Direkt zum Inhalt

Einfachheit im Komplexen

Seite 3

Offene Ohren

Um das Bauchgefühl langfristig zu verbessern, hilft es natürlich auch, individuell auf den Kunden einzugehen, und Wünsche und Verbesserungsvorschläge für das eigene System und seine Bedienung aufzunehmen. Rainer Füess ergänzt: „Wie so manch anderer Anbieter vermutlich auch, führen wir einen recht intensiven Dialog mit unseren Kunden, was ihre Wünsche angeht. Wir motivieren sie, ihre Anregungen online in unser Forum einzustellen. Dieser Input landet dann direkt bei den verantwortlichen Mitarbeitern bei uns im Haus. Außerdem treffen wir uns regelmäßig mit Kunden zum persönlichen Erfahrungsaustausch. Die Anregungen werden dann in den Entwicklungsplan mit aufgenommen.“

Für Jürgen Alz lautet das Stichwort hier Produktmanagement: „Vor 20 Jahren haben die meisten Unternehmen angefangen, für genau dieses Feedback ein Produktmanagement einzuführen. Ich denke, es ist auch nicht verkehrt, wenn mal Entwickler mit Anwendern zusammenkommen. Es ist die ureigenste Aufgabe des Produktmanagers, Produkte zu analysieren, Strategien zu entwickeln und Anforderungen zu formulieren. Die gibt er dann an die Entwickler weiter, die diese dann umsetzen.“ Robert Karolus sieht es ähnlich: „Auch bei uns ist das erste Bindeglied das Produktmanagement. Manchmal nehmen wir einen Entwicklungsleiter, der für gewisse Aufgabenbereiche zuständig ist, mit zu den größeren Kunden. Den klassischen Softwareentwickler nehmen wir nur selten mit, wenn es wirkliche Probleme gibt und eine Analyse gebraucht wird.“

„Wir brauchen in der Zutrittskontrolle neben den essenziellen Steuerungs-funktionen rund um die Tür auch eine sichere Zustands-überwachung, eine vernünftige Managementsoftware, eine effiziente Stammdatenverwaltung, ein cleveres Ausweis- und Berechtigungsmanagement inklusive Besucher- und Fremdfirmenverwaltung, eine benutzerfreundliche Bedienoberfläche und die individuelle Integration in die IT-Umgebung des Kunden.“
Volker Kraiss, Security Consultant, Kraiss & Wilke Security Consult GmbH

„Die Anforderungen des Kunden sind auch nicht statisch, sie entwickeln sich stetig weiter. Er fängt mit einer Grundkonzeption an, die später oft noch um diese oder jene Funktion ergänzt wird. Und weil die Anforderungen wachsen, muss man auch das Produkt und die Funktionen kontinuierlich weiterentwickeln.“
Jürgen Alz, Gruppenleiter Produkt Management Security, Bosch Sicherheitssysteme

Anzeige

Komplexität versus Simplifikation

Dieser Input ist für Entwickler sehr wertvoll, denn generell gilt es, möglichst zeitnah und konkret auf aktuelle Trends im Markt zu reagieren. Dabei ist es auch unerlässlich, mit Einflüssen aus anderen Bereichen Schritt zu halten, wie Jürgen Schneider erläutert: „Es gibt massig fremde Einflüsse, die auf uns einwirken. Und man muss auch sagen, dass unsere Branche nicht unbedingt immer die Vorreiterrolle bei der Innovation einnimmt. Wir reagieren heute sehr stark auf das, was aus der IT auf uns zukommt. Deren Trends erreichen uns etwas zeitverzögert. Apps, Dashboards oder auch das Kachel-Design von Windows 8 sind nur einige dieser Dinge.“

Vor allem Apps bieten ein großes Potenzial, die Komplexität zu reduzieren und dem Anwender eine einfachere Bedienung zu ermöglichen. Jürgen Alz ist daher überzeugt: „Ich denke, dass Apps auch in der Sicherheitsbranche die Antwort auf viele Fragen sind – nicht nur in der Zutrittskontrolle, sondern auch zum Scharfschalten von Alarmanlagen, für Videobilder, zur Kamerasteuerung oder allgemein zum Managen von Gefahrenmeldungen. Aber warum sind sie so erfolgreich? Weil Apps oft eben nur genau diese erforderlichen zehn Prozent von dem abbilden, was der Gesamtumfang eines Systems hergibt. Sie sind genau auf das zugeschnitten, was der Nutzer tun will. Der zweite Vorteil ist: Ich brauche keinen Software-Riesen, um eine App zu schreiben. Sogar Errichter erstellen Apps, die für einen speziellen Fall die Kundenwünsche erfüllen. Und solche spezialisierten Apps können unsere Systeme stark nach vorne bringen.“

Für Wilfried Joswig besteht die Zutrittswelt ohnehin fast ausschließlich aus Spezialfällen: „Man muss natürlich auch sehen, dass im Bereich der Zutrittskontrolle, oder generell in der Sicherheitstechnik, jedes Projekt ein absolutes Unikat ist. Alles ist einzigartig, und dementsprechend präzise sollte man auch bei der Planung vorgehen. Es ist keine Massenware, die man irgendwo abholen kann. Darüber muss sich einerseits der Nutzer im Klaren sein, und andererseits müssen die Hersteller mit flexiblen Gestaltungs- und Bedienkonzepten eine breite Basis für individuelle Anpassung bieten.“

vorige Seite 1 - 2 - 3

Passend zu diesem Artikel