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Tagen ohne Risiko

Ob Tagung, Aktionärsversammlung, oder Konferenz, Kongresszentren erfüllen eine Vielzahl von Aufgaben. Neben einer entsprechenden technischen Ausstattung und einer professionellen Organisation erwarten die Veranstalter vom Gebäudebetreiber, dass die Sicherheit der Teilnehmer zu jeder Zeit gewährleistet ist.

Die Akustik-Zwischendecke mit ihren einzelnen Elementen im Mozartsaal.
Die Akustik-Zwischendecke mit ihren einzelnen Elementen im Mozartsaal.

Hierzu müssen das Gebäude und das zugrunde liegende Brandschutzkonzept den aktuellen Bestimmungen entsprechen. W&S hat sich hierzu im m:con Congress Center Rosengarten in Mannheim umgesehen.

Nach einer Umbauzeit von zweieinhalb Jahren präsentiert sich das „neue“ Kongresszentrum Rosengarten seit Dezember 2007 den Gästen und Kongressteilnehmern als hochmodernes Veranstaltungszentrum. Die baulichen Erweiterungen umfassen eine anspruchsvolle und funktionale Glaskonstruktion, die auf 10.000 Quadratmetern Fläche zehn neue Seminarräume sowie einen großen Hörsaal für 500 Teilnehmer beheimatet. Auf der gleichen Ebene entstanden auch vier Multifunktionsräume, die zusammengenommen eine Fläche von 1.500 Quadratmetern haben und im Bedarfsfall einzeln voneinander abtrennbar sind. Insgesamt verfügt das Zentrum über 22.000 Quadratmeter Veranstaltungsfläche und 44 Säle, darunter zwei für große Konzerte einer mit 2.300 und der andere mit 1.400 Plätzen. Jährlich finden rund 450 Veranstaltungen mit 460.000 Besuchern statt, darunter 235 Kongresse und Tagungen mit insgesamt 185.000 Teilnehmern sowie 156 Konzerte und gesellschaftliche Events mit insgesamt 165.000 Besuchern.

Durchdachtes Räumungskonzept

Aus § 43 Muster-Versammlungsstättenverordnung – MVStättV ergeben sich die Anforderungen an die Erstellung eines Sicherheitskonzeptes für Versammlungsstätten mit mehr als 5.000 Besucherplätzen durch den Betreiber oder eine durch ihn beauftragte Person. Das Ordnungsdienstkonzept des Congress Center wurde mit dem Betreiber sowie den zuständigen Genehmigungsbehörden (Baurechtsamt, Feuerwehr Mannheim, Polizeipräsidium Mannheim und dem Rettungsdienst Mannheim) abgestimmt.

Dabei stehen zwei Szenarien im Vordergrund, nämlich entweder ein Tagesablauf mit oder ohne Veranstaltung. Hierzu wurden im Rahmen des Räumungskonzeptes die erforderliche Anzahl der Räumungshelfer für die beiden Szenarien sowie deren Aufgaben, Ausrüstung und Kommunikationsmittel festgelegt. Die Hostessen, die die Veranstaltungen im Congress Center begleiten, erhalten zweimal im Jahr eine umfangreiche Einweisung, wie das Gebäude im Ernstfall zu räumen ist. Mindestens zwölf Hostessen sind im Erdgeschossbereich anwesend, je nach Veranstaltung können es auch bis zu 25 im ganzen Haus sein. Jeder Saalbereich verfügt über eine eigene Entfluchtung, einige Saalräume werden über eigene Treppenhäuser entfluchtet. Im Räumungsfall lässt sich beispielsweise der größte Raum, der Mozartsaal, in maximal zehn Minuten evakuieren. „Ob und in welchem Umfang geräumt wird, entscheiden bei Veranstaltungen und Tagungen mit entsprechender Brandlast die anwesenden Feuerwehrleute“, erläutert Michel Maugé, Geschäftsführer des m:con Congress Center Rosengarten. Per Durchsage unter Verwendung eines Stichwortes leiten dann die Mitarbeiter die Räumung ein.

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Ein weiteres Element des Brandschutz- und Sicherheitskonzeptes umfasst die medizinische Versorgung bei Veranstaltungen, vor allem bei klassischen Konzerten. Neben der Anwesenheit von Sanitätern im Saal, die im Notfall beispielsweise eine ohnmächtige Person sofort lokalisieren können, wird es künftig auch wieder einen „Theaterarzt“ geben.

Aktiver Brandschutz

Im gesamten Gebäude sind etwa 2.000 überwiegend optische Rauchmelder installiert, dazu kommen noch Rauchansaugsysteme, die vor allem in den Zwischendecken angebracht sind. Durch seinen integrierten Lüfter entnimmt das Rauchansaugsystem über ein angeschlossenes Rohrsystem kontinuierlich Luft aus dem Überwachungsbereich. Weite Bereiche wie das Foyer sind sprinklergeschützt, dazu kommt noch die Rauch- und Wärmeabzugsanlage, die eine zügige Entrauchung gewährleistet. Im Mozartsaal, wo aus technischen Gründen keine Sprinkleranlage eingebaut werden konnte, kommt dafür eine Sprühnebellöschanlage in der Zwischendecke zum Einsatz, die neben der Bühne primär die Verkabelung über dem Saal schützt.

Die Anlage funktioniert im Prinzip wie ein Sprinklersystem, doch hier sind die Rohre drucklos offen, und die Düsen sind ohne Glasfässchen. Das Wasser steht hier ganz ähnlich wie bei einer Trockenanlage bis zu einem Ventil, welches aktiv geöffnet werden muss. Die Überwachung erfolgt über Rauchmelder und im Falle der Verkabelung über einen Auslösepfad, der die Temperatur entlang der Kabeltrassen misst und etwa bei einem Kabelbrand einen Alarm auslöst. Die Ansteuerung erfolgt in diesem Fall über Rauchmelder oder manuell durch die anwesende Feuerwehr, die bei jeder Veranstaltung ab einer bestimmten Personenzahl vor Ort ist. Franz Königsmann, Objektmanager: „Generell führen Auslösungen durch Handmelder oder durch Druckwächter der Sprinkleranlage zu einer sofortigen Alarmierung der Feuerwehr. Bei Rauchdetektion eines optischen Rauchmelders erfolgt ein Voralarm und zeitgleich eine elektronische Auswertung des Melders, die bei ausreichender Rauchintensität einen Hauptalarm auslöst.“ Alle Alarme laufen in der rund um die Uhr besetzten zentralen Leitstelle und zeitgleich bei der Berufsfeuerwehr Mannheim auf.

Stromversorgung zu jedem Zeitpunkt

Das gesamte Gebäude kann im Bedarfsfall über drei Notstromaggregate betrieben werden. Dies dient dabei nicht nur der Versorgung von Notmaßnahmen wie der Sprühnebelanlage, Beleuchtung, Lautsprechersysteme, Aufzügen und ähnliches, sondern dem reibungslosen Betrieb aller mit Strom versorgter Systeme im Gebäude. Der Grund hierfür liegt in einigen Veranstaltungen wie den Hauptversammlungen großer Unternehmen, deren Ausrichtung einen hohen zeitlichen, personellen und finanziellen Aufwand erfordern. „Bei einem Stromausfall und der ausschließlichen Versorgung der Notfallsysteme müsste eine solche Versammlung abgebrochen werden, was neben dem finanziellen auch einen Imageschaden nach sich ziehen könnte“, so Maugé.

Die Größe des Aggregats gewährleistet die unterbrechungsfreie Aufrechterhaltung des Normalbetriebs für etwa zwölf Stunden. Zusätzlich überbrückt eine unterbrechungsfreie Stromversorgung (USV) mittels Batterien das Anlaufen des Generators. Einige Veranstalter fordern sogar den Parallelbetrieb des Aggregats zur normalen städtischen Stromversorgung, damit es zu keinerlei merklichen Unterbrechung kommen kann.

Veranstaltungssicherheit

Das Haus verfügt über einen eigenen Sicherheitsdienst, der sich je nach Veranstaltung mit externen Dienstleistern und der Polizei koordiniert. In den meisten Fällen wird dem Veranstalter die Auflage gemacht, einen eigenen Security-Dienst bereitzustellen, der etwa im Falle von Pop- oder Rockkonzerten die Einlasskontrollen übernimmt. Bei Besuchen prominenter Persönlichkeiten aus Wirtschaft oder Politik schalten sich neben der örtlichen Polizei gegebenenfalls noch das Bundeskriminalamt sowie der Personenschutz in die Sicherheitskonzeptplanung mit ein.

Doch auch große Konzerne, die ihre Hauptversammlungen abhalten, kommen oftmals mit ihrem eigenen Sicherheitspersonal, teilweise bis zu 80 Personen, die den gesamten Ablauf der Versammlung überwachen. Dies schließt auch eine Einlasskontrolle mit Detektoren sowie die Bereitstellung eines Raumes ein, in dem die Sicherheitsverantwortlichen die Bilder aller 180 Kameras des Gebäudes gleichzeitig auf Bildschirmen sehen. Die Bildaufzeichnung erfolgt digital auf Festplatte, und je nach Bereich und Kamera kann der Diensthabende die Kameras manuell bedienen und fokussieren. Die Kameras überwachen alle Zugänge zum Gebäude sowie die öffentlich zugänglichen Bereiche und die Aufzüge, wobei die Kameras teilweise an Bewegungsmelder gekoppelt sind und damit nur im Auslösefall aufschalten, was Speicherplatz spart.

Um das unbefugte Betreten von Räumen zu verhindern, sind alle wichtigen Zugänge mit digitalen Schließzylindern versehen. Diese lassen sich nur in Verbindung mit einem Schlüsseltransponder öffnen. Gleichzeitig wird erfasst, wer wann wo welche Tür geöffnet hat, sodass im Bedarfsfall über die Software eine spätere Auswertung möglich ist. Bei Veranstaltungen können Zutrittsberechtigungen über die Transponder für Fremdpersonal in festgelegte und frei definierbare Bereiche oder auch nur für einzelne Türen codiert werden.

Das Brandschutz- und Sicherheitskonzept des Kongresszentrums entspricht dem neusten Stand und wird kontinuierlich den gesetzgeberischen Vorgaben angepasst. Dabei steht die Sicherheit der Besucher und Mitarbeiter stets im Vordergrund, denn die Gewissheit für die Veranstalter, ihr Programm in einem optimal geschützten Gebäude abzuhalten, ist die beste Voraussetzung für die erfolgreiche Arbeit des Kongresszentrums.

Hendrick Lehmann

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