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Rechnet sich das?

Teil 3

Neue Modelle

Damit wäre ein alternatives Finanzierungsmodell bereits angesprochen. Daneben gibt ein weiteres interessantes Feld, das die Videoindustrie in Deutschland erschießen könnte. Die Rede ist von Video Surveillance as a Service, bei dem man beispielsweise die Online-Aufzeichnung von Kamerabildern in einer Cloud als monatliches Abo bezahlt, statt selbst Videospeicher zu betreiben.

Fedja Vehabovic von JVC findet: „Der Ansatz ist in jedem Fall super interessant, nur gibt es im Moment noch nicht die richtigen Modelle dafür. Denn aktuell eignet sich die Lösung nur für die, die lediglich hin und wieder in ihre Bilder reingucken wollen. Für die ist es aber immer noch preiswerter, die Lösung zu kaufen, statt sie als Service zu bestellen. Ich denke speziell in Deutschland wird es noch recht lange dauern, bis sich das ändert.“

In anderen Länder ist man hier weiter, meint Volkhard Delfs: „Ich denke schon, dass es einen Markt für Video-Cloud-Services gibt. In der Schweiz verkaufen sich solche Angebote relativ gut, auch über die Distribution. Aber man muss bedenken, dass das keine Lösung für große Anwender ist, es eignet sich für kleinere Objektgrößen: Haushalte sowie für kleine bis maximal mittlere Unternehmen.“

Für Dirk Schiller hapert es weniger am Konzept, sondern eher an der Vermarktung: „Das Thema Cloud und VaaS ist mittlerweile in aller Munde. Allerdings herrscht gerade in Deutschland eine große Portion Skepsis, denn bei sensiblen Daten – und das sind Bilder nun einmal – möchte der Kunde sehr genau wissen wo sie gespeichert werden, wer darauf Zugriff hat, wie die Daten geschützt sind und so weiter. Hier bedarf es einer offenen Kommunikation zum Endkunden, denn um das Thema Cloud und VaaS wird man in Zukunft nicht mehr herumkommen. Stand heute ist dies aus meiner Sicht ein Lösungsansatz für kleine Installationen. Mit der Weiterentwicklung der Technik und immer höheren Übertragungsgeschwindigkeiten könnte zukünftig dieses Thema auch für große Anlagen von Interesse sein.“

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Bertrand Völckers, Distribution Manager, Flir Systems Inc.

Größere Probleme lauern vor allem noch in der Infrastruktur, wie Christian Wimmer von Abus zu bedenken gibt: „Enorm wichtig ist die Infrastruktur beim Kunden. Allein schon durch die Begrenzungen des DSL-Anschlusses sind die Upload-Kapazitäten oft viel zu gering, um vernünftig Videobilder zu übertragen. Da fragt sich der Kunde zu Recht, warum ihm seine schöne neue Full-HD-Kamera nur alle zwei Sekunden ein Bild liefert. Auch aus diesen Gründen wird so etwas nicht wirklich gut angenommen in Deutschland.“

Dennoch sei das Potenzial vorhanden, meint Oliver Kopp: „Wir haben auch Cloud-Leistungen im Angebot. Denn es gibt viele Anwendungsbereiche, wo sie absolut sinnvoll sein und dem Anwender große Vorteile bieten können. Klassischerweise bewegen wir uns hier bei Installationsgrößen von einer bis zehn Kameras. In größeren Projekten verfügt man in der Regel ohnehin über eigene Infrastruktur und braucht nicht extra in eine Cloud-Lösung zu investieren.“

Klaus Middelanis empfiehlt einen Blick ins Nachbarland: „Wir müssen die Situation nur einmal mit den Niederlanden vergleichen, dort ist die Infrastruktur weitaus besser und dort muss man auch nicht groß die Vorteile der Technik diskutieren, man ist dafür offener. Was hierzulande aber auch als Bremsfaktor wirkt: Wenn man bei großen Firmen das Thema Cloud-Service anspricht, ist die erste Frage: Wo steht der Server? Die Aufmerksamkeit speziell in Deutschland ist sehr ausgeprägt. Wenn es heißt, der Server steht in den USA, kann man es in Deutschland eigentlich schon vergessen, es sei denn, der Kunde betreibt eine eigene Cloud.“

Hier wären also deutsche Anbieter gefordert, nachzulegen und entsprechende Services anzubieten, statt auf amerikanische Firmen auszuweichen. Das könnte die Akzeptanz für diese auch preislich interessante Alternative fördern und dem Kunden mehr Möglichkeiten bieten, das für sein Budget passende Konzept auszuwählen.

Michael Gückel
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