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Komplexes Zusammenspiel

Zutrittskontrollsysteme müssen auch von Personen mit körperlicher oder geistiger Beeinträchtigung bedient werden können. Dies ist bereits in der Planungsphase zu berücksichtigen.

Intelligente Systemlösungen bieten sicheren und barrierefreien Begehungskomfort.
Intelligente Systemlösungen bieten sicheren und barrierefreien Begehungskomfort.

Moderne Zutrittskontroll-systeme gibt es in diversen Ausführungen und mit vielen Funktionalitäten. Die Steuerungsmöglich-keiten reichen vom Öffnen und Schließen von Türen, der Erfassung von Anwesenheitszeiten und dem Bezahlen an Kassensystemen bis hin zu vielen weiteren Anwendungen.

Identifikationsarten

Es werden im Wesentlichen zwei Identifikationsarten der Nutzer unterschieden: Zum einen biometrische Merkmale wie der Fingerabdruck, das Handvenenbild oder auch die Gesichtsfelderkennung, die Personen eindeutig identifizieren. Zum anderen stehen transpondergestützte Identifikationen zur Verfügung: Diese entschlüsseln und identifizieren via RFID-Technik ein Transpondersignal.

Bei Standardsystemen muss der Transponder – in der Regel eine Identifikationskarte oder ein Schlüsselanhänger – vor einen Leser gehalten werden. Dabei ist die Ausrichtung der integrierten Antenne zu beachten.

Beide Identifikationsarten können von Nutzern leicht erlernt werden und ermöglichen eine komfortable Bedienung und den sicheren Zutritt zu einem bestimmten Bereich. Personen, die geistig oder körperlich eingeschränkt sind, müssen bei der Planung eines solchen Systems besonders berücksichtigt werden.

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Sitzen Nutzer etwa im Rollstuhl, haben sie mitunter Schwierigkeiten, an die Leseeinheiten eines herkömmlichen Zutrittskontrollsystems zu gelangen. Hier sind Lösungen gefragt, die Defizite ausgleichen und trotzdem eine hohe Funktionssicherheit sicherstellen.

Verschiedene Komponenten

In der Planungsphase eines komplett barrierefreien Zutrittskonzeptes müssen diverse Anforderungen berücksichtigt werden. Neben den individuellen Bedürfnissen der Nutzer erfordern die technischen Möglichkeiten eine genaue Prüfung. Dabei sind zusätzlich bauliche und designtechnische Anforderungen mit einzubeziehen.

Ein Beispiel verdeutlicht, wie ein solches System funktionieren kann: Eine Tür, die multifunktionalen Anforderungen gerecht wird, benötigt außen einen RFID-Weitbereichsleser. Dieser erkennt einen möglichen Transponder innerhalb eines einstellbaren Präsenzfeldes und identifiziert diesen eindeutig – so kann die Tür auch im Rollstuhl leicht begangen werden.

Wird vom Zutrittskontrollsystem der Zutritt gewährt, muss nun die Tür automatisiert über ein Motorschloss entriegelt werden. Den barrierefreien Zutritt ermöglicht ein installierter elektromechanischer Drehtürantrieb wie der Slimdrive EMD-F von Geze. Anschließend muss die Tür wieder entsprechend geschlossen und verriegelt werden.

Die Ansteuerung von innen erfolgt in der Regel von externen Systemen – beispielsweise einer Schwesternrufanlage in einem Pflegeheim oder einer Gebäude- und Mediensteuerung in einer Anlage für betreutes Wohnen. Berechtigte Bewohner können bei Bedarf die Tür für Besucher oder Pflegepersonal bewusst ansteuern und öffnen. Entscheidend dabei: Die Tür muss sich im Gefahrenfall jederzeit von innen ohne Hilfsmittel öffnen lassen. Auch ein berechtigter Zutritt von außen muss manuell möglich sein.

Multifunktionale Türen

Die komplexen Anforderungen aus der Bedienung, Sicherheit und rechtlichen Sicht sind intelligent und effektiv zu vereinen und umzusetzen. In vielen Anwendungen müssen zudem Rauch- und Brandschutzanforderungen berücksichtigt werden. Alle diese Komponenten müssen zuverlässig miteinander arbeiten und dürfen keine Inkompatibilitäten aufweisen.

Systemhersteller, die dieses komplette Produktspektrum abdecken, können gewährleisten, dass die vielen Komponenten gemeinsam geprüft worden sind. Zusätzlich muss ein solches System auch Signale von weiteren Steuerungen empfangen können beziehungsweise an andere Systeme weitergeben können. Hierbei ist eine eindeutige Hierarchie der Systeme festzulegen. Die manuelle Öffnung im Notfall muss jederzeit möglich sein.

Folgendes Szenario beschreibt die Komplexität dieser Zutrittsregelung: Fährt ein Bewohner mit seinem Rollstuhl vor seine Wohnungstür, wird sein aktiver Transponder von dem Präsenzfeld des Weitbereichslesers aktiviert. Dieser sendet verschlüsselt seinen Identifikationscode. Das Zutrittskontrollsystem überprüft den Code und erteilt die Freigabe.

Damit der Bewohner die Tür nicht versehentlich ansteuert, wenn er von innen an der Tür vorbeifährt, reicht das Präsenzfeld nicht in den Wohnbereich hinein. Eine entsprechende Anordnung des Weitbereichlesers stellt dies sicher. Die automatische Öffnung der Tür von innen kann der Bewohner über einen Taster an der Wand oder über ein Steuerungsinterface auslösen.

Viele Gewerke betroffen

Dieses Beispiel verdeutlicht, dass die Planung und Realisierung eines solchen Zutrittskontrollsystems gewerkeübergreifend und umfassend erfolgen muss. Ist die Frage der Nutzungsanforderungen geklärt, muss eine Prüfung auf Plausibilität erfolgen. Nutzt man zum Beispiel die gleichen Transponder der Nutzer für das Betreuungspersonal vor Ort, öffnen sich beim Gang über die Flure nacheinander alle Türen.

Daher bedarf es einer weiteren technischen Identifikation, welche Tür im Bedarfsfall automatisch geöffnet werden muss. Dazu kann eine manuelle Taste auf dem Transponder genutzt werden, die dann nur die unmittelbare Tür öffnet.

In der Realisierungsphase ist eine einheitliche Dokumentation notwendig, welche die verschiedenen Gewerke miteinander kombiniert. Alle Gewerke müssen eine korrekte Montage der Betriebsmittel gewährleisten. Nach der Installation hat eine komplette, ebenfalls die Gewerke übergreifende Prüfung und Abnahme aller Funktionen zu erfolgen.

Über die gesamte Planungs- und Realisierungsphase ist eine gute und konstruktive Kommunikation zwischen dem Bauherren, den Nutzern, den Architekten, dem Elektroingenieurbüro und den ausführenden Fachfirmen von immenser Bedeutung. Auch müssen die anschließenden Service- und Wartungsaspekte berücksichtigt werden. Systemhersteller bieten hier eine qualifizierte und umfassende Betreuung aller am Projekt beteiligten Personen.

Markus Benecke ist Key Account Manager für Sicherheitstechnik der Geze GmbH

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