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Nutzen erkannt – Risiko gebannt

Die Frage, ob eine Zutrittskontrollanlage mit Notstromversorgung ausgestattet werden soll oder nicht, obliegt derzeit noch dem freien Ermessen von Planern, Errichtern oder Endkunden. Das soll sich im nächsten Jahr ändern.

Um die Funktionsfähigkeit von Zutrittskontrollsystemen zu einhundert Prozent zu gewährleisten, bietet sich deren Ausstattung mit Notstromversorgung an.
Um die Funktionsfähigkeit von Zutrittskontrollsystemen zu einhundert Prozent zu gewährleisten, bietet sich deren Ausstattung mit Notstromversorgung an.

Ab dem 11. Juni 2016 nämlich wird die bisher geltende EN 50133-1 von der EN 60839-11-1 (Elektronische Zutritts-kontrollanlagen – Anforderungen an Anlagen und Geräte) abgelöst. In dieser Norm sind vier Risikostufen vorgesehen, die von dem zu schützenden Sachwert sowie dem Wissens- und Fertigkeitsgrad eines potenziellen Angreifers ausgehen. Die Stufen drei und vier decken das mittlere und hohe Risiko ab und fordern den Einsatz einer Notstromversorgung, um auch im Störfall eine hohe Öffnungsverfügbarkeit zu gewährleisten. Diese reicht von zwei bis vier Stunden Überbrückungszeit unter Volllastbedingungen. Einzelheiten können in der Norm nachgelesen werden.

Der Nutzen einer Notstromversorgung für ein elektronisches Zutrittskontrollsystem wird gerne verkannt, entsprechende Sicherheitsmaßnahmen werden immer noch recht stiefmütterlich behandelt. Viele der heute installierten Türschließ- und Zutrittskontrollsysteme sind für den Fall einer Netzstörung nicht abgesichert. Dass der elektronische Betrieb dieser Anlagen an sich von Vorteil ist, daran zweifelt heute niemand mehr: Identifikationsmuster, Zutrittsprofile, Fingerprints oder PIN-Codes sind elektronisch mess- und steuerbar, ebenso die Kontroller für das Öffnen der Türen selbst. Was aber passiert, wenn kein Strom mehr fließt? Netzausfälle kommen heute immer häufiger vor. Und sie werden im Zuge des wachsenden Einsatzes erneuerbarer Energien weiter zunehmen.

Vielfach ist der Retter in der Not immer noch der altbewährte Wachdienst, der, im Besitz eines Notschlüssels, die missliche Situation wieder ins Lot bringt. Was aber tun, wenn der Wachdienst gerade anderweitig beschäftigt ist, zum Beispiel weil Störungen an mehreren Orten auftreten, oder er erst einmal eine längere Strecke zu Fuß zurücklegen muss? Was tun, wenn es am Abend oder Wochenende zum Stromausfall kommt und kein Wachmann zur Stelle ist? Oder aber: Was ist, wenn für eine Wachdienststelle die Gelder fehlen?

Notstrom von vornherein einplanen

Eine generelle Frage drängt sich in diesem Zusammenhang auf: Wäre es nicht grundsätzlich sinnvoller und einfacher, ohnehin elektronisch betriebene Systeme und deren Steuereinheiten auf dieselbe Art, nämlich über eine elektronische Notstromversorgung, zu sichern? Auf diese Weise hat beispielsweise eine deutsche Universität ihre Bibliothek und Medienräume mit Slat-Notstromversorgungen gepuffert, da in diesen Räumen oft noch bis spät abends und teilweise auch am Wochenende gearbeitet wird. Die berechtigten Personen haben so mit ihrer Chipkarte jederzeit Zugang, auch im Störfall.

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Ein weiterer Fall, der für viele andere steht: Eine Flugschule hat das Tor zur Flughalle mit einer unterbrechungsfreien Stromversorgung gesichert, weil man Notschlüssel als nicht mehr zeitgemäß empfand und somit abgeschafft hat. Wie auch immer die jeweilige Situation aussehen mag, sinnvoll ist es, ein Sicherheitskonzept unter Abwägung der Risikopotenziale, der zu schützenden Werte sowie der Kosten-Nutzen- Faktoren zu erstellen und in diesem Zusammenhang eine Notstromversorgung einzuplanen.

Laut Sascha Puppel, öffentlich bestellter und vereidigter Sachverständiger für elektronische Sicherheitstechnik, werden DCNotstromversorgungen immer wichtiger, um die verteilte Intelligenz, aber auch das Herzstück einer Zutrittskontrollanlage, die Zentrale selbst, zu sichern. Nur so kann gewährleistet werden, dass die Peripherietechnik weiter in Funktion bleibt, Fluchtwegsysteme nicht unbeabsichtigt freigegeben werden, Überwachungselemente funktionstüchtig und verschlussgesicherte Türen verschlossen bleiben.

Frauke Petzold

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