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Gefährdungsprognosen und Empfehlungen für Unternehmen und Politik

Wirtschaftliches Handeln beeinflusst in starkem Maße viele der globalen Entwicklungen. Diese wiederum wirken in vielfältiger Weise auf die Wirtschaft zurück – manche als Herausforderung, manche aber auch als konkrete Bedrohung für die Wirtschaft, auch für heimische Unternehmen am Standort Deutschland. In einem Positionspapier hat der ASW Bundesverband die Zukunftsperspektiven für den Wirtschaftsschutz in Deutschland zusammengefasst.

Download des Positionspapiers „Wirtschaftsschutz in Deutschland“ unter: http://asw-bundesverband.de/positionspapiere
Download des Positionspapiers „Wirtschaftsschutz in Deutschland“ unter: http://asw-bundesverband.de/positionspapiere

Nach Auffassung von Sicherheitsexperten werden insbesondere die folgenden vier Megatrends konkrete Auswirkungen auf die Wirtschaft haben:

Megatrend Staatszerfall: Sinkende Verteilungsspielräume auf Seiten der Machthaber, ausgelöst durch Gebietsverluste, wegbrechende Unterstützung und sinkende Einnahmen sind Initialzündungen zu einer Abwärtsspirale, die Akzeptanz und Macht der Regierung schwinden lassen und in ein durch fehlende Normen geprägtes Machtvakuum führen. Der Staat zerfällt, Verteilungskämpfe und Unruhen brechen aus, eine Ökonomie der Bürgerkriege entwickelt sich. Und wo es keinen funktionierenden Staat gibt, können sich Terroristen und Kriminelle festsetzen, ohne mit Strafverfolgung rechnen zu müssen. Das Problem: Deren Aktionsradius bleibt, wie Al Quaida und die IS-Terror-Kommandos zeigen – nicht regional beschränkt.

Megatrend klimatische und ökologische Verwerfungen: Der Klimawandel wird vielen Menschen Land und Lebensgrundlage rauben und eine der weltweit größten Herausforderungen werden – mit weitreichenden Folgen auch für die deutsche Sicherheit. Mehr und heftigere Stürme, das Ansteigen des Meeresspiegels und Dürren, die zu Trinkwassermangel und Hunger führen, werden große Flüchtlingstreiber. Schnell bildet sich die Kausalkette Krieg/Hunger, Armut, Krankheit, Flucht bis zu Pandemien.

Megatrend Digitalisierung und Vernetzung: Vieles wird für uns dank Technik komfortabler, günstiger, sicherer, schneller oder überhaupt erst erreichbar – einschließlich eines längeren Lebens. Aber je mehr Systeme miteinander vernetzt und ans Internet angeschlossen werden, desto mehr Angriffsflächen bieten sich Kriminellen, Terroristen und fremden Staaten. Ein System, dass immer online ist, ist auch immer angreifbar. Und wo sich zum Beispiel Gasventile aus der Ferne regeln lassen, können diese auch bewusst fehlgesteuert werden.

Megatrend asymmetrische Bedrohung und hybride Kriegsführung: Auch wer eine gewisse militärische Stärke besitzt, setzt diese heute nicht unbedingt offen ein. Angegriffen wird, wo der Feind eine Schwäche hat und man selbst nur wenige Ressourcen einsetzen muss. Zu den Methoden zählen (Terror-)Anschläge durch Autobomben, Selbstmordattentate oder der Angriff über den Cyber-Space. Die Hemmschwelle, einen Konflikt auszutragen, sinkt damit. Ebenso geraten neue Ziele ins Visier der Angreifer. So gehen militärischen Aktionen immer öfter Cyberattacken voraus, die sich nicht auf militärische Ziele beschränken.

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Diese Trends treffen auch die deutsche Wirtschaft. Der Zerfall von Staaten schafft asymmetrische Bedrohungen, die, wie die Anschläge in Paris zeigten, auch Mitteleuropa unmittelbar treffen können. Er lässt Handelspartner wegbrechen, erschwert den Import von Rohstoffen und gefährdet Handelsrouten. Staatszerfall, Klimawandel und ökologische Katastrophen führen wiederum zu Flüchtlingsströmen, die auch heute schon Auswirkungen auf die innere Sicherheit oder die offenen Grenzen haben. Und dass die Digitalisierung und Vernetzung Terroristen, Kriminellen oder Staaten neue Angriffsziele und -wege ermöglicht, lässt sich ebenfalls aus der Gegenwart fortschreiben.

In die Zukunft gedacht, muss auch die deutsche Wirtschaft damit rechnen, dass
1. es weltweit immer mehr Menschen gibt, die ihren Lebensunterhalt kaum aus legaler Arbeit decken können,
2. die gesellschaftliche Situation in vielen Weltregionen die Zahl der Menschen, die zu exzessiver Gewalt und schwerster Kriminalität bereit sind, vervielfachen wird,
3. mehr und mehr Räume entstehen, wo sich diese Menschen festsetzen können, ohne mit einer Strafverfolgung rechnen zu müssen,
4. Staaten und Unternehmen sich einem härteren globalen Wettbewerb ausgesetzt sehen, der aus deren Sicht Spionageaktivitäten rechtfertigt,
5. Angriffe auf Unternehmen durch die Vernetzung praktisch jederzeit von jedem Ort auf der Welt ausgeführt werde können,
6. die Fähigkeiten für immer komplexere Angriffe weltweit zunehmen und
7. täglich neue Angriffsflächen geboten werden.

In der Summe ist davon auszugehen, dass kriminelle Aktivitäten und Spionage gegen deutsche Unternehmen weiter anwachsen werden. Diese sind, so das Positionspapier des ASW Bundesverbandes, bisher allerdings unzureichend sensibilisiert und zu wenig auf die künftigen Gefährdungen vorbereitet. Die Unternehmen sollen daher verstärkt in ihre Sicherheit investieren, denn ein wirksamer Basisschutz sei nicht nur vergleichsweise kostengünstig zu haben, sondern auch wirtschaftlich sinnvoll. Der Schlüssel zum Erfolg wird vor allem in einer engeren Zusammenarbeit mit anderen Unternehmen und auch in einer engeren Kooperation mit den Sicherheitsbehörden gesehen.

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