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Öffentliche Sicherheit 24. Oktober 2023

Krisenfestigkeit: Checkliste für Kritis-Unternehmen

Eine Checkliste zur Bewertung der Krisenfestigkeit hilft Kritis-Unternehmen dabei, ihre Schwachstellen zu erkennen.

Eine Checkliste zur Bewertung der Krisenfestigkeit hilft Kritis-Unternehmen, zu denen auch Energieversorger gehören, dabei, ihre Schwachstellen zu erkennen. 
Eine Checkliste zur Bewertung der Krisenfestigkeit hilft Kritis-Unternehmen, zu denen auch Energieversorger gehören, dabei, ihre Schwachstellen zu erkennen. 

In der heutigen vernetzten Welt sind Kritis (Kritische Infrastrukturen)-Unternehmen von entscheidender Bedeutung. Diese Sektoren, darunter Energie, Wasser, Kommunikation, Verkehr, Gesundheitswesen, Finanzwesen und Informationstechnologie, gelten als die Lebensadern unserer Nationen. Die Krisenfestigkeit dieser Unternehmen ist entscheidend, da Störungen schwerwiegende Auswirkungen auf die nationale Sicherheit, öffentliche Gesundheit, Wirtschaft und soziale Stabilität haben können.

Dieser Artikel behandelt die Evaluierung und Verbesserung der Krisenfestigkeit von Kritis-Unternehmen. Eine Checkliste unterstützt Unternehmen dabei, ihre Widerstandsfähigkeit gegen verschiedene Krisenszenarien zu beurteilen, von physischer Sicherheit bis zur Cyberabwehr, von Notfallplanung bis zur Kommunikation in Krisenzeiten.

Die Checkliste hilft nicht nur Unternehmen, ihre Krisenfestigkeit zu erhöhen, sondern zeigt auch anhand konkreter Fälle, wie Herausforderungen erfolgreich bewältigt wurden. Die Evaluierung der Krisenfestigkeit ist entscheidend, um Schwachstellen zu identifizieren und Gegenmaßnahmen zu ergreifen. Die Checkliste bietet einen strukturierten Ansatz, um dieser Herausforderung gerecht zu werden.

Checkliste zur Bewertung der Krisenfestigkeit

Die Checkliste ermöglicht eine grundlegende Bewertung der Krisenfestigkeit von Unternehmen. Sie dient als Leitfaden, um zu erkennen, in welchen Bereichen die Vorbereitung auf Krisen bereits gut ist und wo Verbesserungsbedarf besteht.

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Aus der Praxis

Beispiel 1: Cyberguard Systems GmbH

Die Cyberguard Systems GmbH, ein IT-Dienstleistungsunternehmen, zeigt eine insgesamt starke Krisenfestigkeit. Sie verfügen über eine robuste physische Sicherheit mit modernen Zugangskontrollen und Überwachungssystemen. Regelmäßige Penetrationstests haben Schwachstellen in ihrer Netzwerkinfrastruktur aufgedeckt, die erfolgreich behoben wurden. Die Notfallplanung wurde kritisch überarbeitet und das Personal entsprechend geschult. Kommunikationsübungen während Krisen haben ihre Effektivität bestätigt. Remote-Arbeit wurde implementiert, um auf unvorhergesehene Ereignisse flexibel reagieren zu können. Das Stakeholder-Engagement ist stark, da kontinuierlich das Feedback von Kunden, Mitarbeitern und Lieferanten analysiert wird.

Bewertung: Die CyberGuard Systems GmbH zeigt insgesamt eine starke Krisenfestigkeit mit soliden physischen Sicherheitsmaßnahmen und ausgezeichneter Cyberabwehr. Die Notfallplanung wurde erfolgreich aktualisiert, und die Krisenkommunikation wurde effektiv getestet.

Verbesserungsempfehlung: Um die Krisenfestigkeit weiter zu stärken, sollten regelmäßige Drills für das Notfallteam durchgeführt und die Einsatzbereitschaft der Remote-Arbeitsmöglichkeiten sichergestellt werden. Eine regelmäßige Überprüfung der physischen Sicherheit ist ebenfalls ratsam.

Beispiel 2: Mechanikmeister GmbH

Die Mechanikmeister GmbH, ein Fertigungsunternehmen, zeigt gemischte Ergebnisse in Bezug auf die Krisenfestigkeit. Ihre physische Sicherheit ist solide und wird regelmäßig überprüft. Allerdings vernachlässigen sie ihre Cyberabwehr, da Penetrationstests und Schwachstellenanalysen nicht durchgeführt wurden. Die Notfallplanung wurde überarbeitet und regelmäßige Krisensimulationen durchgeführt. Kommunikationsfähigkeiten während Krisen wurden getestet, jedoch wurde die Ressourcenmobilität vernachlässigt. Das Stakeholder-Engagement ist gering, da Feedback von Kunden und Lieferanten selten eingeholt wird.

Bewertung: Die Mechanikmeister GmbH zeigt gemischte Ergebnisse in Bezug auf die Krisenfestigkeit. Ihre physische Sicherheit ist solide, jedoch ist ihre Cyberabwehr vernachlässigt. Die Notfallplanung wurde verbessert, aber das Stakeholder-Engagement ist gering.

Verbesserungsempfehlung: Zur Verbesserung der Krisenfestigkeit sollte die Mechanikmeister GmbH dringend ihre Cyberabwehr stärken, regelmäßige Penetrationstests und Schwachstellenanalysen durchführen sowie die Ressourcenmobilität erhöhen. Eine Kommunikationsstrategie zur Steigerung des Stakeholder-Engagements sollte entwickelt werden.

Beispiel 3: Handelsmeister GmbH

Die Handelsmeister GmbH, ein Handelsunternehmen, zeigt eine geringe Krisenfestigkeit. Obwohl ihre physische Sicherheit angemessen ist, wird sie selten überprüft. Die Cyberabwehr wurde zwar mit Penetrationstests überprüft, jedoch wurden bestehende Schwachstellen nicht ausreichend behoben. Die Notfallplanung ist veraltet, und Krisensimulationen sind selten. Kommunikationsfähigkeiten während Krisen wurden nie getestet. Die Ressourcenmobilität ist begrenzt, da keine Notfallressourcen oder Remote-Arbeitsmöglichkeiten vorhanden sind. Das Stakeholder-Engagement ist schwach, da kein Feedback von Kunden oder Lieferanten eingeholt wird.

Bewertung: Die Handelsmeister GmbH zeigt insgesamt eine geringe Krisenfestigkeit mit Mängeln in der Cyberabwehr, veralteter Notfallplanung und begrenzten Ressourcenmobilität.

Verbesserungsempfehlung: Zur Erhöhung der Krisenfestigkeit sollte die Handelsmeister GmbH dringend in die Stärkung ihrer Cyberabwehr investieren, regelmäßige Krisenkommunikationsübungen einführen und Remote-Arbeitsmöglichkeiten entwickeln. Zudem sollten Feedback von Kunden und Lieferanten eingeholt und die Notfallplanung überarbeitet werden.

Die Systematik der Kritischen Infrastrukturen wurde deutlich verändert. Verstärkt sind auch KMU betroffen, die ein Krisenmanagement implementieren müssen.
Kritis: Krisenmanagement für KMU
Die Systematik der Kritischen Infrastrukturen wurde deutlich verändert. Verstärkt sind auch KMU betroffen, die ein Krisenmanagement implementieren müssen.

Empfehlungen für Kritis-Unternehmen

Um die Krisenfestigkeit von Kritis-Unternehmen zu stärken und zur Sicherheit und Stabilität unserer Gesellschaften beizutragen, sollten folgende Empfehlungen beachtet werden:

  • Unternehmen sollten regelmäßig ihre Sicherheitspraktiken überprüfen und an aktuelle Bedrohungen anpassen, indem sie die Checkliste regelmäßig überarbeiten. Dies stellt sicher, dass sie immer auf dem neuesten Stand der Sicherheitsmaßnahmen sind.
  • Insbesondere in gefährdeten Gebieten sollten Unternehmen verstärkt in physische Sicherheitsmaßnahmen investieren, um physische Bedrohungen zu minimieren. Dies kann den Schutz von Einrichtungen und Anlagen einschließen. Die Entwicklung detaillierter Notfallpläne und die Durchführung regelmäßiger Übungen sind unerlässlich, um sicherzustellen, dass Unternehmen in Krisensituationen effektiv und koordiniert reagieren können.
  • Um sich vor Cyberangriffen zu schützen, ist eine Verstärkung der Cybersecurity-Maßnahmen erforderlich. Dies umfasst die Implementierung modernster Sicherheitspraktiken und die regelmäßige Überprüfung der IT-Infrastruktur auf Schwachstellen. Die kontinuierliche Schulung der Mitarbeiter in Krisenbewältigung und Sicherheitsmaßnahmen ist von entscheidender Bedeutung, um sicherzustellen, dass die gesamte Belegschaft in der Lage ist, angemessen auf Krisensituationen zu reagieren.
  • Eine enge Zusammenarbeit mit Behörden und Interessenvertretern ist unerlässlich, um Ressourcen zu bündeln und effiziente Krisenbewältigungsstrategien zu entwickeln. Dies ermöglicht eine koordinierte Reaktion auf Krisensituationen und trägt zur Sicherheit und Stabilität der Gesellschaft bei.

Indem Unternehmen diese Empfehlungen befolgen, tragen sie dazu bei, die Krisenfestigkeit zu erhöhen und letztendlich die Sicherheit und Stabilität unserer Gesellschaften zu gewährleisten.

Prof. Dr. Achim Wortmann, Professor für Wirtschaftspsychologie und Projektverantwortlicher „Safe-Coach“ an der NBS Northern Business School Hamburg und im Institut für Human Resource Management und Organisationspsychologie (IHRO)

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