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Videosicherheit 8. November 2023

Mit KI die physische Sicherheit stärken

Welche Potenziale sich für die physische Sicherheit durch die Entwicklungen auf dem Gebiet der KI ergeben und wie Unternehmen davon profitieren können.

KI, genauer gesagt, maschinelles Lernen (ML) und Deep Learning (DL), kann auch für die physische Sicherheit große Vorteile bringen.
KI, genauer gesagt, maschinelles Lernen (ML) und Deep Learning (DL), kann auch für die physische Sicherheit große Vorteile bringen.

Unternehmen aller Branchen loten derzeit die Optionen aus, wie sie von den enormen Entwicklungsschritten von KI profitieren können. Gleichzeitig reagiert die Gesetzgebung, um die Technologie zu regulieren. KI, genauer gesagt, maschinelles Lernen (ML) und Deep Learning (DL), kann auch für die physische Sicherheitsbranche große Vorteile bringen. Wenn Unternehmen dieses Potenzial aber nicht richtig verstehen, können unrealistische Erwartungen entstehen, die diese Technologien nicht erfüllen können. Oder es entstehen unnötige Angst und Unsicherheit. 

In seinem Worldwide Artificial Intelligence Spending Guide prognostiziert IDC, dass die weltweiten Ausgaben für KI-basierte Systeme im Jahr 2023 154 Mrd. US-$ erreichen werden – fast 27 % mehr als noch 2022. Auch die Gesetzgebung zur Regulierung von KI-Technologien entwickelt sich weiter. Daten des AI Index der Stanford University 2023 zeigen, dass 2022 weltweit 37 Gesetze im Zusammenhang mit KI verabschiedet wurden und zahlreiche weitere sich in Vorbereitung befinden.  

Aus Daten lernen – auch von physischen Sicherheitsgeräten

KI lernt anhand von Daten, Objekte genau zu erkennen und zu klassifizieren. Dazu zählen auch Informationen von physischen Sicherheitsgeräten wie Kameras, Türen oder anderen Sensoren. Basierend auf diesen Daten und unter Zuhilfenahme statistischer Verfahren löst die Technologie Probleme, trifft Vorhersagen oder erfüllt Aufgaben.

Maschinen sind besonders leistungsfähig, wenn es um sich wiederholenden Aufgaben und die Analyse großer Datenmengen geht, wie sie etwa in Videos anfallen. Wenn es also das Ziel ist, wiederkehrende Muster oder Trends in großen Datenmengen zu identifizieren, kann KI die Sicherheitsbranche unterstützen. Denn ausgehend von den Auswertungen von KI können wiederum Menschen Prognosen treffen und Schlussfolgerungen ziehen. Letztlich unterstützt KI auf diese Weise Sicherheitsunternehmen dabei, Objekte, Fahrzeuge oder Personen zu erkennen sowie einen Alarm zu senden, wenn eine Barriere durchbrochen wird.

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Herausforderungen kennen und Zuverlässigkeit garantieren

Die physische Sicherheit ist einer der am schnellsten wachsenden Bereiche für den Einsatz von KI-Technologie. IDC prognostiziert, dass Investitionen in die KI-Bereiche „Threat Intelligence and Prevention Systems“ sowie „Fraud Analysis and Investigation“ dieses Jahr die größten Anteile darstellen werden. Bevor es aber soweit ist, dass die Technologie in sicherheitsrelevanten Bereichen zum Einsatz kommt, muss sie zuverlässige Ergebnisse liefern.  Populäre Tools wie Chat GPT funktionieren onlinebasiert. Das heißt: Jede Texteingabe wird zum Trainieren der nächsten Version verwendet. Für Sicherheitsanwendungen jedoch müssen Ansätze gewählt werden, bei denen die Modelle offline, vor Ort, auf einem geschlossenen, genauen Datensatz trainiert werden.

Genetec hat seine ISO 27001-Zertifizierung für das 6. Jahr in Folge aufrechterhalten und unterstreicht mit der zusätzlichen Implementierung von Standards nach der ISO 27017 Norm sein Engagement für die Cybersicherheit.
Hohe Standards für Cybersicherheit und Datenschutz 
Genetec hat eine Reihe von Zertifizierungen erhalten, die sein großes Engagement für die Gewährleistung von Cybersicherheit und Datenschutz untermauern.

Hinzu kommt: KI-Systeme machen Fehler. Sie werden auf der Grundlage historischer Daten und Muster trainiert, und ihre Genauigkeit hängt stark von der Qualität und Vielfalt der Trainingsdaten ab. Verzerrungen und Einschränkungen in den Daten können zu verzerrten oder falschen Ergebnissen führen. Darüber hinaus kann KI zwar zur Verbesserung der Sicherheitsmaßnahmen eingesetzt werden, aber die Technologie selbst ist nicht immun gegen Sicherheitsrisiken. Sie können durch Angriffe wie Data Poisoning, Modellumgehung oder unbefugten Zugriff auf sensible Informationen selbst gefährdet sein. Umso wichtiger ist es, robuste Sicherheitsmaßnahmen zu implementieren, um KI-Systeme und die Daten, auf denen sie basieren, zu schützen.

Anwendungsfälle für KI in der physischen Sicherheit

Tatsächlich kann KI Sicherheitsteams bei ihrer regulären Tätigkeit unterstützen. Gerade, wenn es darum geht, große Datensätze schnell und genau zu analysieren, bieten sie eine gute Unterstützung, wie folgende Beispiele zeigen:

  • Durchsicht mehrerer hundert Stunden Videomaterial, um ein Auto in einer bestimmten Farbe zu finden.
  • Automatisiertes Zählen von Personen im Einzelhandel, an Flughäfen und in Unternehmen, um die Auslastung zu managen, Warteschlangen im Blick zu behalten und das Personal zu alarmieren, damit es bei Bedarf eingreifen kann. So lassen sich Umsätze steuern, Menschenmengen in Stadien kontrollieren und Verkehrsströme zu Stoßzeiten regulieren.
  • Den Verkehrsfluss in Stadien, Krankenhäusern, bei großen Veranstaltungen und in Stadtgebieten analysieren, um Staus zu erkennen, das Personal auf Probleme aufmerksam zu machen, automatisch Umleitungen einzurichten oder Beschilderungen anzupassen.
  • Nummernschilderkennung im Rahmen von Ermittlungen, kontaktloses Bezahlen von Parkplätzen und andere Services.
  • Objekterkennung mit KI: Kritische Infrastruktureinrichtungen nutzen diese zur Sicherung von Perimetern, Justizvollzugsanstalten zur Identifikation unerlaubter Gegenstände und Flughafenbetreiber suchen damit Gepäck nach Bomben ab.
  • Integration mit anderen Datenquellen wie Gepäck-, Kassen-, oder Gebäudesystemen, um unternehmensspezifische Situationen zu analysieren, vorherzusagen und darauf zu reagieren.

Balance zwischen Risiko und Nutzen

Trotz der Risiken eröffnen sich bei KI auch umfangreiche Potenziale. Bei umsichtiger Anwendung kann KI die Effizienz und Qualität im Bereich physische Sicherheit erhöhen. So bietet die Technologie erhebliche Vorteile bei der Automatisierung sich wiederholender Aufgaben, die oft einen erheblichen Teil der menschlichen Zeit in Anspruch nehmen. Sie erspart Anwendern Zeit, die diese in komplexere Aufgaben investieren können. Allerdings sind menschliches Urteilsvermögen, Intuition und Entscheidungsfähigkeit in den meisten Sicherheitsszenarien immer noch entscheidend. KI kann dazu beitragen, menschliche Fähigkeiten zu ergänzen und die Effizienz zu verbessern, aber sie erfordert menschliche Aufsicht, Wartung und Interpretation der Ergebnisse. Darüber hinaus können bei Sicherheitsvorfällen komplexe soziale, kulturelle und verhaltensbezogene Faktoren eine Rolle spielen, die für KI-Algorithmen nur schwer zu verstehen und zu berücksichtigen sind. Maximal korrekte Prognosen liefert die Technologie nicht.

Es ist die Aufgabe aller beteiligten Akteure, KI verantwortungsvoll einzusetzen. Die Gesetzgebung kann dazu beitragen, das Gleichgewicht zwischen Risiken und Nutzen einer KI-getriebenen Welt zu erhalten – ebenso gefragt ist an dieser Stelle aber die Innovationsfähigkeit der Anbieter.

Florian Matusek, Director - Video Analytics & Geschäftsführer der Wiener Niederlassung von Genetec

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