Direkt zum Inhalt
Kolumne W&S 6/2012 12. November 2012

Cyber-Sicherheitsrat, übernehmen Sie!

Endlich mal gute Sicherheitsnachrichten aus Fernost: Chinesische Behörden haben in einer landesweiten Aktion gegen Cyberkriminalität 700 Banden ausgehoben und 8.900 Verdächtige verhaftet.
Wieland Mundt.
Wieland Mundt.

Man registriere aber zugleich eine bedeutende Zunahme an Cyber-Attacken auf eigene Computer aus dem Ausland, wurde bei dieser Gelegenheit ebenfalls verlautbart. Dabei hätten die meisten Angriffe ihren Ursprung in den USA gehabt. Es geht also auch andersherum! Noch wenige Tage zuvor waren die Fronten klar gewesen. Da hatte der US-Kongress öffentlich davor gewarnt, chinesische ITDienstleister ins eigene Unternehmen zu lassen: „Wenn Ihnen Ihr geistiges Eigentum am Herzen liegt, (...) dann würde ich mir einen anderen Anbieter suchen."

Schweres Geschütz. Oder bloß übertriebenes „China-Bashing“? Immerhin wird mit solchen Aussagen mal eben der umsatzstärkste Telekommunikationsausrüster der Welt diskreditiert. Andererseits hat auch bei uns die Deutsche Forschungsgemeinschaft in diesem Jahr den gleichen (!) chinesischen Anbieter von einem Vergabeverfahren ausgeschlossen. Freilich, nachdem man zuvor seit 2005 zusammengearbeitet hatte. Späte Reue?

Eine „Renationalisierung“ auf diesem Sektor wird so oder so nicht mehr zu bekommen sein, auch wenn der Bund jetzt die „technologische Souveränität und wissenschaftliche Kapazität Deutschlands über die gesamte Bandbreite strategischer IT-Kernkompetenzen stärken will. Die Lösung wird anders sein: Technische Zusammenarbeit mit allen Anbietern, um die Vertrauenswürdigkeit der Produkte für die deutsche Wirtschaft herzustellen. Großbritannien geht diesen Weg bereits. Wer sollte das in Deutschland tun? „Nationaler Cyber-Sicherheitsrat“, übernehmen Sie!“ Aber bitte auf der Suche nach Risiken nicht immer nur nach Osten schauen, sondern auch mal Richtung Westen.

Wieland Mundt, stellvertretender Geschäftsführer VSWN e.V.

Passend zu diesem Artikel