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Homejacking 5. Mai 2015

Keine Angst vor Autodieben

Beinahe täglich liest man in regionalen Medien über Fahrzeugdiebstähle. Ein neues Phänomen: Die Diebe brechen in die eigenen vier Wände ein, um an den Autoschlüssel zu gelangen und sich so das aufwendige Knacken des Fahrzeugs zu sparen.

Der Einsatz von Sicherheitstechnik verhindert zahlreiche Einbrüche.
Der Einsatz von Sicherheitstechnik verhindert zahlreiche Einbrüche.

Was wie eine Szene aus einem schlechten Kriminalfilm klingt – während die Autobesitzer nachts friedlich schlafen, dringen Fremde in die Wohnung ein und entwenden erst die Schlüssel und dann das Auto – nennt sich Homejacking und ist auch hierzulande keine Seltenheit mehr.

Die modernen Diebstahlsicherungssysteme neuerer Modelle machen es klassischen Autoknackern immer schwerer Fahrzeuge zu entwenden. Dementsprechend ist auch die offizielle Zahl an Autodiebstählen laut polizeilicher Kriminalstatistik in den letzten Jahren leicht rückläufig.

Aber die Diebe werden zunehmend erfinderisch, wie Manfred Göth vom Kriminaltechnischen Prüflabor und Sachverständigenbüro Göth in Mayen zu berichten weiß: Die organisierten Täterbanden verfügten oftmals über sehr teures Equipment, mit dem sie Fahrzeuge öffneten und über eine OBD-II Schnittstelle in die Steuergeräte eingriffen und entweder neue Schlüssel anlernten oder die Wegfahrsperre komplett umgingen.

Die Automobilindustrie arbeitet zwar dauerhaft an einer Verbesserung ihrer Diebstahlschutzsysteme. Jedoch stößt sie hierbei auch an Grenzen. Es entsteht ein Hochschaukeln zwischen Tätern und Industrie, was die Gefahr von Fehlfunktionen hervorruft. Daher muss jede Veränderung umfangreich getestet werden, bevor sie verbaut wird.

In der Zwischenzeit arbeiten die Täterkreise jedoch ebenfalls weiter und decken die Veränderungen Stück für Stück auf. Auf beiden Seiten arbeiten dem Experten zufolge hochdotierte Elektroniker, die zum Teil schon mal auf der gleichen Schulbank saßen.

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Besonders hochwertige Fahrzeuge betroffen

Das Homejacking wird hingegen von anderen Tätergruppen begangen. Diese verfügen über kein ausgefeiltes Equipment, sondern über einfache Einbruchwerkzeuge, und führen ihre erst Tat aus, wenn sie genaue Kenntnisse über das Fahrzeug und seinen Abstellort erlangt haben.

Die Diebe nutzten die Gewohnheiten der Autobesitzer aus, brächen auf klassische Art und Weise in Häuser ein und entwendeten einen oder mehrere Schlüssel und soweit vorhanden die Papiere, so Göth. Diese Täter sind in den Bereich Einbruchsdiebstahl, nicht Fahrzeugdiebstahl einzuordnen. Wenn sie keinen Schlüssel finden, bleibt das Fahrzeug stehen.

Zwar sind bislang keine offiziellen Zahlen zum Homejacking verfügbar da dieses Delikt in der Statistik für Autodiebstähle des Bundeskriminalamtes noch nicht landesweit als eigene Kategorie geführt wird. Nach Einschätzung des Gesamtverbandes der Deutschen Versicherungswirtschaft e.V. (GDV) sind jedoch hauptsächlich besonders hochwertige Fahrzeuge betroffen – insbesondere dann, wenn sie vor freistehenden Einfamilienhäusern in ruhigen Vierteln mit guter Autobahnanbindung, am besten in Grenznähe, geparkt sind.

Bewachten Parkplatz bevorzugen

Wer sein Fahrzeug und sich selbst schützen möchte, muss also mehrere Dinge beachten. Um einem klassischen Autodiebstahl zu entgehen, ist es oftmals sinnvoll auf dem Zubehörmarkt nach einer Vielzahl von Nachrüstlösungen Ausschau zu halten. Und wenn man schon nicht mit einem unattraktiven Fahrzeug unterwegs sein möchte, sollte man den teureren, bewachten Parkplatz stets einer dunklen Gasse zum Abstellen vorziehen.

In jedem Fall ist es angebracht, beim Abstellen lieber zweimal den Verschluss des Fahrzeuges zu kontrollieren und keine wertvollen Gegenstände im Auto zurück zu lassen. Es werden ungefähr 15-mal mehr Fahrzeugeinbrüche begangen als tatsächliche Totalentwendungen.

Wer hingegen nicht von Einbrechern überrascht werden möchte, die das Ziel haben erst den Schlüssel und dann das dazugehörige Auto zu stehlen und zumeist nachts zugange sind, muss vor allem auf die Sicherung der eigenen vier Wände achten.

Die Außenbereiche sollten bei Dunkelheit beleuchtet werden, die Türen stets abgeschlossen sein und vor allem sollten die Schlüssel nie in Außenverstecken deponiert werden, empfehlen die Experten der GDV. Zudem erleichtert die Gewohnheit vieler Menschen, ihre Autoschlüssel gut sichtbar im Eingangsbereich aufzubewahren, den Homejackern ihr Handwerk. Ein Schlüsselsafe kann hier eine Schutzmaßnahme sein.

Bei Reisen ist es zudem wichtig, dafür zu sorgen, dass das Zuhause trotzdem bewohnt wirkt. So kann man etwa regelmäßig den Briefkasten von Nachbarn oder Bekannten leeren lassen und Licht sowie Rollläden durch Zeitschaltuhren steuern. Für einen vergleichsweise geringen Betrag können Fenster und Türen mit zusätzlichen Schlössern gesichert werden. Bei alleinstehenden Gebäuden ist zudem die Anbringung einer Alarmanlage bedenkenswert.

Eine der wichtigsten Maßnahmen im Kampf gegen Autoknacker und Homejacker stellt jedoch die sichere Unterbringung des Fahrzeugs zuhause dar. Am sinnvollsten schützt man sich, indem man sein Auto stets in der Garage parkt und nicht auf einem gut einsehbaren Platz oder im Carport.

Kaskoversicherung zahlt auch bei Homejacking

Wer aber kommt für den finanziellen Schaden auf, wenn man trotz aller Sicherheitsvorkehrungen Autodieben zum Opfer gefallen ist? Wie bei allen Fällen von Fahrzeugdiebstahl kommt die Kaskoversicherung auch bei Homejacking für den Verlust des Fahrzeugs auf. Die Schäden, welche durch den Einbruch in das Haus oder in die Wohnung entstanden sind, übernimmt die Hausratversicherung.

Allerdings ist der Versicherungsnehmer für den Einbruch stets beweispflichtig. Wichtig sei es daher, den Schaden unverzüglich bei der Polizei anzuzeigen. Die polizeiliche Meldung sei auch für die Schadensmeldung bei der Versicherung erforderlich, so die Experten der GDV.

Quelle: The Safe Shop

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