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Kritis-Dachgesetz: Personal richtig qualifizieren

Damit Kritische Infrastrukturen im Krisenfall handlungsfähig bleiben, muss das Personal konsequent aus- und weitergebildet werden.

Ein gut eingespielter Krisenstab kann im Ernstfall für ein Unternehmen überlebenswichtig sein.
Ein gut eingespielter Krisenstab kann im Ernstfall für ein Unternehmen überlebenswichtig sein.

Die Krisen der letzten Jahre – 9/11, Corona, die Flutwelle an Ahr und Erft, der russische Überfall auf die Ukraine, die zunehmenden Angriffe auf unsere Kritische Infrastruktur – machen eines deutlich: Wir wissen weder was kommt, noch wie es kommt. Von daher benötigen wir Instrumente, die geeignet sind, jede denkbare Herausforderung zu meistern. Dazu werden schlagkräftige Strukturen benötigt – keine Papiertiger. Das Schlüsselelement der Krisenbewältigung ist ein funktionierender Krisenstab.

Zielgerichtete Qualifizierung als Strukturinvestition

Der Aufbau und der Betrieb von funktionierenden Strukturen kann ausschließlich durch qualifiziertes Personal erfolgen, das die Prozesse im Risiko- und Krisenmanagement beherrscht. Um den Unternehmen dieses hochqualifizierte Personal zur Verfügung zu stellen, wurde in Zusammenarbeit mit dem Bayerischen Verband für Sicherheit in der Wirtschaft (BVSW) sowie der IHK München und Oberbayern die Ausbildung zum zertifizierten „Resilienzmanager Kritis (IHK)“ ins Leben gerufen. Im Rahmen der fünftägigen Ausbildung wird neben der Risikoanalyse und Risikobewertung, der Planung von Resilienz- und Notbetriebsmaßnahmen praxisnah vermittelt, wie Strukturelemente der Gefahrenabwehr aufgebaut und in die Performing-Phase gebracht werden. Der Krisenstab ist das am meisten unterschätzte und damit, gemessen am Potenzial, zu wenig genutzte Strukturelement im Alltagsgeschäft des Risikomanagements: Eine Simulation von Szenarien, straff durchmoderiert – um den Krisenstab zeitgleich für das Krisenmanagement zur trainieren – legt Schwachstellen offen, die durch Resilienzmaßnahmen zu schließen sind. Sämtliche Entscheider sitzen im Krisenstab am Tisch und können aus einem gemeinsamen Verständnis für das jeweils simulierte Szenario die erforderlichen Maßnahmen unmittelbar auf den Weg bringen. Die Durchführung einer Krisensimulation Blackout, wie sie auch Ausbildungsinhalt an der Führungsakademie der Bundeswehr ist, bringt den Ausbildungsteilnehmern sowohl das Thema Gamification von Ausbildungsinhalten als auch die Anatomie komplexer Krisen näher.

Schulung der Kernprozesse der Krisenstabsarbeit

Im Schwerpunkt wird die Fähigkeit vermittelt, den Krisenstab als zentrales Element der Ereignisbewältigung richtig einzusetzen. Neben einer Schulung der Kernprozesse der Krisenstabsarbeit wird den Teilnehmern in Form von Übersichten, Formularen und Checklisten umfangreiches Material an die Hand gegeben. Eine Planübung zeigt, wie man Krisenstäbe auf spielerische Weise trainiert, wichtige Prozesse innerhalb angemessener Zeit zu beherrschen. Die Ereignisbewältigung im Rahmen komplexer Krisen, die Durchführung einer Eignungsfeststellung für Stabsfunktionen und die praktische Durchführung von Teambuildingmaßnahmen für Krisenstäbe runden dieses Ausbildungsfeld ab.

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Wesentlicher Schlüsselfaktor der betrieblichen Resilienz ist der Mensch. Von daher ist die Umsetzung von Resilienzmaßnahmen auf Ebene der Mitarbeiter essenziell. Anhand eines Workshops, der 1:1 in die betriebliche Praxis übernommen werden kann, gelingt es, Mitarbeiter zu zuverlässigen Partnern in sämtlichen Sicherheitsbelangen und damit zu einer „First Line of Defense“ zu machen. Essenziell ist auch das Feld der Risiko- und Krisenkommunikation. Ohne begleitende Risikokommunikation ist die Implementierung von Resilienzmaßnahmen nicht realisierbar. Von daher gilt es zu vermitteln, wie eine erfolgreiche Risikokommunikationsstrategie in der Praxis, basierend auf acht Bausteinen, Schritt für Schritt auszugestalten ist.

Unterstützung durch eine starke Community of Practice sichern

Die Dozenten des Kurses zum Resilienzmanager betreuen zudem die Community of Practice Schutz KRITIS, die allen Absolventen kostenfrei offensteht. Dabei handelt es sich um ein Netzwerk, welches sich in regelmäßigen Abständen online trifft und fachliche Anleitung zur Lösung von Herausforderungen aus der Praxis bietet.

Insgesamt ermöglicht der Ausbildungsgang den Unternehmen, schnell und zielgerichtet Kompetenzen in einem Bereich aufzubauen, der weit über das klassische Business-Continuity-Management hinausgeht. Nur wer sein Personal rechtzeitig für die Herausforderungen der Zukunft qualifiziert, kann sich nachhaltig einem Fachkräftemangel entziehen, der sich auf diesem Gebiet bereits in deutlicher Form abzeichnet. Die Vorgaben aus dem Kritis-Dachgesetz können somit als Chance genutzt werden, wichtige Sorgfaltspflichten in Wettbewerbsvorteile zu verwandeln.

 

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