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Brandschutz im Opernhaus 18. April 2012

In Gala-Form

Für künstlerische Hochgenüsse ist das renommierte Opernhaus in der bergischen Metropole wohlbekannt. Nach umfangreichen Modernisierungsarbeiten fand am 18. Januar 2009 die Wiedereröffnung des Wuppertaler Prestigeobjektes statt, nachdem das Haus Ende 2003 geschlossen werden musste, um den Brandschutz auf den neuesten Stand zu bringen und die gesamte Technik zu erneuern.

Neben dem Schauspielhaus im Stadtteil Elberfeld gehört das Opernhaus in Barmen zu den Wuppertaler Bühnen, einem kommunalen Stadttheaterbetrieb, der in Form einer stadteigenen GmbH geführt wird und Ensembles für die Sparten Schauspiel und Musiktheater unterhält. Darüber hinaus arbeiten die Wuppertaler Bühnen für das Tanztheater Pina Bausch, das seine Produktionen in den beiden Häusern herausbringt und aufführt. Der ursprüngliche Bau des Opernhauses wurde 1905 nach Entwürfen des Kölner Architekten Moritz fertig gestellt. Gegen Ende des Zweiten Weltkrieges wurde er bei einem Luftangriff schwer beschädigt. Nach dem Wiederaufbau wurde das Haus 1956 erneut eröffnet bis es 2003 geschlossen wurde, um es grundlegend zu sanieren.

Knapp 1.000 Brandmelder

Für die Umsetzung des Sicherheitskonzeptes der Wuppertaler Oper war die Firma Niscayah als verantwortlicher Partner zuständig. Das Unternehmen installierte modernste Brandmeldetechnik der Traditionsmarke Esser, die den neuesten Richtlinien entspricht und höchste Sicherheit für Besucher, Operndarsteller und das Gebäude selbst gewährleistet. Niscayah übernahm darüber hinaus die Inbetriebnahme externer Leistungen in Abstimmung mit der Feuerwehr Wuppertal und dem TÜV Rheinland.

Knapp 1.000 Brandmelder der Serie IQ8Quad wurden installiert, davon rund 40 Prozent mit integriertem, akustischem Alarmgeber für eine entsprechende Unterstützung bei einer Evakuierungsmaßnahme. 25 Rauchansaugsysteme sowie 150 Druckknopfmelder und etwa 30 Lüftungskanalmelder vervollständigen die umfangreichen Schutzmaßnahmen. Die Peripherieelemente wurden über rund 20 Ringe auf sechs Brandmelderzentralen IQ8Control aufgeschaltet, die untereinander vernetzt sind. Die Hauptzentrale mit Bedienteil ist in einem separaten Raum untergebracht.

Sonderwünsche berücksichtigt

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Die komplexe Steuermatrix für die Brandmeldeanlage, die im ersten Schritt unter Berücksichtigung der existierenden Vorschriftenlage programmiert wurde, steuert unter anderem die Lüftungs- und Beleuchtungsanlage, die Rauchabzugsysteme sowie einen Lasten- und einen Behindertenaufzug. Im Lauf der Installationsarbeiten wurde die Steuermatrix noch mehrfach modifiziert, um auch die Sonderwünsche von Bühnenbetrieb und ansässiger Feuerwehr zu berücksichtigen.

Die Abnahme der Brandmeldeanlage erfolgte eine Woche vor der Wiedereröffnung durch den TÜV Rheinland. Zwei Tage später wurde die Anlage dann zur Feuerwehr aufgeschaltet. Eine anschließend durchgeführte Evakuierungsübung war Bestandteil des Baugenehmigungsverfahrens. Diese Probe musste noch bestanden werden, um die Eröffnung am 18. Januar zu ermöglichen. Während einer Sonderveranstaltung mit geladenen Gästen erfolgte ein unangekündigter Probealarm. Nach 20 Sekunden stand der erste Besucher bereits vor der Tür, vier Minuten später war das Haus komplett leer.

Wie umfangreich die organisatorischen Prozesse allein im Zusammenhang mit dem Brandschutz sind, zeigt sich an der Anzahl der eingebundenen Unternehmen. Die Ingenieurgesellschaft Indigo GmbH aus Dortmund war mit der elektro- und nachrichtentechnischen Gesamtplanung des Bauvorhabens von Anfang an betraut und stellte maßgeblich die Schnittstelle zwischen Planung und Projektierung bis hin zur TÜV-Abnahme und Aufschaltung auf die Feuerwehr Wuppertal dar. Die Erstellung des Brandschutzkonzepts und die Überwachung der Umsetzung der Brandschutzauflagen erfolgte durch das Ingenieurbüro für Brandschutz Wuppertal (IfBW-GmbH).

Orchestergraben mit applikativer Besonderheit

Dirigenten sind für ihr fein ausgeprägtes Gehör bekannt. Bei leisen Passagen klassischer Stücke sammelten sich im Orchestergraben die Geräusche der Rauchansaugsysteme (für andere kaum wahrnehmbar) und irritierten den Dirigenten. Eine Lösung musste her. Mit einer Dämmmaßnahme konnte eine Dämpfung um etwa 18 Dezibel erreicht und die störenden Geräusche minimiert werden.

Nach der Sanierung mit einem Gesamtvolumen von 23 Millionen Euro erstrahlt das Opernhaus nun wieder im Charme der 50er Jahre, jedoch auf neuestem technischem Stand. Möglich wurde die Sanierung unter anderem durch eine Spende der Jackstädt-Stiftung und das Engagement der Wuppertaler Bürger, die als „Stuhlpaten“ fast 600.000 Euro aufgebracht haben und so die neue Bestuhlung finanzierten. Wen wundert es dann, dass bei der Aufführung von Mozarts „Zauberflöte“ am 7. Februar alle Plätze besetzt waren.

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