Direkt zum Inhalt

Integrierte Gefahrenabwehr

Der 11. April 1996 war zweifelsohne der schwärzeste Tag in der Geschichte des Düsseldorfer Flughafens. Nach dem verheerenden Brand musste vieles neu aufgebaut werden. Und es wurde ein Brandschutzkonzept entwickelt, das auch heute noch weit über den Flughafen hinaus Maßstäbe setzt. Wir sprachen mit Stefan Bunthoff, dem Leiter Brandschutzmanagement beim Airport.

44 Rauchabzüge sind im Deckenbereich des Flughafen-Terminals installiert, jeder befördert 100.000 Kubikmeter Luft in der Stunde nach draußen.
44 Rauchabzüge sind im Deckenbereich des Flughafen-Terminals installiert, jeder befördert 100.000 Kubikmeter Luft in der Stunde nach draußen.

Der Düsseldorfer Flughafen ist ein wichtiger Wirtschaftsfaktor des Landes NRW, und er ist eine „Stadt in der Stadt“. Knapp 20.000 Menschen arbeiten dort, davon etwa 500 allein in der Verwaltung. Täglich gibt es rund 550 Flugbewegung, 60.000 Passagiere und Besucher werden gezählt. Neben den 139 Check-In-Countern befinden sich in dem Terminalgebäude auch rund 60 Geschäfte sowie 40 Restaurants, Bars und Cafés. Eine echte Herausforderung also für die sieben Personen des Brandschutzmanagements und die 165 Feuerwehrleute. „Das Brandschutzkonzept des Düsseldorfer Flughafen basiert auf den Schwerpunkten Brandfrüherkennung, Entrauchung und Sicherstellung der Rettungswege“, berichtet Stefan Bunthoff. Ein so genanntes Alarm- und Informationsmanagement-System erkennt zudem Gefahrensituationen und löst beispielsweise aktiv technische und dynamische Maßnahmen zur Gefahrenabwehr und Fluchtwegsteuerung aus.

Im Terminal selbst ist eine moderne Brandmeldeanlage mit Infrarotstrahlung installiert. In kurzen Abständen sind an der Decke unauffällige weiße Reflektoren angebracht, die von der gegenüberliegenden Seite einen Infrarotstrahl zurückspiegeln. Wird dieser unterbrochen, löst das System sofort Alarm aus und aktiviert an dieser Stelle einzelne der insgesamt 44 über das Terminal verteilte Rauchabzugsventilatoren. Auch diese Ventilatoren passen sich in die funktionale Architektur des Gebäudes ein. Im Falle eines Alarms oder eines Brandes werden im Gebäude umgehend Notausgänge freigeschaltet oder geöffnet beziehungsweise Feuer- und Rauchschutztüren beziehungsweise -tore werden geschlossen.

Spezielle Gefahrenbereiche, zum Beispiel Gastronomie- und Küchenbetriebe, werden nochmals gesondert überwacht. Sämtliche Treppenhäuser und Aufzugsschächte sind durch eine Überdruckbelüftung wirkungsvoll vor einer Verrauchung geschützt. In den Gebäuden des Flughafens sowie auf dem gesamten Gelände sind für den Notfall insgesamt etwa 3.500 Feuerlöscher aller Größen installiert.

Neben baulichen und anlagentechnischen Faktoren setzt man in Düsseldorf auf ein „integriertes Gefahrenabwehrmanagement“ und bezieht hierbei den Faktor Mensch mit ein. Denn trotz der vielen Technik ist und bleibt der Mensch die entscheidende Komponente im vorbeugenden Brandschutz. Für alle Flughafenmitarbeiter wurde daher ein weitreichendes Schulungskonzept entwickelt, das unter anderem regelmäßige Gebäuderäumungsübungen beinhaltet. Auch die Beschäftigten der Sicherheitsdienstleister, des Zolls sowie der Landes- und der Bundespolizei nehmen an solchen Übungen teil.

Eine zentrale Rolle nimmt die Flughafen-Feuerwehr ein, ohne die kein Flugzeug starten oder landen darf. „In der gesamten Notfallplanung hat die Flughafenfeuerwehr eine Schlüsselfunktion. Die Einheiten Werkfeuerwehr, Brandschutzmanagement sowie Notfall- und Gefahrenabwehr-Planung sind eigenständige Abteilungen, die in einem Geschäftsbereich geführt werden und deren so erzeugte Vernetzung sich in den letzten zehn Jahren bestens bewährt hat“, erläutert Bunthoff.

Anzeige

Selbstverständlich ist die Feuerwehr am Düsseldorfer Airport rund um die Uhr im Dienst. Ihr Aufgabenbereich erstreckt sich vom Flugzeug- und Gebäudebrandschutz über technische Hilfsleistungen, Unterstützung bei Gefahrgutunfällen und im Umweltschutz bis hin zum Rettungsdienst für den gesamten Flughafenbereich. Als Flughafenbetreiber trägt Düsseldorf International die Verantwortung für das gesamte Rettungs- und Feuerlöschwesen. An allen deutschen Verkehrsflughäfen gelten übrigens die Richtlinien der internationalen Zivilluftfahrtorganisation (ICAO), die zum Beispiel die Art und Menge der vorzuhaltenden Löschmittel sowie die Mindestanzahl der Rettungs- und Löschfahrzeuge vorschreiben. Die Flughafengesellschaft hat daher alle technischen und personellen Ressourcen bereitzustellen und zu unterhalten, die nach internationalen und nationalen Vorschriften notwendig sind.

Zwei Feuerwachen

Um zu gewährleisten, dass die Feuerwehr gemäß den ICAO-Richtlinien jeden Punkt des Bahnsystems in maximal drei Minuten erreichen kann, verfügt der Flughafen über zwei Feuerwachen. Das Herz der Flughafenfeuerwehr ist die Sicherheitszentrale inklusive der Störungsstelle. Hier laufen sämtliche Notrufe und Alarme ein, die telefonisch, über die SOS-Säulen im Terminal, die Brandmelder oder die Aufzüge gemeldet werden. Rund 28.000 Brand- und Wärmemelder sind in den Gebäuden und auf dem Flughafengelände installiert. Wird ein Alarm registriert, löst er automatisch eine Vielzahl von Sicherheitsmaßnahmen wie Veränderungen bei den Aufzugsteuerungen oder bei der Steuerung von Fluchttüren und Entrauchungsanlagen aus. Bereits 30 Sekunden nach dem Auslösen eines Feueralarms rückt das letzte Fahrzeug der Feuerwehr aus. Innerhalb von drei Minuten muss an jedem Punkt des Start-, Lande- und Rollbahnsystems mit den Lösch- und Rettungsarbeiten begonnen werden können.

Gebäudebrandschutz

Auch im Gebäudebrandschutz ist man in Düsseldorf technisch auf dem neuesten Stand. Der vorbeugende Brandschutz, der alle Maßnahmen der präventiven Gefahrenabwehr und der Vermeidung von Schäden umfasst, ist hier in einem eigenen Bereich zusammengefasst. Um das Risiko einer Brandentwicklung bereits im Vorfeld möglichst auszuschließen, sind für den Gebäudeausbau (zum Beispiel Dämm- und Isoliermaterialien) und für fest installierte Einrichtungsgegenstände in den öffentlichen Terminalbereichen nur noch ausschließlich nichtbrennbare Materialien zugelassen.

Ein wesentlicher bautechnischer Bestandteil ist die konsequente Bildung von Brandund Rauchabschnitten, die verhindern, dass sich Brandgase oder Feuer großflächig im Terminal ausbreiten können. Rauchklappen und Brandschutztore werden automatisch über die Brandmeldeanlage aktiviert.

Gefahrenbereiche evakuieren

Eine wichtige Maßnahme im Rahmen des Personenschutzes ist die schnelle Evakuierung des Gefahrenbereiches. Die elektroakustische Anlage steuert und überwacht rund 9.300 Lautsprecher in allen Terminalbereichen. Störungen werden von der Anlage erkannt und gemeldet. Die Aktivierung von Evakuierungsdurchsagen erfolgt automatisch über die Brandmeldeanlage oder kann manuell von der Flughafenfeuerwehr vorgenommen werden. Regelmäßig führt der Flughafen bei laufendem Betrieb Evakuierungsübungen durch.

Basis für die gesamte Notfallorganisation des Airports ist der Gefahrenabwehrplan. Dieser wurde in enger Abstimmung mit den Genehmigungs- und Aufsichtsbehörden sowie den Sicherheitsorganen und der Berufsfeuerwehr entwickelt und beschreibt das Ereignis- und Notfallmanagement denkbarer und komplexer Szenarien. Er enthält Anweisungen und Informationen für die in einer Schadens- beziehungsweise Ereignissituation zu treffenden Maßnahmen, die für die Wiederherstellung einer Normalsituation notwendig sind. Auch Themen wie der Umgang mit infektiösen Krankheiten, Gewaltakte, Flugunfälle und der Umgang mit gefährlichen Stoffen werden darin ausführlich beschrieben.

Airport setzt auf Kartensystem

Bei der Zugangskontrolle setzt man in Düsseldorf auf Schließkarten, die zugleich auch als Dienstausweis sowie zur Zeiterfassung dienen. Über diese Karten verfügen nicht nur die direkten Mitarbeiter der Flughafenverwaltung, sondern auch alle externen Kräfte wie die Sicherheitsdienstleister. Zum Terminal mit den Flugsteigen A, B und C gibt es etliche Zugänge, die Personal- und Warenkontrollstellen sowie die Fluggastkontrollstellen. Darüber hinaus befinden sich auf dem weiteren Flughafengelände das Tor 1, das Tor 36 sowie ein Executive Terminal (GAT). Sämtliche Zugänge sind durch Personal- und Warenkontrollstellen gemäß §8 Luftsicherheitsgesetz (LuftSiG), durch Fluggastkontrollstellen gemäß §5 LuftSiG, GAT-Mischkontrollstellen (§5 und §8 LuftSiG) sowie im überlassenen Bereich (§9 LuftSiG) gesichert.

Einige nicht hochsensible Gebäude verfügen noch über mechanische Zylinder, ansonsten vertraut man am Flughafen komplett auf elektronische Systeme. Wenn externe Personen Zugang zu sicherheitssensiblen Bereiche benötigen, erhalten sie beispielsweise auf Antrag ihrer Firma, Behörde oder Dienststelle einen zeitlich befristeten Flughafenlichtbildausweis und bei Bedarf entsprechende Schlüssel oder Transponder. Die Zugangsberechtigungen werden immer nur für die entsprechend relevanten Tätigkeitsbereiche ausgestellt. Auch der unbegleitete Zugang ist nur über die Personal- und Warenkontrollstellen und nur unter Vorlage eines gültigen Flughafenausweises möglich. Die Ausstellung eines Ausweises setzt voraus, dass die Personen zuvor einer Zuverlässigkeitsüberprüfung unterzogen wurden, und der Ausweis bedingt die Teilnahme an einem Security-Awareness-Training sowie teilweise auch an einem Ramp- Safety-Training (Vorfeldunterweisung).

Die Sicherheitsplanung und die damit verbundene Verwaltung und Steuerung der Zugangskontrolle erfolgt durch die interne Abteilung „Security“. Bei etwaigen Meldungen erfolgt sofort die umgehende Entsendung der Alarmverfolgung. Technische und mechanische Störungen werden an die zentrale Fehlereingangsstelle gemeldet, die entsprechende Kontrollen oder Instandsetzungsmaßnahmen einleitet.

Auf dem Gelände selbst sind Zäune und Türen elektronisch mit unterschiedlichen Systemen gesichert. Zusätzlich werden die Gebäude und der Außenzaunbereich noch durch regelmäßige Streifengänge gesichert. „Ich glaube, ohne Übertreibung sagen zu können, dass wir hier in Düsseldorf sowohl in Bezug auf den Brandschutz wie auch beim Einbruchschutz keine Lücken haben. Bestätigt wird uns dies auch durch die eigentlich nicht nennenswerte Zahl kleinster Vorkommnisse, die es in solch einem riesigen Komplex wie einem Flughafen aber immer gibt“, zieht Bunthoff Bilanz.

Matthias Fischer

Passend zu diesem Artikel