Direkt zum Inhalt

Ganzheitliche Lösung gesucht

Seit dem 11. September 2001 rücken auch Unternehmen in die Sicherheitsbetrachtungen, die zuvor nur wenig im Fokus standen. Begriffe wie Bio- oder Agrarterrorismus haben sich mittlerweile im Wortschatz etabliert. Gezielte Anschläge auf Unternehmen der Lebensmittelindustrie sind eine große Gefahr.

Der Kaba Day Food Defense widmete sich dem Thema Lebensmittelsicherheit.
Der Kaba Day Food Defense widmete sich dem Thema Lebensmittelsicherheit.

Um Lebensmittel sicherer zu machen, gibt es – ausgehend von den USA – seit den Anschlägen vom 11. September internationale Standards, so aktuell den Food Defense nach IFS Food V6. Speziell zum Thema Sicherheit in der Lebensmittelindustrie hat die Kaba GmbH in der Warsteiner Welt einen „Kaba Day Special – Food Defense“ veranstaltet. Etwa 60 Vertreter aus der Lebensmittelindustrie nahmen an dieser Veranstaltung teil. Weitere 80 Teilnehmer waren über das Internet zugeschaltet und konnten sich so aktiv an den Diskussionen beteiligen.

Das Thema Sicherheit in der Lebensmittelindustrie betrifft alle. So wurden neben den aktuellen Inhalten der Food-Defense-Richtlinie auch Möglichkeiten vorgestellt, wie die Teilnehmer ihre Produktionen sicherer machen können. Der allgemeine Tenor lautete: Sicherheit entsteht nicht durch Kontrolle, sondern durch effektive Steuerung, die jeden Mitarbeiter und jeden Externen mit einbezieht.

IFS-Standard wird Pflicht

Wer heute als Hersteller den deutschen Lebensmittelhandel vor allem mit Eigenmarken beliefert, sollte unbedingt nach den IFS-Richtlinien zertifiziert sein. Weltweit wenden bereits rund 11.000 Unternehmen einen International Food Standard an. Die aktuell umfassendste Variante ist der Standard V6, der seit Mitte 2012 Gültigkeit hat und ab dem 1. Juli dieses Jahres zwingend vorgeschrieben ist. Der Schwerpunkt liegt hierbei auf der Lebensmittelsicherheit und der Qualität der Verfahren und Produkte. Der Standard kommt überall dort zum Einsatz, wo Produkte „verarbeitet“ werden oder wo bei der Erstverpackung die Gefahr einer Kontamination des Produkts besteht.

Risiken im Bereich Lebensmittel

Anzeige

Die neue Variante V6 unterscheidet sich vor allem im Kapitel „Food Defense“ von den Vorgängerversionen, denn hier werden nun erstmals Maßnahmen zur Lebensmittelsicherheit zwingend vorgeschrieben. Der Standard geht damit weit über die Vorgaben der Gesetzgeber hinaus. Um ein Höchstmaß an Sicherheit zu gewährleisten, kommen Werkzeuge und Vorschriften zum Einsatz, die eine eindeutige Definition der Aufgaben und Verantwortlichkeiten im Unternehmen festlegen. Weiter werden Maßnahmen aufgezeigt, die das Engagement des Managements fördern und die Mitarbeiter sensibilisieren. Tools zur Gefahrenanalyse und Bewertung der damit verbundenen Risiken sollen helfen, Schwachstellen zu erkennen, die vom Produkt, der Betriebsstätte oder der Umgebung ausgehen. Ebenso gilt es, entsprechende Kontrollmaßnahmen festzulegen. Weitere Bestandteile sind interne Audits des gesamten Programms zum Produktschutz.

Hierzu schreibt der V6-Standard beispielsweise vor, dass in den Unternehmen ein geeignetes Alarmsystem definiert und dies regelmäßig auf seine Wirksamkeit hin überprüft werden muss. Die auf Basis der Gefahrenanalyse und Bewertung der damit zusammenhängenden Risiken als besonders sicherheitskritisch eingestuften Bereiche sind adäquat zu schützen: Unbefugtes Eindringen ist zu verhindern, indem Zugänge kontrolliert werden. Unternehmen, die sich nach IFS Food V6 zertifizieren lassen wollen, benötigen also ein Zutrittskontrollsystem und ein umfassendes Zutrittsmanagement. Weiter schreibt der Standard vor, dass das komplette Firmengelände, die Gebäudezugänge sowie kritische Bereiche und Räume im Inneren gesichert sein müssen. Nur wenn dies gewährleistet ist, wird auch das Zertifikat erteilt.

„Für uns als Hersteller von Sicherheitstechnik bieten sich hier natürlich große Chancen, denn die Unternehmen der Lebensmittelindustrie wünschen oft ganzheitliche Lösungen, die nicht nur die Zugangsberechtigung allein, sondern auch die Warenwirtschaft und die Zeiterfassung mit berücksichtigen können. Ideal, wenn ein Hersteller dann noch die entsprechende Hardware anbieten kann. Als Anbieter gehen wir mit dieser Art von Veranstaltung einen neuen Weg, um für uns komplett neue Kundenzielgruppen zu erreichen“, beschreibt Geschäftsführer Michael Hensel die Intension des Kaba-Day.

Ganzheitliche Sicherheitskonzepte

Bei der Ausarbeitung eines Sicherheitskonzepts für die Zertifizierung nach IFS-Standard V6 müssen die Unternehmen der Lebensmittelindustrie beispielsweise folgende Fragen beantworten können:

Außengelände

- Sind Türen, Fenster und Dachflächen gesichert?
- Ist eine Einzäunung des Geländes notwendig?
- Falls es eine Einzäunung gibt, ist diese in gutem Zustand?
- Werden die Parkplätze kontrolliert und überwacht?
- Werden die Zugangswege für Personen und Fahrzeuge kontrolliert und überwacht?

Innenbereich

- Wird der Zutritt zum Gebäude überwacht?
- Sind der Zutritt von Mitarbeitern zu ihrem Arbeitsbereich, ihre Aufgaben und ihre Arbeitszeiten beschränkt?
- Wie wird sichergestellt, dass ausgeschiedene Mitarbeitende keinen Zutritt mehr haben?
- Wie erfolgt die Besucherverwaltung?
- Ist die mechanische Schließanlage noch patentgeschützt, so dass keine unerlaubten Nachschlüssel erstellt werden können?
- Gab es schon einmal Schlüsselverluste und wie wurde gegebenenfalls darauf reagiert?

Versand und Anlieferung

- Verfügen die Fahrer der Transportfahrzeuge über entsprechende Berechtigungen?
- Sind die Anlieferungs- und Lagerbereiche gesichert?

Matthias Fischer

Passend zu diesem Artikel