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Hikvision Interview 11. September 2015

Hecht im Karpfenteich

Hikvision hat laut IHS zum vierten Mal in Folge die Spitzenposition im Bereich Videoüberwachungs- und Kamerasysteme verteidigt und im Vergleich zum Vorjahr sogar deutlich ausgebaut. PROTECTOR-Redakteur Andreas Albrecht sprach mit Arndt Badstieber, Country Sales Manager Germany, über das Erfolgskonzept des Unternehmens und dessen Ziele in Deutschland.

Arndt Badstieber, Country Sales Manager Germany von Hikvision Europe B.V.
Arndt Badstieber, Country Sales Manager Germany von Hikvision Europe B.V.

PROTECTOR: Herr Badstieber, 2001 gegründet, ist Hikvision nun bereits seit einigen Jahren der weltweit führende Anbieter von Videoüberwachungs-Kameras beziehungsweise CCTV. Worin liegen für Sie als langjährigen Branchenkenner die Gründe für den rasanten Aufstieg?

Arndt Badstieber: Wir verfügen über sehr innovative Lösungen und bieten eine hohe Qualität zu vernünftigen Preisen. Um Ihnen eine Vorstellung zu geben, wer wir sind: Wir beschäftigen über 12.000 Mitarbeiter, davon 4.300 Entwickler, sind sieben Tage die Woche aktiv und produzieren 120.000 Kamerasysteme – pro Tag. Wir reden hier von einem Jahresumsatz von 2,5 Milliarden Euro. Weltweit sind wir damit klar die Nummer eins unter den CCTVHerstellern. Wir bekommen oft zu hören, wir seien der Hecht im Karpfenteich. Und ja: das sind wir. Wir bringen richtig Bewegung ins Spiel.

Und wo schwimmt der Hecht Hikvision derzeit im europäischen Markt im Allgemeinen und im D-A-CH-Markt im Besonderen?

Insgesamt haben wir Europa inzwischen fest in der Hand. In den meisten europäischen Märkten übernehmen wir immer mehr die führende Position. Der D-A-CHMarkt ist wie der amerikanische und japanische Markt schwierig, aber auch hier sind wir auf einem guten Weg. Wir haben ja einerseits den OEM-Brand und andererseits den Hikvision-Brand. Vor zwei Jahren haben wir damit begonnen, den Hikvision-Vertriebskanal auf dem deutschsprachigen Markt aufzubauen und in Deutschland können wir inzwischen einen Umsatz im hohen siebenstelligen Bereich vorweisen. Momentan sind wir elf Mitarbeiter und ich werde das Team weiter ausbauen. Ende 2015 werden wir auch in der Schweiz und in Österreich aktiv werden, und unser Ziel in Deutschland ist es, in zwei bis drei Jahren die Nummer eins zu sein.

Worin unterscheidet sich Business in Asien im Vergleich zu Europa? Gibt es eventuell kulturelle Unterschiede, die man unbedingt beachten sollte?

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Absolut, es gibt viele kleine Gesten, die anders sind als bei uns. Das fängt an bei der Begrüßung, der Überreichung der Visitenkarten und reicht bis hin zum Verhalten in geschäftlichen Verhandlungen. So sind beispielsweise die Konferenztische in China überwiegend rund, um deutlich zu machen: alle stehen auf einer Stufe, wenn verhandelt wird.

Die Chinesen sind außerdem sehr zugänglich. Auch Hikvision ist nicht nur ein weltweit agierendes, sondern auch ein weltoffenes Unternehmen. Ein wichtiges Motto von uns lautet: „Think global – act local“. Und das ziehen wir auch durch. So werden die Führungspositionen bei Hikvision nicht nur von Chinesen besetzt. Die Geschäfte in Frankreich leitet beispielsweise ein Franzose, diejenigen in England ein Engländer und für Deutschland habe ich die Verantwortung.

Wir drängen zwar mit aller Macht auf den europäischen Markt. Andererseits ist uns aber auch die Völkerverständigung sehr wichtig. So lädt Hikvision regelmäßig Europäer ins Hauptwerk nach Hangzhou ein. Das steht aktuell jetzt wieder an. Im September werden uns 60 Personen im chinesischen Hauptwerk besuchen. Das hilft schon sehr, um das Denken und Handeln dieser Kultur näher zu bringen, das vielen Europäern noch fremd ist, die China bisher nur von der Weltkarte her kannten.

Was die Techik betrifft, sind momentan 4K-Kameras in aller Munde. Wird 4K Ihrer Meinung nach in der Videoüberwachung zum neuen Standard?

4K-Kameras sind ein schönes „Add-on“, und wir haben diese auch im Portfolio. Aber 80 Prozent des Marktvolumens machen immer noch 1,3- bis Vier- Megapixelkameras aus. Hier sind wir nach wie vor zu Hause, hier spielt die Musik und das wird meiner Meinung nach auch noch in den nächsten Jahren so bleiben. Aber sicherlich hat 4K absolut seine Berechtigung, wie zwölf Megapixel auch.

Einige Anbieter von Videoüberwachungstechnik haben in letzter Zeit ihr Portfolio auf weitere Sicherheitstechnik-Bereiche ausgeweitet und bieten inzwischen etwa auch Zutrittskontroll- und Brandschutzlösungen an. Gibt es bei Hikvision ähnliche Überlegungen?

Ja, in der Tat gibt es Überlegungen in diese Richtung. Wir vertreiben ja schon lange weltweit, vor allem aber in asiatischen Ländern, Sicherheitperipherien. Diese Produkte sind technisch sehr ausgereift, werden in Europa bisher aber noch nicht angeboten. Doch es gibt strategische Überlegungen, das zeitnah zu ändern, auch was Deutschland betrifft. Vorher müssen wir aber weiter unsere Hausaufgaben machen: Die Etablierung der Marke Hikvision im D-A-CH-Bereich und in Deutschland die Nummer eins zu werden, wie in anderen europäischen Ländern auch.

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