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Messen & Veranstaltungen 15. August 2023

Seminar Sprengstoffwesen: Verdächtige Post- und Paketsendungen

Mitarbeiter können Grundsätzliches über Sprengstoffe und verdächtigen Post- und Paketsendungen in einem Seminar des BVSW erfahren.

Wenn der Paketbote klingelt, gibt es manchmal eine böse Überraschung. Ein Seminar schult Mitarbeitende über den Umgang mit verdächtigen Post- und Paketsendungen. 
Wenn der Paketbote klingelt, gibt es manchmal eine böse Überraschung. Ein Seminar schult Mitarbeitende über den Umgang mit verdächtigen Post- und Paketsendungen. 

Achtung explosiv: Am 18.10.2023 veranstaltet der Bayerischen Verband für Sicherheit in der Wirtschaft (BVSW) das Seminar „Sprengstoffwesen – Erkennen und Umgang mit verdächtigen Post- und Paketsendungen“. Die Teilnehmer lernen hier Grundsätzliches über Sprengstoffe, deren Zündmittel und wie sich Gefahrensituationen erkennen und entschärfen lassen. Referent ist Jürgen Gust, Kriminalhauptkommissar und Sachgebietsleiter Waffen- und Sprengstoffdelikte im Bayerischen Landeskriminalamt. Wir haben vorab mit dem Experten gesprochen.

BVSW: Die Gefahr durch Cyberattacken ist in aller Munde, von Brief- und Paketbomben hört man aktuell wenig. Kommen sie vielleicht außer Mode?

Jürgen Gust: Brief- und Paketbomben sind kein Massenphänomen in Deutschland, trotzdem gibt es immer wieder Fälle. In Bayern gab es eine wirkliche Briefbombenserie zuletzt im Jahr 2004.

Seminar vermittelt Grundlagen über Sprengstoffe

BVSW: Wer eine Briefbombe baut und verschickt, bringt auch sich selbst in Gefahr. Welches Motiv haben die Täter, die so ein Risiko in Kauf nehmen?

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Jürgen Gust: Häufig liegt das Motiv im zwischenmenschlichen Bereich. Deshalb gestaltet sich die Suche danach oft schwierig, denn die Empfänger der Postsendungen müssen natürlich bereit und in der Lage sein, die notwendigen Informationen weiterzugeben. Bei der erwähnten Briefbombenserien aus dem Jahr 2004 waren die Sendungen an Personen des öffentlichen Lebens adressiert, also Bürgermeister, Landräte oder andere Politiker. Auch hier ließ sich das Motiv nicht mehr ermitteln, weil sich der Täter zuletzt selbst in die Luft gesprengt hat.

BVSW: Woher bekommen die Täter die Informationen und das Material für eine Briefbombe?

Jürgen Gust: Ganz einfach aus dem Internet, und die Herstellung ist meistens nicht besonders schwierig. Anders als bei Rauschgift braucht man noch nicht einmal ein Labor. Der Bau von Briefbomben basiert im Prinzip auf Erkenntnissen aus den Naturwissenschaften, aus Chemie und Physik. Damit lässt es sich nicht verbieten, dass Anleitungen zur Herstellung von Schwarzpulver oder Schaltkreisen veröffentlicht werden. Strafbar ist, wenn die Anleitung zum Bau einer Bombe noch um die Aufforderung zu einer strafbaren Handlung ergänzt wird, also beispielsweise die Aufforderung zum Versenden der Bombe. Auch die private Herstellung von Schwarzpulver ist verboten.

Wie kann man verdächtige Post- und Paketsendungen erkennen?

BVSW: Welche äußeren Merkmale einer Postsendung können auf einen möglicherweise gefährlichen Inhalt hinweisen?

Jürgen Gust: Da gibt es verschiedene Merkmale: Fettflecken auf dem Paket oder dem Brief können auf ölhaltige Sprengstoffe hinweisen, die ausschwitzen. In einem kleineren Umschlag muss das Sprengpulver an einer bestimmten Stelle fixiert werden, damit es der auf dem Postweg nicht verrutscht. Dadurch lässt sich oft eine kleine Erhebung ertasten. Immer wieder sind die Briefe überfrankiert, weil der Täter ganz sichergehen will, dass er auch ankommt. Häufig verstellen die Täter ihre Handschrift. Bei einer Kombination dieser Merkmale ist Vorsicht geboten. Bei meinen Schulungen empfehle ich immer das Merkblatt des LKA zum Thema Sprengstoff, das eine sehr gute Grundlage zur Beurteilung der Situation bietet.

BVSW: Wie verhält man sich richtig, wenn man den Verdacht hat, eine gefährliche Postsendung erhalten zu haben?

Jürgen Gust: Zunächst einmal sollte man die Sendung natürlich nicht mehr berühren. Der Mitarbeiter in der Poststelle sollte nicht die finale Entscheidung treffen müssen, ob es sich um eine Briefbombe handelt oder nicht. Deshalb empfehle ich, mehrere Personen zu Rate zu ziehen, um auch mehrere Meinungen zu bekommen und die Verantwortung nach oben zu delegieren.

Die Entscheidung, ob nun die Polizei gerufen wird oder nicht, machen sich viele nicht leicht. Denn tatsächlich bedeutet das einen vorübergehenden Stillstand des Unternehmens. Je nach Lage der Firma kann es eine Weile dauern, bis die Sprengstoffexperten aus dem LKA in München vor Ort sind. Liegt die Poststelle des Unternehmens in der Nähe einer Straße, so muss diese bis zur Entschärfung auch noch gesperrt werden. Diese weitreichenden Konsequenzen setzen die Verantwortlichen natürlich unter Druck. Aber ein Fehlalarm ist in jeden Fall besser, als eine Explosion zu riskieren.

Die IHK für München und Oberbayern hat den BVSW erneut damit beauftragt, die Inhouse-Unterrichtungen nach §34a GewO durchzuführen.
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BVSW: Was war die außergewöhnlichste Briefbombe, die Sie im Laufe Ihrer Tätigkeit beim LKA je zu Gesicht bekommen haben?

Jürgen Gust: Das war eine fertiggestellte Paketbombe in einer Zigarrenschachtel. Hob man den Deckel der Schachtel an, so stand auf der Innenseite „Glück gehabt“ und die Adresse des Erbauers war auch noch zu sehen. Es hat sich dann herausgestellt, dass diese Bombe tatsächlich scharf war.

Anmeldungen zum Seminar „Sprengstoffwesen – Erkennen und Umgang mit verdächtigen Post- und Paketsendungen“ sind bereits möglich.

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