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Einzelgänger

Dem Nutzer lästig, dem Architekten ein Graus und dem Sicherheitsverantwortlichen ein Bedürfnis. Das ist das Dilemma zwischen bequemem, schnellem und sicherem Zutritt in einen Sicherheitsbereich. Zutrittskontroll-Leser alleine hinterlassen erhebliche Sicherheitslücken. Es stellt sich die Frage: „Was nützt das beste Zutrittskontrollsystem, wenn dennoch in beliebiger Menge Personen mitgenommen werden oder ungehindert dem berechtigten Nutzer nachfolgen können?“

Bei vielen sicherheitsrelevanten Zugängen erkennt man inzwischen die Notwendigkeit des Einsatzes einer effektiven, physischen Personenvereinzelung, scheut aber neben den Kosten und dem teilweise erheblichen baulichen Aufwand ebenso die unvermeidlichen Faktoren Schmutz, Lärm und massive architektonische Veränderungen. Alle Wünsche nach Ästhetik, Nutzen, Sicherheit, Bequemlichkeit und Zutrittskapazität unter einen Hut zu bringen, scheinen oft ebenso unmöglich zu sein, wie die Sterne am Himmel zählen zu wollen.

An Hand einer projektbezogenen Lösung soll hier eine individuelle Lösung für eine nicht alltägliche Problemstellung vorgestellt werden, welche sowohl die Bedürfnisse des Nutzers als auch die Wünsche des Architekten und des Sicherheitsberaters berücksichtigt.

Die Problemstellung

Der Nutzer hat einen stark frequentierten, asymmetrischen Durchgangsraum, der aktuell für Personalzugang und Materialtransporte aus dem Außenbereich ins Gebäude hinein genutzt wird. Ein Aufzug führt von hier aus direkt in den Sicherheitsbereich. Aufgrund geänderter Sicherheitsanforderungen soll nun sichergestellt werden, dass alle Nutzer des Aufzuges diesen nur noch alleine (vereinzelt) nutzen können und nur sehr begrenzte Materialmengen mitführen dürfen. Ein Doppel- oder Mehrpersonenzutritt über den Fahrstuhl in den Sicherheitsbereich hinein soll praktisch unmöglich sein. Gleichzeitig soll dieser Raum aber auch wie gewohnt als Materialzugang genutzt werden können.

    Die Liste der zusätzlichen Wünsche des Bauherren ist lang:
  • hochwertige Vereinzelungssicherheit,
  • unsichtbare Integration in die vorhandene Bausubstanz,
  • barrierefreier Zutritt,
  • Umsetzung wichtiger Sicherheitsprozesse (one in/many out),
  • kombinierter Materialtransport (zum Beispiel Werkzeugkoffer),
  • vorhandene Raum- und Wegekonzepte integrieren,
  • keine Einschränkung des Zutrittskomforts,
  • Behinderte können das System vollwertig nutzen,
  • Nachdrängen und Huckepack verhindern,
  • bewusstes und erzwungenes Mitnehmen verhindern,
  • pförtnerloses Arbeiten,
  • kurze Amortisationszeit und
  • hohe Akzeptanz bei den Nutzern.
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Ein Widerspruch in sich?

Mitnichten - alle diese Anforderungen in ein funktionierendes Gesamtkonzept einzubinden klingt widersprüchlich – ist aber lösbar. Zuerst muss man sich von den klassischen Vorstellungen von Vereinzelungstechnologien in Form von Drehkreuzen und ähnlichen Techniken lösen. Moderne Personenvereinzelungssysteme und Materialschleusen zeigen neue, intelligente Wege.

Einen umfassenden Lösungsansatz, der alle oben genannten Wünsche realisieren kann, bietet hier die Produktlinie Smacs von Fastcom Technology. Auf der Grundlage intelligenter Raumdefinitionen und optimierter Sicherheitsprozesse wurde ein rechnerbasiertes System entwickelt, welches mittels aktiver, optischer Messverfahren wesentliche Vorteile bietet. Unabhängig von der vorhandenen Raumgeometrie lässt sich eine komfortable und zuverlässige Personenvereinzelung realisieren, ohne die Nutzer räumlich einzuschränken.

In diesem speziellen Fall wurde das Vereinzelungssystem Smacs Flexmat eingesetzt. Die Funktionsweise des Systems unterscheidet sich deutlich von den allgemein bekannten Vereinzelungstechnologien und kann gegebene Räume nutzen, ohne zusätzliche Baumaßnahmen zu erfordern. Im Schleusenraum sind lediglich optische Detektionselemente im Deckenbereich zu installieren.

Realisierung

    Konzipiert und realisiert wurde folgender Aufbau:
  • Der Raum kann wie bisher als Durchgang für Personen und Material genutzt werden.
  • Ein autarker Rechner ermittelt die räumlichen Veränderungen und übernimmt die Steuerung der Vereinzelungsschleuse.
  • Bei Nutzung des Lesers am Aufzug wird der Raum zum Schleusenraum.
  • Es wird kontrolliert ob
    • die Person alleine in der Vereinzelungszone ist,
    • mitgeführtes Material die zulässige Größe nicht überschreitet (Werkzeugkoffer/Trolley),
    • der restliche Schleusenraum leer ist (Personen/Material) und
    • alle Türen geschlossen sind.
  • Erst nach positiver Rückmeldung aller kontrollierten Parameter fährt der Aufzug in die gewählte Position und kann zur Fahrt in den Sicherheitsbereich genutzt werden.
  • Die Materialzone ist so definiert, dass ausreichend Platz für größeres Handgepäck bis zu etwa 80 mal 60 mal 60 Zentimetern vorhanden ist, andererseits aber so klein ist, dass eine zweite Person hierin keinen Platz findet und als „zu groß“ abgewiesen wird und nicht mitgenommen werden kann.
  • Durch die Integration der Materialzone entfallen viele personelle Überwachungen im Zugangsbereich und die Nutzer können sich im Rahmen der erlaubten Grenzen frei und effektiv bewegen.
  • Vielfach bleiben Mitarbeitern auch große Umwege erspart.
  • Die Integration des Aufzugs in das Schleusenkonzept erfordert die Einbindung eines spezialisierten Aufzugbauers, der insbesondere die softwaretechnischen Voraussetzungen des Aufzugs realisieren kann, damit es nicht zu unerwarteten Schnittstellenproblemen kommt.

    Die Reaktionen

    Besonders erfreut über die intelligente Lösung der Vereinzelung sind die Verantwortlichen der Schnittstellentechniken, wie Einbruch- und Brandmeldeanlagen, die keine Änderungen ihrer Konzepte erarbeiten mussten. Die Möglichkeit des behinderten- und rollstuhlgerechten Zugangs fand sowohl die Zustimmung des Betriebsrates wie auch die des SB-Beauftragten. Da den Mitarbeitern teils große Umwege erspart bleiben und lästige personelle Kontrollen entfallen, ist die Akzeptanz der Vereinzelungslösung groß.

    Erst die Kombination eines intelligenten Zutrittskonzeptes aus funktionaler Zutrittskontrolle und intelligenter Vereinzelung bietet die Möglichkeit, ein maßgeschneidertes Zutrittsmanagement zu konzipieren, welches sowohl die Sicherheitsbedürfnisse des Unternehmens als auch die räumlichen und organisatorischen Bedürfnisse des Anwenders berücksichtigen kann.

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