Direkt zum Inhalt
Haverkamp 29. Juli 2014

Auf gutem Kurs

Seit einigen Monaten ist über die wirtschaftliche Situation beim eingeführten Familienunternehmen Haverkamp viel gemunkelt worden. Um Klarheit zu schaffen und die Perspektive des Unternehmens und seiner Kunden darzustellen, sprach PROTECTOR mit Andreas Falke, Mitglied der Geschäftsleitung bei Haverkamp.

Andreas Falke.
Andreas Falke.

PROTECTOR: Herr Falke, wie ist die derzeitige Situation bei Haverkamp?

Andreas Falke: Die Haverkamp GmbH befindet sich derzeit in einer Planinsolvenz in Eigenverwaltung. Das Verfahren soll spätestens bis zum 30. September beendet sein. Danach wird die Haverkamp GmbH wie zuvor auch voll am Markt sein. Alle aktuellen Aufträge werden weiter planungsgerecht durchgeführt, und wir werden nach wie vor mit Ware von unseren Zulieferern versorgt.

Wie ist es denn überhaupt zur Schieflage des Unternehmens gekommen?

Auslöser sind nicht vorhersehbare Verzögerungen in einem Großprojekt in den Vereinigten Arabischen Emiraten gewesen. Das Projekt hatte einen ursprünglichen Wert von etwa 26 Millionen Euro, das über die Haverkamp Projekt GmbH gesteuert wurde, einer 90-prozentigen Tochter der Haverkamp GmbH.

Die Verzögerungen, deren Ursache letztlich in der Gründung einer Sicherheitsbehörde für kritische Nationale Infrastrukturen (CNIA) lag, führten zu einem elfmonatigen Stillstand der Arbeiten vor Ort. In diesem Zeitraum mussten alle Leistungen vorgehalten und Material vorfinanziert werden, was laufende Kosten von rund 100.000 Euro pro Monat verursachte. Gleichzeitig wurde der Auftrag neu verhandelt und das Volumen wurde auf 20 Millionen Euro reduziert. Diese Faktoren zusammen ließen das Projekt in rote Zahlen laufen, die auch mit der inländischen Auftragslage aufgrund der gebundenen Kapazitäten kurzfristig so nicht auszugleichen waren. Daher entschlossen wir uns zu dem Schritt einer Planinsolvenz in Eigenverwaltung, um das Unternehmen zu sichern.

Anzeige

Welche Folgen hat diese Entwicklung für das Unternehmen?

Wir haben trotz der Situation in Bezug auf die Auftragseingänge sehr gute Zahlen für die Region D-A-CH vorzuweisen, da sich vor allem unsere Kunden und Lieferanten nicht von uns abgewandt haben, sondern dem Unternehmen nach wie vor ihr Vertrauen schenken. Dennoch waren in dieser Phase Kostenreduzierungen unvermeidlich, sodass wir uns von 26 Mitarbeitern sozialverträglich trennen mussten. Außerdem haben wir das Tochterunternehmen, die Haverkamp Projekt GmbH, in eine geregelte Insolvenz gehen lassen.

Wie wird sich das Unternehmen künftig aufstellen?

Haverkamp ist immer ein projektgetriebenes Unternehmen gewesen. Wir wollen künftig stärker als bisher als Hersteller von Sicherheitsprodukten auftreten. Die von uns entwickelten Produkte werden in eigenen Projekten kontinuierlich verbessert und dann weltweit kompetenten Sicherheitsfirmen als integrales Bestandteil für ihre Sicherheitskonzepte angeboten. Dazu bauen wir auch unsere Exportabteilung aus und suchen auch Partner in Deutschland, um gemeinsam komplexe Projekte abzuwickeln.

Ferner werden gegenwärtig unsere Prozesse hinsichtlich der Wirtschaftlichkeit und Effizienz überprüft, um die Profitabilität allgemein zu steigern und die entsprechenden Lehren aus dem gescheiterten Großprojekt zu ziehen. Als Generalunternehmer für komplette Turn-Key-Solutions im adressierten Umfang wie in Abu Dhabi werden wir wohl nicht mehr auftreten. Darüber hinaus ändert sich für unsere Kunden nichts, sie können nach wie vor auf Haverkamp und unsere Leistungen vertrauen.

Was steht als nächster Schritt an?

Wenn die Gläubigerversammlung im Juli dem Insolvenzplan zugestimmt hat, werden wir Ende August das Planverfahren abschließen. Die Security in Essen ist dann eine willkommene Gelegenheit, uns und unsere Produkte unseren geschätzten Kunden neu zu präsentieren.

Passend zu diesem Artikel