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Zutrittskontrolle 16. Februar 2024

Gebäudesicherheit als Bestandteil der Bauplanung

Vorausschauende Planung bei der Gebäudesicherheit als Teil der Bauplanung ist genauso wichtig wie sanitäre Anlagen und Stromversorgung.    

Integrierte Gebäudesicherheit sollte schon bei der Bauplanung berücksichtigt werden.
Integrierte Gebäudesicherheit sollte schon bei der Bauplanung berücksichtigt werden.

Architekten und Gebäudeplaner lernen in der Ausbildung, wichtige Aspekte der Gebäudesicherheit bei der Bauplanung von Anfang an zu integrieren. Es wäre unsinnig, ein neues Gebäude zu entwerfen, die Pläne oder gar den Bau fertig zu stellen und erst dann darüber nachzudenken, wie Strom- und Wasserleitungen integriert werden sollten. Mechanische, elektrische und sanitäre Anlagen (MEP - Mechanical, Electrical and Plumbing) sind wesentliche Bestandteile eines Gebäudes und werden von Anfang an vollständig in den Planungs- und Gestaltungsprozess integriert. Denn erst sie verwandeln eine Ansammlung leerer Räume in ein komfortables, einladendes und bewohnbares Zuhause oder Büro.

Im Vergleich dazu ist die physikalische Sicherheit oft ein eher nachgeordneter Aspekt, obwohl die Schaffung einer sicheren Umgebung von entscheidender Bedeutung ist bei einem neuen Gebäude. Die zunehmende Komplexität der Sicherheitstechnologie und des zu beherrschenden Fachwissens bedeutet, dass sich die Prozesse weiterentwickeln müssen, damit die Gebäudesicherheit ein vollständig integriertes System und nicht nur ein nachträglicher Zusatz ist.

Gebäudesicherheit sofort integrieren

Heute gibt es viele Design-Leitlinien, die bei der Gestaltung von Räumlichkeiten für mehr Sicherheit sorgen können. Jedoch werden diese Aspekte viel zu oft als nicht so wichtig betrachtet oder erst später eingefügt. Wenn etwa ein Bauplan einen „toten Winkel" ohne natürliche Überwachungsmöglichkeiten vorsieht, ist es sehr wahrscheinlich, dass dieses Problem erst später durch die Installation von Kameras gelöst wird, anstatt zu versuchen, von Anfang an ein Gebäudedesign ohne dieses Problem zu erstellen.

Ein Beispiel für Ansätze zur Identifizierung und Bekämpfung von Sicherheitsproblemen in Gebäuden ist das sogenannte CPTED (Crime Prevention Through Environmental Design)-Konzept. Dabei geht es darum, die Kriminalität zu verringern, indem man Gelegenheiten dafür beseitigt und möglichen Tätern zeigt, dass eine Umgebung bewohnt, gepflegt und überwacht ist. Vergleichbar ist das „broken windows"-Konzept, bei dem eine ehemals heruntergekommene Gegend in einen guten Zustand versetzt und erhalten oder immer wieder instandgesetzt wird. Die Idee ist, dass es erstens so keine Gelegenheit für kriminelles Verhalten gibt und zweitens die Umgebung so gestaltet ist, dass Ungewöhnliches oder potenziell Bedrohliches zeitnah bemerkt und gemeldet wird. Wenn die Kriminalität gar nicht erst Fuß fassen kann, entsteht ein stärkeres Sicherheitsgefühl und mehr Geborgenheit.

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Probleme verhindern, nicht mildern

Das Problem ist, dass diese bewährten Ansätze oft eingesetzt werden, um Probleme zu mildern, anstatt diese bereits von vornherein zu vermeiden. Zudem kann die späte Anwendung dieser Prinzipien manchmal zu einer „feindseligen Architektur" führen, also zu Gestaltungsformen, die unschön und ungemütlich sein können. Die bekanntesten Beispiele hierfür sind die Mittel und Wege, mit denen Obdachlose gehindert werden, sich zum Betteln oder Schlafen niederzulassen. Zudem gibt es andere Maßnahmen wie Stacheln an den Wänden, CCTV-Warnschilder, Metallzäune und mehr. Dieser Ansatz der Schadensbegrenzung kann dazu führen, dass Umgebungen, in denen es sich eigentlich lohnt, Zeit zu verbringen, zu Orten werden, an denen ein größeres Unbehagen herrscht.

Dieses Vorgehen wird bei anderen Aspekten der Bauplanung nicht akzeptiert, etwa Verlängerungskabel willkürlich nachträglich auf dem Boden zu befestigten oder tragbare Heizgeräte oder Toiletten aufzustellen, um die Mängel einer integrierten Planung zu beheben. Beim Thema physikalische Sicherheit hingegen werden solche nachträglichen Maßnahmen zur Schadenbegrenzung eher geduldet und implementiert.

Verbrechensbekämpfung nur ein Teilaspekt

Das andere Problem bei dieser Vorgehensweise ist, dass integrierte Sicherheit mehr als nur die Aufdeckung und Verhinderung von kriminellen Aktivitäten beinhaltet. Stattdessen sollten Architekten und Design-Experten über die Steigerung der Widerstandsfähigkeit von Gebäuden auch gegen eine ganze Reihe anderer Widrigkeiten und die im Bedarfsfall optimal zu ergreifenden Maßnahmen nachdenken. Ein ähnlicher Wandel vollzieht sich derzeit im Bereich der Cybersicherheit. Früher sorgten die Sicherheitsanbieter pauschal dafür, dass überall die richtige Antiviren- und Spam-Software installiert wurde. Heute dagegen überlegen sie individuell, welche Daten in einem Unternehmen am wichtigsten sind, wo die größten Risiken liegen und was zu tun ist, wenn etwas schief geht.

Diese veränderte Einstellung ist notwendig, wenn es um die Integration von fortschrittlicher Gebäudesicherheit geht. Menschen und Unternehmen legen großen Wert auf den Schutz von Vermögenswerten, die Kontinuität des Geschäftsbetriebs und die wirksame Abwehr möglicher Bedrohungen: Sie wollen, dass der Ort, an dem sie leben oder arbeiten, sicher ist. Dies erfordert die ganzheitliche Integration von Sicherheitsstrategien in den Designprozess und nicht die nachträgliche Schadensbegrenzung. Genauso, wie Designer und Architekten die naturgegebenen Gefahren einer bestimmten Umgebung, wie extreme Wetterbedingungen und Naturkatastrophen, berücksichtigen, müssen sie auch alltägliche Sicherheitsrisiken, wie Einbruch, Diebstahl oder sogar Angriffe auf Personen in Betracht ziehen und die Widerstandsfähigkeit gegenüber diesen aufbauen.

Fortschrittliche Sicherheitsphilosophie bei Bauplanung punktet

Die Vorteile integrierter Gebäudesicherheit gehen weit über den Schutz von Menschen und Objekten hinaus. Wenn die physikalische Sicherheit von Anfang an berücksichtigt wird, müssen keine Pläne überarbeitet oder Entwürfe nachgerüstet werden, um sie zu integrieren. Wenn etwa Gebäude so übersichtlich gestaltet werden, dass sie quasi „natürlich“ überwacht und somit abgesichert werden können, werden wahrscheinlich weniger Kameras und weniger Personal für die Überwachung dieser Kameras benötigt. Eine bessere Planung bedeutet, dass man später weniger zahlen muss, wenn Probleme entdeckt und behoben werden müssen.

Letztendlich geht es bei der vorausschauenden Planung eines Gebäudes aber sogar um mehr als die reine physikalische Sicherheit. Richtig eingesetzt, trägt ein von Anfang an integriertes Sicherheitskonzept dazu bei, einen Raum besser zu kennen, ihn komfortabler und effizienter zu machen. Es ist ebenso notwendig wie die Sanitär- und Elektroinstallation. Mit dem Grad an Sicherheit steigt auch die Wohnlichkeit des Objekts und somit die Zufriedenheit der Bewohner oder Besucher.

Paula Balmori, Global Director of Security Design and Integration bei Brivo

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