs muss einer klaren Verantwortlichkeit folgen, mit definierten Rollen und Funktionen und Abstimmungen zwischen anderen Organisationseinheiten wie etwa einem Corporate Supply Chain Management (oder schlicht „Einkauf“ in kleineren Unternehmen). Damit ein SCRM effektiv arbeitet, muss es in alle Unternehmensprozesse mit eingebunden werden, die Verantwortlichen müssen die Methodik des SCRMS anwenden können, und es gibt ein regelmäßiges Reporting, am besten datenbasiert.

Mit welchen Restriktionen müssen Unternehmen durch das Russland-Embargo rechnen und wie sehen Maßnahmen aus, mit denen sie den Risiken begegnen können?
Risiken und Restriktionen durch das Russland-Embargo
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Einer der wichtigsten Schritte eines erfolgreichen SCRMS ist die Analyse der Lieferketten und die dazugehörige Risikobetrachtung. Was passiert mit meiner Produktion, wenn ein Lieferant entlang der Kette ausfällt? Kann dieser schnell durch einen anderen kompensiert werden? Kann ich Lagerhaltung für wichtige Komponenten betreiben? Eine solche Analyse beinhaltet auch die Antwort auf die Frage, was die kritischen Prozesse in meinem Unternehmen sind und in welchem Umfang sie von funktionalen Lieferketten abhängen. Ein SCRM muss also einen ganzheitlichen Blick auf die Unternehmensstrategie, die Einkaufskultur und die Organisation werfen, will man alle Risiken identifizieren und Szenarien entwerfen, wie Ausfälle aufgefangen werden können oder welche Auswirkungen diese auf die Produktion und das Geschäft haben können. Grundsätzlich sollte eine Schadensbegrenzung durch entsprechende Risikoprävention betrieben werden. Ferner müssen Notfallpläne bereit liegen, die im Falle eines Ereignisses auch zur Anwendung kommen. Schließlich steht am Ende die Wiederherstellung der normalen Betriebskapazität.

Ausfallrisiko minimieren

Die Pandemie und der Ukraine-Konflikt haben bereits vielerorts zu einem Umdenken geführt, beispielsweise im Hinblick auf Zulieferer-Standorte. „Nearshoring“, also das Beziehen von Vorprodukten aus dem näheren Ausland, wird mittlerweile als Diversifizierungsmöglichkeit verstärkt verfolgt. Auch die Konzentration auf einen Lieferanten für ein Vorprodukt oder Rohstoff (Single Sourcing) ist teilweise als Lehre aus den Krisen durch „Multiple Sourcing“ oder „Dual Sourcing“ zur Stärkung der Resilienz ersetzt worden. Das Ausfallsrisiko wird hierdurch auf mehrere oder mindestens zwei Lieferanten verteilt. Hierdurch können zwar höhere Kosten entstehen (Koordination, Verwaltung, Standorte), die aber langfristig gesehen dazu beitragen, die Ausfallswahrscheinlichkeiten zu senken. Helfen können hierbei zunehmend digitale Tools, die es ermöglichen, mögliche Störungen entlang der Lieferkette frühzeitig zu erkennen, um darauf aktiv und nicht nur reaktiv zu reagieren. Die fortschreitende Digitalisierung bietet auch im Hinblick auf die notwendige Transparenz der Lieferketten verschiedene Möglichkeiten, diese durch Datenallokation im Rahmen eines SCRMs aufzubereiten. Insofern sind Unternehmen gut beraten, wenn sie sich die Frage stellen, ob sie ihre kritischen Produktionsprozesse genau kennen und wie resilient sie im Ereignisfall aufgestellt sind.

Ulrich Weigel, Geschäftsführer Prex Consulting

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