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Editorial 5. August 2013

Skandal!

Die Veröffentlichungen von Edward Snowden waren eines der bestimmenden Themen in den letzten Wochen. Gern wird in Tagesmedien und Politik pauschal von einem Skandal gesprochen.
Hagen Zumpe.
Hagen Zumpe.

Und zwar in Bezug auf den Inhalt der Dokumente, die Snowden der Öffentlichkeit zugänglich machte. Was genau der Skandal dabei ist, bleibt mir in dem Zusammenhang eher im Verborgenen. Letztlich führt der Auslandsgeheimdienst der USA genau das aus, wofür er gegründet wurde. Er sammelt Daten und wertet sie aus. Und da heutzutage der Großteil unserer Kommunikation über E-Mails abgewickelt wird, liegt es nahe, dass er versucht, sich genau da Zugang zu verschaffen. Und dass er das nicht unter lautem Getöse tut, impliziert der Name „Geheimdienst“. Dass die deutschen Dienste involviert waren und sind, oder zumindest davon gewusst haben, wäre wünschenswert. Denn wenn es nicht so wäre, müsste die Frage nach der Kompetenz gestellt werden.

In einem Land, in dem ein Telekommunikationsanbieter einen Sturm der Entrüstung auf sich zieht, weil er Vielnutzer seiner Angebote stärker zur Kasse bitten will als andere Kunden – also eine Quersubventionierung von extremem Surfverhalten abschaffen will –, scheint der Gedanke noch nicht zu Ende gedacht, dass das Internet schlicht kein von der Gesellschaft abgekoppelter Kosmos ist. Mithin ist es auch kein rechtsfreier Raum, in dem uns umgebende Gesetze nicht gelten würden. Und auch kein Raum, in dem marktwirtschaftliche Regeln nicht greifen würden. Folglich ist ein Feld bereitet, auf dem sich Geheimdienste ihre Informationen beschaffen.

Wer Wert darauf legt, dass seine Daten nicht abgegriffen werden, dem stehen etliche Möglichkeiten der Verschlüsselung und alternative Kommunikationsmethoden zur Verfügung. Insbesondere die Verantwortlichen in Unternehmen mit exklusivem Know-how sollten sich im Klaren sein, dass Geheimdienste schon immer auch die Interessen der landeseigenen Industrie unterstützt haben. Wer hier blauäugig und im guten Glauben die Türen offen stehen lässt, darf sich nicht wundern, wenn seine Informationen früher auf der anderen Seite des Großen Teiches auftauchen als gedacht.

Hagen Zumpe

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